Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
Geistlichen. „Ach bitte, Herr Pfarrer! Hilft Knoblauch eigentlich auch gegen Werwölfe?"
      „Hier, meine Liebe, hilft wohl nur noch Beten", lautete sein etwas blasser Kommentar.
      „Worauf haben wir uns da nur eingelassen!" Die Stimme der alten Dame klang mutlos. Sie überlegte, ob sie sich nicht mit einem ihrer klassisch-schönen Ohnmachtsanfälle aus der Affäre ziehen sollte.
      „Frau Gräfin sind schon sehr gespannt!" Die Stimme des Heiseren ließ Madame von ihrem Vorhaben zunächst einmal Abstand nehmen. Auf die Gräfin war auch sie sehr neugierig. Außerdem, so schien ihr, hielt der gute Doktor ihre Hand eine Nuance fester als laut Knigge erlaubt. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durchströmte sie, und dankbar erwiderte sie den Händedruck.
      Unvermittelt blieb der blinde Diener stehen. Er öffnete eine große Flügeltür und verkündete mit heiserer Stimme: „Eure Scheußlichkeit, ich erlaube mir untertänigst, die soeben eingetroffenen Gäste anzukündigen!"
      „Laß sie nähertreten, Flieger", ertönte es schrill aus dem hinteren Teil des großen Salons, der durch ein kleines Feuer im Kamin und eine kurz vor dem Ersterben flackernde Kerze matt erleuchtet wurde.
      „Kommen Sie! Kommen Sie nur näher!"
      Zaghaft rückten die drei in das Innere des Salons vor. Am Kamin stand ein großer Ohrensessel, in dem eine entsetzlich häßliche Alte saß, deren strähniges rotes Haar unordentlich zu einem Knoten aufgesteckt war. Ein Diadem voll funkelnder Edelsteine, zum Teil in Tropfenform geschliffen, stand in krassem Gegensatz zu der schlampigen Frisur.
      Bekleidet war die Gräfin, denn um niemanden anderes konnte es sich handeln, mit einem türkisfarbenen Negligé, das über ei nem rosefarbenen Satinhemd lässig zusammengehalten wurde. Ein fetter Kater vollendete das Bild des Grauens. Träge schlug er, während er feist auf ihrer mageren Schulter ruhte, ein Auge auf. Befriedigt, daß es sich nicht um eine jener aufdringlichen Mäusegesellschaften handelte, der er zu beweisen hätte, wer hier der Herr im Hause sei, verfiel er wieder in wohligen Schlummer.
      Die für die Gäste sehr verwunderliche Anrede „Eure Scheußlichkeit" schien in jeder Hinsicht gerechtfertigt.
      „Willkommen auf Schloß Grauenstein!" schrie die Gräfin den verstörten Ankömmlingen entgegen. „Kann mich gar nicht erinnern, jemals einen Geistlichen hier oben begrüßt zu haben!" Dabei ergriff sie mit ihren spindeldürren Fingern, bespickt mit übergroßen Ringen, die Hand des Priesters. „Es ist halt immer irgendwann das erste Mal, nicht wahr, Hochwürden?" Damit wandte sie sich auch schon an Madame und musterte sie eingehend. „Willkommen auch Sie, Verehrteste! Wie vornehm Sie gekleidet sind! Die Perlen sind doch nicht etwa echt?"
      Bevor Madame, empört über diese degradierende Unterstellung, etwas erwidern konnte, hatte sich die charmantschlampige Gräfin bereits dem Doktor zugewandt. Graziös reichte sie ihm die Hand zum Kusse.
      Sichtlich widerwillig beugte sich der Arzt über sie. Die protzigen Ringe stachen ihm förmlich in die Augen, und er ließ sich genug Zeit, sie eingehend zu taxieren.
      Er war davon überzeugt, daß die Gastgeberin allein an der rechten Hand Edelsteine im Wert von einigen Hunderttausend trug.
      „Donnerwetter!" murmelte er fasziniert in Richtung des Geistlichen. „Diese alte Vettel muß über den Tod hinaus ein immenses Vermögen horten!"
      Rasch wandte er sich dann an die Gräfin, um sich im Namen seiner Freunde für die Einladung zu bedanken. „Wir wissen diese Auszeichnung sehr zu schätzen und würden uns freuen, unseren guten Freund, den Edlen, hier zu treffen", beendete er seine umständlich lange Höflichkeitstirade.
      Die Gräfin blickte gelangweilt. „Ach, dieses intellektuelle schwarze Schaf der Familie! Daß sie auch gerade ihn zuerst kennenlernen mußten! Er schlägt so vollkommen aus der Art. Kann keiner Fliege etwas zuleide tun, geschweige denn, seinem Dasein als Vampir alle Ehre machen und kräftig zubeißen! Dabei lebten wir hier in eitel Zwietracht! Wir hassen uns über alle Maßen und Bösartigkeit gegenüber unseren Nächsten ist das höchste Ziel. Aber er! Er muß immer alles verderben mit seiner dämlichen Auffassung von Liebe und Gerechtigkeit! Nicht einmal seinem alten Onkel Louis Arthur gönnt er das kleine Vergnügen des Herumgeisterns. Dabei wird der Alte noch ganz grantig, und ich darf mir dann tagelang seine

Weitere Kostenlose Bücher