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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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seiner priesterlichen Kopfbedeckung ... und sprang in die Tiefe. Wiederum landete er wohlbehalten.
      „Wie enttäuschend, Hochwürden! Ich hatte gehofft, wir würden diese unerfreuliche Angelegenheit schneller hinter uns bringen!" Madame Vanille schaute Hochwürden sehr vorwurfsvoll an, bevor sie unbarmherzig fortfuhr: „Sie sind aber auch zu sehr auf Ihr eigenes Wohlergehen bedacht. Sollte es nicht bald klappen, dann fürchte ich sehr, daß wir uns etwas anderes ausdenken müssen. Hüpfen Sie nur weiter, Herr Pfarrer. Ich für meinen Teil will nur schnell zum Grab meines Gottseligen laufen."
      Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte hinüber zum anderen Grab. In ihrem grenzenlosen Eifer übersah sie eine neue Einfriedung, verlor die Balance und stürzte kopfüber in die frischen Knoblauchblumen.
      Der Priester, der das Unglück kommen sah, wollte der alten Dame helfen und sprang eilends vom Grabmal, fiel jedoch über die achtlos zur Seite gelegte Harke und blieb mit seltsam gekrümmtem Fuß stöhnend liegen ... Madame Vanille, bereits erholt von ihrem harmlosen Sturz, rappelte sich wieder auf und klatschte begeistert in die Hände: „Es hat geklappt! Es hat geklappt!"
      „Einer solchen Herzlosigkeit hätte ich Sie niemals für fähig gehalten, meine Liebe. Auch wenn dieses ganze Theater hier zur Aufklärung einer mehr als mysteriösen Angelegenheit notwendig ist, so tut mein Fuß doch lausig weh, und Sie haben nichts Besseres zu tun, einem ganzen Indianerstamm auf Kriegspfad gleich um mich herumzutanzen!" Der Priester wimmerte mitleiderregend. „Außerdem, haben Sie sich eigentlich überlegt, wie wir jetzt von hier fortkommen?"
      „O weh! Darüber habe ich mir tatsächlich keine Gedanken gemacht." Madame schaute ratlos. „Sie glauben nicht, daß Sie,
    auf mich gestützt, ins Dorf humpeln können, nein?"
      Der Geistliche taxierte zweifelnd ihre zierliche Gestalt, bevor er sich mühevoll aufzuraffen versuchte. „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als es zu versuchen. Also los."
      Hilfreich stellte sich die kleine Dame neben den Geistlichen, der sich gerade mühsam aus seiner ungewollt mißlichen Lage hochquälte. Auf einem Bein blieb er jammernd stehen.
      „Stützen Sie sich nur fest auf mich, Hochwürden", preßte Madame unter größter Anstrengung hervor. Unter dem Gewicht des Priesters drohte sie zusammenzubrechen. Klein beigeben aber wollte sie unter gar keinen Umständen. Würde sie es trotzdem schaffen? Vorsichtig machten sich die zwei auf den Weg. Mehr und mehr zweifelte sie an ihren körperlichen Kräften. Andererseits konnte sie Hochwürden nicht seinem Schicksal überlassen.
      Während sie ihren schwerwiegenden Gedanken nachhing und immer mehr Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen, kamen sie an dem kleinen Friedhofsbrunnen vorbei. Eine Schubkarre stand einladend daneben.
      „Das ist es", rief sie begeistert, löste sich flugs aus der krampfhaften Umklammerung des Priesters und ächzte zur, wie ihr schien, letzten Rettung.
      Der Geistliche stand verdattert auf einem Bein und starrte der kleinen Dame hinterher. Bruchteile von Sekunden allerdings reichten aus, um ihm bewußt werden zu lassen, daß er soeben seiner hilfreichen Stütze verlustig gegangen war, worauf er das Gleichgewicht verlor und zum zweiten Mal unfreiwillig zu Boden ging.
      Madame sah ihren hilflosen Nachbarn und bekam Gewissensbisse. Mühsam versuchte sie, die Schubkarre über den aufgeweichten Boden zu manövrieren.
      Endlich war es geschafft. Voller Schuldgefühle half sie erneut dem zeternden Geistlichen auf die Beine und bugsierte ihn in die Schubkarre. Beide atmeten erleichtert auf, als er endlich auf dem Gefährt Platz gefunden hatte. Liebevoll ordnete Madame die Sou tane. Hochwürden hielt seine Kopfbedeckung krampfhaft fest, und schon ging's den Berg hinunter.
      Der Hügel fiel steil zum Dorf hin ab, so daß Madame ihre liebe Not hatte zu verhindern, daß die Schubkarre sich selbständig machte. Sie mußte alle ihre Kräfte aufbieten, um den Geistlichen nicht in ein noch größeres Unglück zu stürzen.
      Unter heftigem Geächze und Gestöhne erreichten beide das Dorf.

    III.

    Am darauffolgenden Morgen kamen die Kirchgänger vergeblich zur Kapelle. Der Priester, sonst die Pünktlichkeit in Person, sei, so hieß es, indisponiert und von daher nicht in der Lage, die Messe zu lesen.
      Während die Gläubigen enttäuscht und ohne den morgendlichen Zuspruch den Hügel wieder

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