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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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diese Exklusivität hatte sie ihren Lebensstil gegründet, der sich in vielerlei Hinsicht von dem der Freundinnen unterschied.
      „Nun, meine Damen? Sie haben mich neugierig gemacht. Worin liegt Ihr früher Besuch begründet?"
      „Sie waren doch auch", sprudelte es aus beiden Mündern gleichzeitig heraus. Die beiden Besucherinnen schauten einander verwirrt an und schwiegen. „Also gut!" Trani ergriff endlich das Wort mit einer ihr sonst fremden Schnelligkeit. „Auch Sie, verehrte Frau Eulalia ..." – bei dieser Anrede nahm die Dame des Hauses Haltung an – „... waren vor ein paar Tagen zum Kaffeekränzchen bei unserer Nachbarin eingeladen, nicht wahr?"
      „Ist Ihnen dort etwas Verdächtiges aufgefallen?" drängte sich das Fräulein dazwischen.
      „Verdächtiges", wiederholte Eulalia gedehnt. „Verdächtiges? Nein, eigentlich nicht. Unsere Freundin schien nur etwas nervöser als sonst. Tja! Und dann ... warten Sie! Ach ja, etwas ungewöhnlich verlief dieser Nachmittag schon!"
      „So! Also doch!" Trani beugte sich vor und fixierte Eulalia.
      „Ja, ja! Jetzt erinnere ich mich. Hochwürden und der Doktor waren auch anwesend. Herrenbesuch hatten wir sonst noch nie bei unserem Damenkränzchen."
      „Sonst war kein Gast mehr dort? Ich meine, einen gutausse henden jungen Mann in einem schwarzen Cape haben Sie nicht getroffen?" bohrte Trani weiter.
      „Nein! Leider nicht! Sollte ich denn?" fragte die Diplomatentochter mit glänzenden Augen.
      „Dieser schöne junge Mann kam, nachdem Sie und Ihre beiden Freundinnen das Kränzchen verlassen hatten, aus dem Haus und verschwand in Richtung Hügel!" Die Stimme des Fräuleins überschlug sich fast vor Eifer.
      „Nein! Gesehen haben wir dieses Wunder von einem schönen jungen Mann nicht", bedauerte Eulalia.
      „So langsam wird mir einiges klar. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich meine beiden Freundinnen herüberhole? Ich glaube, wir sind der Lösung des Rätsels näher als wir denken. Einen Moment bitte! Ich bin gleich wieder zurück! Bedienen Sie sich in der Zwischenzeit mit dem Armagnac. Er ist ausgezeichnet. Gläser finden Sie in der Vitrine!"
      Unter normalen Umständen hätte sie niemals etwas von ihrem Lieblingsgetränk angeboten. Noch dazu diesen „Proletinnen"! Aber die Angelegenheit schien ihr vielversprechend. Die beiden Frauen mußten unbedingt bei Laune gehalten werden. Sie war neugierig und wollte mehr über diesen jungen Mann erfahren.
      Sie läutete Sturm bei den Freundinnen. Daß sie noch immer ihren Morgenrock trug, störte sie nicht. Energisch raffte sie ihn zusammen, wobei ihr schmerzlich bewußt wurde, daß sie sich in ihrem Alter nur noch an Erzählungen über hübsche junge Männer ergötzen konnte. Die körperlichen Reize von früher waren unwiederbringlich dahin.
      Aber sie hatte gelebt! Die Erinnerungen konnte ihr niemand nehmen. Ganze Nachmittage verbrachte sie damit, gemütlich in ihrem Schaukelstuhl zu sitzen und ihr bewegtes Liebesleben Revue passieren zu lassen. Sie hatte nicht geheiratet. Für die Eltern waren die Herren, die sich um die Tochter bemühten, nie gut genug gewesen. Und ihre letzte große Liebe, Eulalia war zu diesem Zeitpunkt schon das gewesen, was man damals ein spätes Mädchen nannte, fiel zu Anfang des Krieges. Ihm war sie treu geblieben bis zum heutigen Tag. Aber versäumt, versäumt hatte sie deshalb noch lange nichts.
      „Sidonie! Clothilde! Kommt schnell", rief sie aufgeregt den Freundinnen zu, die, ebenfalls neugierig geworden, ihre Köpfe aus den Fenstern steckten.
      Schnell war sie wieder in ihren eigenen vier Wänden, für die beiden Frauen zu schnell. Gerade noch sah sie, wie Trani sich und ihrer Begleiterin den zweiten Armagnac einschenkte. Mit der Menge wurde nicht gegeizt, wie Eulalia entsetzt erkannte. Schnell griff sie nach der Flasche und verschloß sie in der Vitrine.
      „Setzt euch!" forderte sie Sidonie und Clothilde auf. „Hört, was für wunderliche Nachrichten uns die beiden überbringen!"
      Atemlos lauschten sie der Berichterstattung über jenen geheimnisvollen schönen Mann.
      „Und er soll zur gleichen Zeit dagewesen sein wie wir", stotterte Sidonie aufgeregt. „So eine Unverschämtheit, ihn uns vorzuenthalten. Ich glaube, ich werde mal ein ernstes Wörtchen mit unserer Freundin reden müssen!" Sidonie war pikiert, und die anderen konnten sie nur mit Mühe von ihrem Vorhaben abbringen.
      „Ach, ihr Dummen", ereiferte sich

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