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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ich deinem Onkel heute ins Gesicht sehen soll, weiß ich nicht», keuchte der Herzog wütend. «Jeder halbe Penny wird zurückbezahlt und von deinem Unterhaltsgeld abgezogen. Und wehe, ich höre je wieder solche Geschichten …»
    Und so kam es, daß der Herzog, als der junge Mann seinem Widerwillen Ausdruck verlieh, der Tischherr von Lady Grummidge zu sein, sich mit der geräuschvollen Plötzlichkeit eines krachenden Donners auf die Seite seiner Gattin schlug und wetterte: «Du tust, was man dir sagt!», womit er die Angelegenheit ein für allemal entschied.

    «Ich hoffe bloß», murmelte die Herzogin, «Peter kommt nicht zu spät. Das sähe ihm ähnlich.»
    Sie wußte genau, daß ihm das ganz und gar nicht ähnlich sä
    he: Er war sowohl vom Naturell her wie aus Höflichkeit ein pünktlicher Mensch. Freilich sah es ihm ähnlich, als letzter einzutreffen und so den Zeitpunkt seines Auftritts auf den dramatisch wirkungsvollsten Moment festzusetzen. Die anderen Gäste hatten ihm in die Hände gearbeitet, indem sie selbst ein außerordentlich pünktliches Erscheinen an den Tag gelegt hatten, als ob sie einmütig beschlossen hätten, kein Quentchen von der gesellschaftlichen Sensation zu versäumen, die sich hier angekündigt hatte. Die Wimseys waren erst am Nachmittag zuvor aus Paris zurückgekehrt, bisher hatte sie noch niemand zu Gesicht bekommen. Der Skandal um den Gerichtsprozeß hatte die Neugier angefacht und auch die Verkaufs zahlen der jungvermählten Schriftstellerin in die Höhe getrieben, so daß der berüchtigte Name Harriet Vane, auf grelle grün-orangefarbene Buchumschläge gedruckt, die Augen ihrer Schwiegerverwandtschaft an jedem Bücherstand und jeder Buchauslage beleidigte. Diesen Umstand schien der Ehrenwerte Henry Drummond-Taber als einen Anlaß zur Gratulation anzusehen. Er war Teilhaber im Verlag Bonne and Newte geworden, obwohl er Sohn eines Earls und von unangreifbarer gesellschaftlicher Reputation war. Die Herzogin, die plötzlich ein wirtschaftliches Interesse unter seinem angenehmen Plauderton witterte, fragte sich, ob es nicht womöglich ein Fehler gewesen war, ihn nach Carlton House Terrace einzuladen. Es war eine Sache, ausländische Künstler, die in Mode waren, zu protegieren; eine ganz andere, den Verkauf von Kriminalromanen zu fördern.
    Mit einem huldvollen Lächeln sagte sie: «Als verheiratete Frau wird Harriet die Schreiberei natürlich gar nicht mehr nötig haben. Und ihre Zeit wird ja ohnehin sehr in Anspruch genommen sein.»
    Mr. Drummond-Taber seufzte. «Unsere Schriftstellerinnen sollten eine Strafklausel in ihren Verträgen haben, die sie vom Heiraten abhält», war sein ehrlicher Kommentar. «Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben.»
    In der Zwischenzeit hatte die verwitwete Lady Stoate, die wie eine verblaßte Fotografie von Queen Victoria aussah und eine der neugierigsten und aufdringlichsten alten Frauen in London war, Gaston Chapparelle bei der wenig begeisterten Lady Grummidge abgeladen und bombardierte nun ihren Gastgeber mit allerlei höchst überflüssigen Fragen über «den Mord». Der Herzog stritt beharrlich jede Kenntnis von Interna ab und behielt mit einem unguten Gefühl seinen Sohn im Auge, der seine Pflichten den Respektspersonen und den älteren Gästen gegenüber vernachlässigte und sich an Amaranth Sylvester-Quicke gehängt hatte. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, sparte er in dieser Unterhaltung weder an Gemeinheiten noch an Taktlosigkeiten. Lord Grummidge und Lord Croppingford hatten sich zusammengefunden, um die Probleme der Kanalisation auf Landgütern zu diskutieren.
    Lady Grummidge befreite sich aus den Fängen von Gaston Chapparelle, warf im Vorübergehen einen abschätzigen Blick auf das giftgrüne Kleid von Lady Croppingford und wandte sich lautstark an die Herzogin: «Es tut mir leid, meine liebe Helen, ich habe mich nicht so farbenprächtig zu diesem feierlichen Anlaß herausgeputzt, aber Feststimmung scheint mir angesichts der erschütternden Neuigkeiten aus Sandringham auch kaum angemessen zu sein.»
    In diesem Moment meldete der Lakai: «Lord und Lady Peter Wimsey». So wurde das Paar, zwei Schiffen eines Flottenverbands gleich, vom Stapel gelassen und machte sich auf die nicht enden wollende Reise den langgezogenen Salon hinauf, während es vom Hafen her – dem Kamin – dem ständigen Beschuß streng forschender Blicke ausgesetzt war.
    Gaston Chapparelle, der sich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, in anderer Leute

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