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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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geistlichen Züge zwingen können. „Kaum, daß ich in meinem Zimmer verschwunden war, klopfte es auch schon. Trani wollte mir nur ein neues Nachthemd bringen! Dabei hatte ich es schon am Abend vorher gewechselt. So blieb mir nichts anderes übrig, als es überzuziehen und so zu tun, als wollte ich einschlafen. Ich glaube, ich habe dabei keinen sehr natürlichen Eindruck hinterlassen. Wie befürchtet, betrat Trani eine halbe Stunde später noch einmal meinen Schlafraum, um mir ein Glas heiße Milch mit Honig zu servieren! Dabei lächelte sie so merkwürdig hintergründig! Mir blieb wieder nichts anderes übrig, als mich eine Viertelstunde schlafend zu stellen. Um fünf Minuten vor neun öffnete sich die Tür sehr viel vorsichtiger als vorher, und Trani spähte erwartungsvoll zu mir herüber. Auf diesen Moment hatte sie gewartet.
      ,Zum Donnerwetter! Kann ich nicht endlich meine Ruhe haben', fuhr ich brüllend hoch. Sie glauben gar nicht, wie schnell sie die Türe zuschlug und in ihr Zimmer rannte! Rasch sprang ich aus meinem Bett und schlüpfte in die Soutane. Ich hoffte, meine neugierige Haushälterin derart erschreckt zu haben, daß sie nicht mehr wagen würde, mein Zimmer erneut zu betreten. Dann schlich ich leise über den Gang zur Haustür. Beim Öffnen quietschte diese fürchterlich, und ich dachte schon, daß der alte Besen wieder auftauchen würde. Aber, gottlob, alles blieb still.
      Auf der Straße war auch niemand zu sehen, so daß ich unbemerkt angekommen bin."
      Hier irrte der Geistliche allerdings gewaltig. Hätte er einen Blick zurückgeworfen, wären ihm zwei neugierige Augenpaare hinter Tranis geschlossenem Fenster aufgefallen.
      Inzwischen hatte Madame Vanille das Wohnzimmer wieder betreten. „Hier, mein lieber Doktor, habe ich etwas für Sie! Der Frack gehörte meinem Gottseligen. Wollen Sie sich jetzt bitte umziehen?"
      „Gern", antwortete der Arzt und schaute die alte Dame dankbar an. „Am besten ziehe ich mich gleich bei Ihnen im Schlafzimmer um ...!"
      Ein spitzer Schrei von Madame ließ ihn in seinem Vorhaben innehalten. „Teuerste, was ist Ihnen?"
      „Nein, nein! Nicht im Schlafzimmer", stotterte sie kreidebleich geworden.
      „Haben Sie etwa noch einen Vampir versteckt", fragte Hochwürden spitzbübisch, „oder warum darf unser Freund Ihr Schlafgemach nicht betreten?"
      „Dabei sind Schlafzimmer netter Damen mein täglich Brot!" Der Arzt zwinkerte dem Geistlichen vergnügt zu.
      Madame wurde immer verlegener. „Es ist nur, ,Er' könnte es vielleicht nicht wollen", brachte sie endlich etwas verschämt hervor.
      „Wer könnte was nicht wollen?" fragten beide Herren wie aus einem Munde.
      „Mein Gottseliger", antwortete sie trotzig.
      Lachend verschwand der Arzt im Badezimmer, um sich dort umzuziehen. Der Pfarrer hatte ebenfalls große Mühe, die nötige Würde zu wahren, doch er fand, daß es die reizende Dame ehre, zu ihrem verstorbenen Gatten ein so inniges Verhältnis zu bewahren.
      „Wirklich unerhört!" murmelte er.
      „Was ist unerhört?" Madame sah Hochwürden fragend an, der verlegen wurde und unsicher hüstelte.
      „Wie sehe ich aus?" Der Arzt war zurückgekommen und strahlte. In geliehenen Sachen fühle er sich zwar nie recht wohl, aber er mußte freudig zugeben, daß ihn der Frack ausgezeichnet kleidete.
      „Fantastisch", hauchte die kleine Dame hingerissen. „Sitzt wie angegossen. Meinen Seligen kleidete er auch immer besonders gut ...!" Aber, Hochwürden! Wollen Sie uns nun endlich erklären, was Sie so unerhört finden?" Madame ließ sich nicht beirren.
      Der Priester wurde rot. Wie sollte er Madame die Ungeheuerlichkeit der üblen Nachrede nahebringen? Dabei handelte es sich letztlich doch nur um ein Mißverständnis, das die drei durch ihre Geheimniskrämerei selbst heraufbeschworen hatten. Flehentlich schaute er den Arzt an, dem die Angelegenheit nicht minder peinlich war, weshalb er, um seiner Verlegenheit Herr zu werden, in den Taschen der Frackhose herumzuwühlen begann.
      „Bitte, meine Herren! Sie verheimlichen mir etwas, nicht wahr? Wir sind doch Verschworene, und ich habe das Recht, alles, was unser Geheimnis angeht, zu erfahren."
      „Auch, wenn es sich um, sagen wir, äußerst unangenehme Dinge handelt?" warf Hochwürden vorsichtig ein, in der Hoffnung, Madame dadurch abzuschrecken. Er erreichte natürlich, wie sollte es auch anders sein, genau das Gegenteil.
      „Gerade dann ist es

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