Untitled
kann über Bücher und solches Zeug schwafeln und mir zur Not aus der Klemme helfen.»
«Kommt nicht in Frage», gab die Herzogin zurück. «Es ist Harriets Abend, und Croppingford muß bei ihr sitzen. Charlie Grummidge geht nicht, der muß mich zu Tisch führen.»
«Jerry neben Marjorie Grummidge? Der wird bestimmt frech werden.»
«Als Sohn des Hauses wird Jerry sich wohl einmal höflich gegenüber den Freunden seiner Mutter zeigen können.»
«Hm», machte der Herzog, der die Marquise von Grummidge aufs herzlichste verabscheute, was ebenso warm erwidert wurde.
«Auf der anderen Seite sitzt Mrs. Drummond-Taber neben Jerry, und die ist sehr attraktiv und charmant.»
«Sie ist eine alte Langweilerin.»
«Er kann genug für sie beide reden. Und zu Peter habe ich Belinda Croppingford gesetzt. Sie ist recht lebhaft.»
«Er haßt Frauen mit grünen Fingernägeln», wandte der Herzog ein. Die zweite Heirat des Earl von Croppingford hatte Freunde und Familie in Aufruhr versetzt. Aber er war ein Vetter der Herzogin mütterlicherseits, und getreu ihren Prinzipien ließ sie nichts auf ihn kommen.
«Sie ist die bestaussehende Frau in London. Zumindest früher wußte Peter gutes Aussehen zu schätzen.»
Dem Herzog schoß der Gedanke durch den Kopf, hier sei eine Verschwörung im Gange, Peter spüren zu lassen, was er verpaßt hatte. Aber er sagte nur milde: «War es wirklich nötig, Amaranth Sylvester-Quicke einzuladen? Sie ist Peter gegen über ein bißchen sehr deutlich geworden auf der Jagd vor zwei Jahren.»
«Aber in keiner Weise!» entgegnete die Herzogin scharf und fügte dann etwas widersprüchlich hinzu: «Das ist schon lange her. Ich muß ehrlich sagen, ich finde es schade, daß er nicht so gescheit war, sie zu heiraten, wenn er schon unbedingt jemanden heiraten mußte. Das wäre erheblich passender gewesen. Aber zu behaupten, sie sei ihm gegenüber ein bißchen sehr deutlich geworden, das ist absurd. Außerdem ist sie die Nichte von Lady Stoate, und sie wohnt bei ihr. Wir können schlecht Lady Stoate einladen und sie nicht. Und Lady Stoate muß kommen, damit sie diesen Chapparelle mitbringen kann.»
«Was der hier soll, verstehe ich überhaupt nicht, wenn du schon davon anfängst. Der ist doch Maler oder irgend so etwas, ja? Was hat der auf einer Familienfeier zu suchen?»
«Ich begreife dich wirklich nicht», sagte die Herzogin.
«Erst beklagst du dich, daß wir mit niemandem aufwarten können, der Harriet mit Büchern und Kunst und all solchen Dingen die Bälle zuspielt, und dann hast du etwas gegen Gaston Chapparelle. Ich für meinen Teil lege auf diese Art von Leuten überhaupt keinen Wert, wie du weißt, aber im Moment lassen sich einfach alle von ihm malen, und es heißt, seine Bilder werden im Kurs steigen.»
«Ach, jetzt verstehe ich», sagte der Herzog. Offenbar hatte die Herzogin vor, sich den richtigen Künstler für ein paar Ergänzungen zur hauseigenen Portraitgalerie zu sichern. SaintGeorge war jetzt an der Reihe, natürlich, und im nächsten Jahr vermutlich ihre Tochter Winifred. Die Herzogin hatte definitiv keinen Geschmack, aber einen hervorragenden Geschäftssinn. Frühzeitig kaufen, das war ihre Devise, bevor die Preise hochgingen – und für eine Einladung zum Dinner und die Förderung der Künste konnte man ja wohl mit einem angemessenen Rabatt rechnen.
«Er führt Mrs. Drummond-Taber zu Tisch», fuhr die Herzogin fort. «Falls er irgend etwas Absonderliches sagt, ist sie die letzte, die das stört. Zweifelsohne hat Henry als Verleger sie mit diesem eigenartigen Künstlervolk vertraut gemacht. Und Belinda Croppingford wird es womöglich noch gefallen. Er hat also rechts und links eine attraktive Frau neben sich sitzen und gegenüber dazu noch Amaranth Sylvester-Quicke. Ich sehe wirklich nicht, was daran falsch sein soll.»
Dem Herzog wurde klar, daß seine Gattin mit dieser «Plazie
rung» einiger Portraits um ihn herum bereits Schritte unternommen hatte, den Künstler auf seine Willfährigkeit festzunageln. Er fand sich damit ab, wie gewöhnlich. Und Lord Saint-George, der – wenn er es wirklich darauf anlegte – seine Mutter zu so gut wie allem herumkriegen konnte, sah sich unversehens in einer Position, aus der heraus es nichts zu diskutieren gab. Am Morgen vor der Dinnerparty kam seinem Vater nämlich etwas zu Gehör, das einen so langen, lauten und wütenden Krach verursachte, daß er selbst für die Annalen der Wimseys eine denkwürdige Begebenheit darstellte.
«Wie
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