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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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entsann sich des Sprichwortes einer früheren Freundin: „Wer schwindelt, muß ein gutes Gedächtnis haben!" Wie wahr!
      Er war aufgeregt wie lange nicht mehr. Seinen Smoking trug er über dem Arm. Erst bei Madame wollte er sich umziehen.
      Er stieg in seinen Wagen und fuhr los. Wie vereinbart, parkte er nicht direkt vor dem Haus von Madame, sondern in einer Seitenstraße, damit man vermuten konnte, er mache einen Hausbesuch. Keinesfalls sollten Außenstehende die drei Verschworenen an diesem Abend miteinander in Verbindung bringen.
      Als er den Wagen sorgfältig abgeschlossen hatte, hastete er zur nächsten Häuserecke. Das neblig-trübe Wetter kam ihm sehr zupaß. Als er jedoch zielstrebig auf das kleine Häuschen von Madame zusteuern wollte, ließ ihn eine durchdringende Stimme zusammenzucken: „Einen wunderschönen guten Abend, Herr Doktor! Zu so später Stunde noch unterwegs?"
      „O Schreck! Die alte Frau Meyer mit ihrem dusseligen Köter", murmelte er. Vergebens suchte er nach einer Möglichkeit, sich zu verbergen.
      „Ja, leider, und das bei diesem Wetter!" setzte er laut und vernehmlich hinzu. „Sie entschuldigen, aber ein dringender Fall!"
      Damit hoffte er, dieses Hindernis sei genommen, doch er hatte die Rechnung ohne den Hund gemacht, der kläffend hinter dem forteilenden Doktor herlief.
      „Willst du wohl still sein, du gräßliche Töle! Du machst das ganze Dorf auf mich aufmerksam", redete er wütend auf den Hund ein, der die Beschimpfungen jedoch als Aufforderung zum Spielen betrachtete. Als der Arzt versuchte davonzurennen, jagte er hinterher, sprang an ihm hoch, um sich schließlich im Schalkragen des Smokings festzubeißen. Wütend versuchte der Doktor, sein für diesen Abend wichtiges Utensil aus den Zähnen der knurrenden Bestie zu befreien. Doch das Unglück war nicht aufzuhalten! Raaatsch – ein Geräusch, das dem Arzt ohrenbetäubend laut die Stille der Nacht zu zerreißen schien – und der seidige Kragen hing zwischen den Lefzen des stolz wedelnden Hundes.
      „Mistköter, elender", fauchte der Doktor, während das Tier ihn für einen Moment scheinbar fragend ansah, um gleich darauf triumphierend mit der soeben ergatterten Beute zu Frauchen zurückzupreschen. Erwartungsvoll legte es den Kragen der alten Frau Meyer, die aus dem Staunen nicht heraus kam, vor die Füße. „Das ist aber ein merkwürdig dringender Fall!" Schnurstracks wollte sie hinter dem Arzt hereilen, um sich für die Unartigkeit ihres Hundes zu entschuldigen, doch ihre Mühe war umsonst. Trotz intensiven Suchens war er nirgends mehr zu entdecken.
      Der Doktor hatte sich schnellstens in das Haus von Madame gerettet. Schwer atmend ließ er sich in einen Plüschsessel fallen. Es dauerte eine Weile, bis er fähig war, der alten Dame von dem Mißgeschick zu berichten. „Und was mache ich jetzt?" fragte er zerknirscht und wies auf seinen lädierten Smoking.
      „Mein lieber Freund! Ihr gutes Stück in Ehren, aber ich glaube, daß Sie zu diesem Anlaß sowieso nicht korrekt gekleidet gewesen wären. Der Smoking dürfte in jener Zeit noch nicht salonfähig gewesen sein, es sei denn, er wurde, seines Namens gemäß, im Rauchzimmer, im intimen Kreis, getragen."
      Derart belehrt, sackte der Arzt enttäuscht in seinem Sessel zusammen. „Ich glaube kaum, daß ich in Hemdsärmeln eine bessere Figur machen werde", stöhnte er.
      Die alte Dame verschwand wortlos in ihrem Schlafzimmer. Dort durchwühlte sie einige Minuten die riesige Kleidertruhe und hielt plötzlich einen guterhaltenen Frack mit den notwendigen Accessoires – steife Hemdbrust und Kragen, dazu eine leicht zerknitterte weiße Fliege – in den Händen. „Du hast doch nichts dagegen, Liebster", hauchte sie in Richtung ihres Seligen. „Aber der bemitleidenswerte Doktor entspricht in etwa deiner Statur!" Vergebens wartete sie diesmal auf das Beifallslächeln, das sie heute morgen noch so bestärkt hatte. Mit einem nicht ganz reinen Gewissen verließ sie das Schlafzimmer.
      Inzwischen war auch Hochwürden eingetroffen, und die beiden Herren unterhielten sich angeregt. Der Geistliche hatte ebenfalls äußerst vorsichtig taktieren müssen.
      Mit schlechtem Gewissen und unter dem Vorwand, er habe Migräne und wolle früh zu Bett gehen, hatte er sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen. Er war überzeugt, daß Trani ihm nicht glaubte, und das für solche Gelegenheiten notwendige „Pokerface" hatte er noch niemals auf seine milden

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