Untitled
herausholte. Ein … Handy? »Hier«, sagte er und streckte es ihr hin.
Sie klappte es auf und wagte kaum, ihren Augen zu trauen, aber die Anzeige auf dem Display ließ vermuten, dass der Akku voll und die Signalstärke ausgezeichnet waren.
Jetzt holte er noch etwas aus seiner Tasche. Ein Stück Papier. »Meine Kontaktleute in Jakarta haben Morant g e sehen. Er ist hier in Indonesien. Rufen Sie ihn an.« Er reichte ihr den Zettel.
Es war – der Ausdruck einer E-Mail? Mit einer Telefo n nummer. Ich erwarte Ihren Anruf. G.M.
Obwohl, Moment mal!
Diese Telefonnummer kannte Gina – zumindest teilweise – in- und auswendig.
Die letzten vier Zahlen waren dieselben wie die von Max’ Nummer. Sie musste sich setzen.
Heiliges Ofenrohr, Max war auch hier.
Während die gesamte Welt in ihre Einzelteile zerfiel, war Max hier und suchte nach ihr.
»Rufen Sie ihn an«, wiederholte Emilio. »Sagen Sie ihm, dass ich Sie ins Haus von Dr. Olhan Katip bringe, am Nor d ufer dieser Insel hier, Pulau Meda. Wir sind in der Nähe von Pulau Wetar. Katip besitzt ein umzäuntes Anwesen …«
Vielleicht redete er ja weiter.
Aber Gina hörte nicht mehr zu. Sie stand auf und machte ein paar Schritte, um aus Mollys Reichweite zu kommen, die versucht hatte, ihr den Zettel und das Telefon wegz u schnappen.
Mit klopfendem Herzen wählte Gina die Nummer und betete inständig, dass das Leben nicht so grausam und diese Nummer nur ein bloßer Zufall war.
Gegen zehn Uhr am Vormittag klingelte Jules’ Handy.
Jones war gerade in der Küche und durchsuchte die wohl gefüllten Regale nach etwas Essbarem mit einer ordentlichen Portion Kohlenhydrate.
Er entschied sich für eine der drei Büchsen mit Beef-a-Roni, die gleich vorne standen.
Was ein ziemlicher Luxus war – nicht gezwungen zu sein, eine Büchse aus dem längst vergessenen, hinteren Teil des Regals nehmen zu müssen, nur damit die Besitzer der Wohnung nicht merkten, dass sie ungebetene Gäste gehabt hatten.
Jules hatte ihm erzählt, dass die CIA dieses Apartment für eine Ermittlung gegen irgendwelche terroristischen Aktiv i täten benutzte.
Der Terrorist, um den es dabei ging, wohnte zwei Häuser von ihrem vermutlichen Entführer entfernt.
Welch glücklicher Zufall. Hätte man sagen können, wenn Jones an so etwas wie Glück oder Zufall geglaubt hätte.
Er wusste genau, wie die Dinge auf diesen kleinen, a b gelegenen Inseln liefen. Man konnte getrost davon ausgehen, dass es einen guten Grund dafür gab, dass ein mutmaßlicher Terrorist sich entschlossen hatte, praktisch Tür an Tür mit Emilio Testa zu wohnen.
Aber egal, welche Verbindungen bestehen mochten, diese Wohnung war ein Geschenk des Himmels. So waren sie während der frühmorgendlichen Regenfälle trocken g e blieben. Anderenfalls hätten sie die ganze letzte Nacht auf dem Dach zubringen müssen.
Was ihnen in der kommenden Nacht natürlich immer noch blühen konnte – sollten sie tatsächlich so lange warten müssen, bis sie Emilio Testas Haustür durchbrachen.
Denn die ganze Scheiße des heutigen Tages hatte mit der Nachricht begonnen, dass Benny – Jules’ CIA-Kontaktmann – in ausgesprochen toter Verfassung aufgetaucht war.
Jules und Max befanden sich mitten in einer Diskussion, ob sie nun hier bleiben oder wieder abreisen sollten. Ob Bennys Tod etwas mit ihnen zu tun hatte. Und ob Jules die ganze weite Reise nach Jakarta antreten sollte, um diese Überwachungsgeräte zu besorgen, die sie so gerne haben wollten.
Doch jetzt schaute Jules sein klingelndes Telefon an. »Okay«, sagte er so laut, dass auch Jones es mitbekommen konnte. »Das ist nicht Yashi – ich kenne die Nummer gar nicht. Könnte also unser Mann sein.«
Jones kam zur Küche heraus. »Dann sollte ich wohl ra n gehen.«
»Ich schalte den Lautsprecher ein«, sagte Jules z u stimmend. »Und denken Sie daran, dass er das vielleicht auch macht.«
Jones spürte einen Adrenalinstoß und zwang sich dazu, Jules zu vertrauen und zu glauben, dass Testa sie dank Yashi in Washington D.C., nicht würde lokalisieren können. Er zwang sich zur Konzentration. Man konnte leicht den Faden verlieren, wenn man so unter Spannung stand. Man konnte leicht nur das hören, was man hören wollte oder einfachste Sätze missverstehen.
Aber schon unmittelbar nachdem er den Anruf a n genommen und »Morant« in den Hörer genuschelt hatte – wie lange war es eigentlich her, dass er sich mit diesem Namen gemeldet hatte? –, erwiesen sich all seine geistigen Vo r
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