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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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der Rückseite des Tischchens hatten sie auch ein Bündel Briefe befördert, das mit einem blauen Band verschnürt und mit der Aufschrift «Seine Briefe» versehen war. Wimsey dachte einen Moment, sie seien auf einen Schatz gestoßen, dann aber breitete Harwell die Briefe auf dem Tisch aus und sagte: «Die sind alle von mir. Sie hat sie behalten …» Er brach in Tränen aus.
    Wimsey zog sich leise in das Wohnzimmer zurück und nahm Platz, um abzuwarten, bis sich Harwell wieder gefaßt hatte. Es gab genug, über das er nachsinnen konnte.
    Etwa eine halbe Stunde später erschien Harwell, der sich anscheinend wieder beruhigt hatte. «Verzeihen Sie», sagte er. «Ich hatte keine Ahnung, daß sie sie aufbewahrt hatte.»
    «Da gibt es nichts zu verzeihen», widersprach Wimsey.
    «Es tut mir leid, daß ich Ihnen das zumuten muß.»
    «Muß ich das alles der Polizei zeigen?» fragte Harwell, sichtlich bebend.
    «Das glaube ich kaum», antwortete Wimsey. «Schließlich ist nichts darunter, was uns auch nur einen einzigen Schritt weiterbrächte. Wir wissen immer noch nichts darüber, wer es war, den sie zum Dinner erwartet hat.»
    «Und wer auch immer mit ihr zu Abend gegessen hat, war auch der letzte, der sie lebend gesehen hat, und damit auch derjenige, der sie tötete», sagte Harwell düster.
    «Nicht ganz.» Wimsey korrigierte ihn. «Der Tisch und das Essen sind nicht angerührt worden. Es sieht so aus, als wäre der angekündigte Gast nie erschienen. Gleichwohl wüßten wir gerne, wer es war und warum er nicht kam.»
    «Der einzige, der mir einfällt», erklärte Harwell, «ist Claude Amery. Und sagten Sie nicht, er habe ausgesagt, nicht eingeladen gewesen zu sein?»
    «Er scheint sich in der Nähe aufgehalten zu haben», bestätig
    te Wimsey. «Aber eingeladen war er nicht. Wer immer es auch gewesen ist, den sie erwartet hat, wenn man seiner Aussage glauben soll, dann war es nicht Amery.»
    «Was ist mit Gaston Chapparelle?» fragte Harwell plötzlich. «Ihn hatte ich ganz vergessen! Sie kennen doch seinen Ruf, Wimsey, und Sie hätten einmal den Blick sehen sollen, mit dem er meine Frau angeschaut hat!»
    «Hm», machte Wimsey nachdenklich. «Ich werde Chief Inspector Parker bitten, ihn zu fragen, wo er sich in jener Nacht aufgehalten hat.»

    «Harriet, hast du heute morgen eine dringende Verabredung mit deinem Robert Templeton, oder hast du Zeit, mit mir nach Hampton hinunterzufahren?»
    «Liebend gern», antwortete Harriet. «Robert Templeton kann ruhig ein bißchen schmoren. Er hängt mir sowieso zum Hals heraus. Aber …»
    «Aber für mich keine Aber, Harriet. Ich schlage dir nicht vor, dir etwas Schauriges anzusehen. Ich brauche bloß weibliche Begleitung, wenn ich eine junge Frau befrage, die sich vielleicht über die Maßen beunruhigt, wenn sie einem adligen Simpel mit Monokel gegenübersteht.»
    «Aber solltest du nicht eher Bunter fragen? Ich meine, schließlich ist er es gewohnt, dein treuer Büchsenspanner zu sein. Wird er nicht denken …?»
    «Welch reine Seele habe ich geehelicht!» rief Peter. «Die nicht dem archetypischen Verlangen folgt, ihren Gemahl umzumodeln, sondern danach strebt, alles unverändert zu belassen. Wie rücksichtsvoll von dir, meine Liebe.»
    «Ich verspüre nicht den leisesten Wunsch, dich zu ändern», sagte Harriet. «Unter Denkmalschutz würde ich dich stellen, wenn ich könnte. Ich bin sicher, Bunter wünscht sich im gleichförmigen Ablauf seiner Tage auch so wenig Veränderungen wie möglich.»
    «Nun hat es sich jedoch ergeben, daß Bunter selbst um einen freien Tag gebeten hat. Es hat irgend etwas mit einer großen Versammlung von Fotografen zu tun. Natürlich habe ich zugestimmt. Der Mann hat seit 1920 kaum einen Tag Ausgang gehabt.»
    «Nun gut, ich werde mir also wegen ihm keine grauen Haare wachsen lassen.»
    «Du meinst ‹seinetwegen›. Wir fahren nach Hampton zu Mrs. Chanters Tochter, Rose. Ich habe mit der Mutter vereinbart, daß die beiden uns gegen Mittag in Mon Repos erwarten. Du steh nun auf und geh, und ich setze dich dann im Wagen genauer über die Landbevölkerung ins Bild. Es tut mir leid, daß wir uns keinen besseren Tag für unsere Spritztour aussuchen können, aber wenigstens regnet es nicht. Ach, und Harriet, wir sollten die Zeit messen. Erinnere mich bitte daran, daß ich mir notiere, wann genau wir aufbrechen.»

    «Einundfünfzig Minuten», stellte Harriet fest, als der Daimler vor Mon Repos zum Stehen kam. «Aber es war unterwegs sehr viel

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