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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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vorstellen? Graf Dracula aus Transsylvanien! Louis Arthur, Graf Grauer zu Graunstein!"
      Madame wurde kreidebleich, als sie den Kopflosen erkannte. Graf Louis Arthur seinerseits war wieder einmal bestrebt, seinen Kopf an der richtigen Stelle zu halten. Er war von Herzen erfreut, ein ihm bekanntes Gesicht zu sehen und eilte auf Madame zu. Beide Hände streckte er ihr entgegen, um sie aufs herzlichste zu begrüßen. „Wir hatten bereits das Vergnügen!"
      „Was wohl doch mehr einseitig gewesen sein dürfte", erwiderte Madame etwas verstört.
      Der Graf gedachte ihr in formvollendeter Verbeugung die Hand zu küssen, verlor jedoch jegliche Kontrolle über seinen wackeligen Kopf, der nach vorn überkippte und auf den Boden zu plumpsen drohte. Madame jedoch, einem ihrer noch so gesunden Reflexe Folge leistend, fing den Kopf mit beiden Händen auf. Als ihr jedoch bewußt wurde, was sie da festhielt, streckte sie dem zappelnden Rumpf schnell sein verlorengegangenes Körperteil entgegen.
      „Danke vielmals, Gnädigste! Danke! Danke!" Der Graf überschlug sich förmlich vor Höflichkeit.
      „Durch ihr tapferes Eingreifen habe ich diesmal keine dieser häßlichen Beulen davongetragen. Die damit verbundenen rasenden Kopfschmerzen werden mir ebenfalls erspart bleiben. Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich leide, wenn dieser dumme Kopf immer wieder seiner Wege rollt!"
      „Es muß wirklich sehr unangenehm sein", pflichtete ihm die alte Dame höflich bei. Ein ganz klein wenig empfand sie sogar Mitleid mit dem kopflosen Grafen. Andererseits aber wollte sie ihm den Schrecken, den er ihr eingejagt hatte, nicht so schnell verzeihen.
      „Gestatten Sie mir eine Frage, Herr Graf?" Der Doktor war neben ihn getreten und betrachtete ihn genau. „Was zwingt Sie, so kopflos durch die Gegend zu geistern? Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Neugierde.
      „Aber selbstredend." Das Gespenst gab sich leutselig. „Es ist Ihr gutes Recht, als willkommener Gast in diesem Hause informiert zu werden. Nun ..." Hier machte er eine bedeutungsvolle Pause. Graf Dracula und er grinsten einander an wie zwei Verschworene. „Mein Leben endete mit einer traditionellen Hinrichtung. Ich wurde guillotiniert!"
      „Ooh", flüsterte Madame mitfühlend, „und ich wollte Sie schon fragen, ob Sie Ihren Kopf nicht auf irgendeine Art und Weise befestigen könnten! Aber so, das geht ja dann wohl nicht mehr, oder Herr Doktor?"
      „Nun, ich würde sagen, diese Schädigung ist irreparabel. Machen Sie das Beste daraus, mein Lieber!" Dabei klopfte er dem Gespenst väterlich auf die Schulter, was dieses mit einem dankbaren Lächeln quittierte.
      „Da haben Sie ja schon ganz schön was hinter sich", meldete sich der Geistliche zu Wort. „Ich könnte mir vorstellen, daß eine Hinrichtung etwas äußerst Schmerzhaftes ist. Oder täusche ich mich da?"
      „Wissen Sie, an die Hinrichtung selbst habe ich nur noch wenig Erinnerungen. Sicher, es war unangenehm, wie mich die Gehilfen des Henkers packten und auf das Brett schnallten, aber alles verlief derart schnell, daß ich sagen muß, diese Kerle verstanden ihr Handwerk. Peinlich wurde es nur, als ich merkte, daß mir kein friedliches Ende beschieden war!"
      „Wie sollte ausgerechnet dir ein friedliches Ende bestimmt sein?" Graf Draculas Einwand klang mehr als gehässig. „Bei deinen vielen Boshaftigkeiten, die du schon zu deinen Lebzeiten an den Tag gelegt hast!"
      Der Kopflose machte eine verächtliche Handbewegung. „Also, wie gesagt, als ich feststellte, daß ich ein Gespenst bleiben sollte, bemühte ich mich natürlich umgehend, meinen Kopf wiederzufinden. Doch das war schwieriger, als ich dachte. Ich war ja nicht die einzige Person, die an jenem Tage geköpft wurde! O nein! Sie wissen, die Franzosen waren in dieser Hinsicht niemals zimperlich. Ich hielt mich stets gern in diesem sonst so lebensbejahenden Land auf. Und gerade dort mußte mich dann solch ein jämmerliches Schicksal ereilen ..." Nachdenklich starrte er ins Leere. „Aber ich schweife ab! Ich bemühte mich also, meinen Kopf wiederzufinden. Ein geradezu geschmackloses Unterfangen! Da lagen noch ungefähr zwanzig einzelne Köpfe in dem riesigen Weidenkorb. Und ich mußte den eigenen unbedingt finden!"
      „Ich an deiner Stelle hätte mir gleich einen schöneren ausgesucht!" Wieder war Graf Draculas boshafte Stimme zu hören.
      „Wie gut, daß deiner nicht dabei war", antwortete Graf Louis Arthur

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