Untitled
bitte machen Sie einen Arm frei. Dies ist jetzt Ihre große Chance! Sie wollten doch schon immer eine Seele retten!"
Sofort trat die kleine Dame energisch auf den Priester zu und krempelte ohne viel Federlesens den langen Ärmel seiner Soutane und des darunter befindlichen Hemdes hoch.
Da die junge Witwe noch schlief, gelang es dem Arzt und seiner unbeirrbaren Helferin, den Geistlichen mit sanfter Gewalt gleich neben sie zu betten. Die Transfusion konnte beginnen!
„Ich weiß ja nicht, ob Ihre Idee wirklich so gut ist, wie Sie annehmen. Vielleicht sollte man ..." Hochwürden versuchte sich aufzurichten, wurde jedoch sogleich von sanften Händen auf die Kissen zurückgedrückt. Er seufzte tief. Man konnte deutlich merken, wie äußerst unbehaglich ihm zumute war, in einem Ehebett zu liegen.
Madame sah die unzähligen Schweißtropfen auf seiner Stirn und flüsterte ihm zu: „Es ist doch wirklich für eine gute Sache, Hochwürden!"
„Das sage ich mir ja auch die ganze Zeit. Aber, ich wage es kaum zu gestehen: Ich habe solche Angst vor Spritzen!"
„Keine Sorge, Hochwürden. Sie werden kaum etwas spüren!" Der Doktor beherrschte sein Handwerk, und kurze Zeit später floß das geistliche Blut hinüber in die Vene der jungen Unglücklichen.
Die drei gönnten sich eine kleine Verschnaufpause und überlegten, wer wohl der Ungeheuerliche gewesen sei, der dieses junge Geschöpf in solch ein tiefes Unglück gestürzt hatte.
„Herr von Grauenstein kommt meiner Meinung nach nicht in Frage. Obwohl, man kann nie wissen, wozu ein Verliebter fähig ist, zumal die Blutgruppe seinem Geschmack besonders zusagte", überlegte der Arzt, während er die Transfusion überwachte. „Vielleicht wollte er sie zu sich holen?"
„Graf Dracula!" meinte Hochwürden. „Allerdings, vorstellen kann ich es mir nicht so recht bei seiner Angst um seine Stiftzähne. Andererseits, der Hals ist zart und weich."
„Ach was", rief aufgeregt Madame dazwischen. „An das Nächstliegende denken Sie wohl gar nicht, meine Herren." Die beiden Männer sahen sich verdutzt an.
„Die krankhafte Eifersucht einer Frau ist dafür verantwortlich!" Erwartungsvoll schaute Madame die Herren an. „Die Contessa!" riefen sie wie aus einem Munde. „Natürlich, wie kann es anders sein?" bestätigte sie.
„Jetzt kann uns nur noch Herr von Grauenstein helfen", meinte der Arzt. „Wie wäre es mit folgendem Vorschlag. Wir werden Herrn von Grauenstein bitten, heute nacht mit uns hier Wache zu halten. Sie, meine Liebe, sind so gut und bringen neue Blumen auf das Grab Ihres Gatten. Dabei werfen Sie unauffällig einen Brief in die Gruft. Es gibt ja genug Spalten dank meines Abkommens mit dem Edlen." Er zwinkerte dem Geistlichen zu.
„Sie, Hochwürden, verbringen die nächste Zeit hier bei der Witwe. Sie sind außer Herr von Grauenstein der einzige, der wenigstens etwas gegen einen wütenden Vampir auszurichten vermag. Ich erledige in der Zwischenzeit meine Patientenbesuche und meine Sprechstunde. Sobald es dunkel wird, treffen wir uns hier wieder."
Er erlöste den Priester von den Schläuchen, die zum Blutaustausch nötig waren und verabschiedete sich. Die alte Dame begleitete ihn.
„Sie würden eine wunderbare Krankenpflegerin abgeben, meine Liebe. Bei Ihnen müßte jeder gleich gesund werden."
Madame verließ das Auto geradezu fluchtartig, damit der Arzt nicht sehen konnte, wie sie über dieses Kompliment errötete.
Wie verabredet, fand man sich nach Einbruch der Dunkelheit im Hause der Kranken wieder zusammen. Die junge Frau lag so anmutig und schön in ihren Kissen, daß dem Edlen vor lauter Rührung die Tränen in die Augen traten. Er entschuldigte sich immer wieder für das schauderhafte Verhalten der Contessa. „Ich werde es ihr schon zeigen, wenn sie heute nacht das arme Geschöpf hier heimsuchen sollte."
Eine kleine Nachttischlampe diente als einzige Lichtquelle. Die alte Dame hatte sie mit einem Spitzentüchlein abgedeckt.
In stillem Einvernehmen warteten sie nun auf das, was folgen sollte. Der Edle saß auf der Bettkante und starrte gedankenverloren die junge Frau an. „Meine Liebe zu dir ist grenzenlos! Ich werde es dir beweisen", murmelte er traurig.
Nur Madame hatte ihn verstanden und trat zu ihm. Sie nahm seine ebenmäßige Hand und drückte sie fest. „Lieber Herr von Grauenstein, nur Sie können die junge Frau retten. Sie ganz allein! Nehmen Sie die Contessa
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