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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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der sein gesamtes Hab und Gut weggeworfen und dann alles neu gekauft hatte.
    Harwell folgte seinem Blick.
    «Sie mochte das Moderne», erklärte er mit einem schwachen Beben in der Stimme. «Meine Sachen sind hier drin.» Er öffnete die Tür zu einem geräumigen Arbeitszimmer, an dessen Wänden Regale voller Bücher standen. Außerdem befanden sich darin ein ausladender Schreibtisch und ein paar alte Ledersessel. Auf einem Tischchen stand in einem Silberrahmen ein Bild seiner Eltern. Sie teilten sich den Platz mit den Fotografien mehrerer berühmter Schauspielerinnen, alle mit persönlicher Widmung.
    «Vielleicht möchten Sie sich setzen?» fragte Harwell.
    «Ich lasse Kaffee heraufbringen.»
    «Vielen Dank», sagte Wimsey und nahm in einem der Sessel Platz. «Möchten Sie auch rauchen?» Er öffnete sein Etui und bot Harwell eine Vilar y Vilar an.
    Mit einer brüsken Geste lehnte Harwell ab. «Was also haben Sie mir zu sagen?» fragte er. Er sah um Jahre gealtert aus, verhärmt und ungepflegt.
    «Es scheint, es hat eine Erpressung gegeben», begann Wimsey und beobachtete erstaunt, wie mit einem Mal die Farbe aus Harwells Gesicht wich und wie seine Hand auf der Armlehne krampfhaft zuckte.
    «Was für eine Erpressung?» Seine Stimme klang heiser.
    «Bedauerlicherweise hat Ihr Schwiegervater im Gefängnis einige unangenehme Bekanntschaften gemacht», erläuterte Wimsey. «Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, daß sie ihn dazu anregen könnten, Schutzgeld zu zahlen, wenn sie ihm drohten, Ihre Frau zu verletzen.»
    «Rosamund verletzen?» sagte Harwell. «Und das ist dann passiert?»
    «Eventuell», antwortete Wimsey. Er hatte das eigenartige Gefühl, daß die Anspannung bei seinem Gegenüber nachließ. «Ich nehme an, Sie können bestätigen, daß Sie Zahlungen an Mr. Warren geleistet haben, in einer Höhe, die es ihm ermöglicht hätte, die Forderungen eines Erpressers zu erfüllen, zumindest eine Zeitlang?»
    «Oh, mein Gott», stieß Harwell hervor. «Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht. Wissen Sie, Wimsey, er schien sehr viel Unterstützung zu benötigen. Aber ich dachte, na, ich dachte, es ist eben sehr schwer, über die Runden zu kommen, wenn man nicht an ein knappes Budget gewöhnt ist. Offen gestanden habe ich nicht die geringste Ahnung, wieviel man vernünftigerweise bräuchte, um ein Leben in sehr bescheidenen Verhältnissen, verstehen Sie, aber in Würde zu unterhalten. Ich dachte bloß, er kann das Geld wohl nicht besonders gut zusammenhalten, oder daß ich vielleicht zu geizig bin oder so etwas … Und Sie sagen, man hat ihm Geld abgepreßt? Wie lange ging das so?»
    «Ziemlich lange, fürchte ich.»
    «Und – möge Gott mir vergeben – ich habe ihm noch erklärt, es müsse Schluß sein. Ich sagte ihm, ich wäre in der nächsten Zeit nicht in der Lage, ihm noch etwas extra zu geben. Oh, Wimsey, sie haben sie doch nicht etwa deswegen umgebracht, oder? Das würde ich mir niemals verzeihen … Das könnte ich nicht ertragen. Warum hat er mir nicht erzählt, was los war? Ich hätte dem ein Ende gesetzt!»
    «Ganz ruhig, eins nach dem anderen», sagte Wimsey.
    «Mr. Warren hatte Angst, Sie zu informieren, weil er befürchtete, Sie würden die Polizei einschalten. Man hatte ihn gewarnt, daß man sich an Mrs. Harwell rächen würde, wenn die Polizei davon erfährt. Sie kennen ihn gut genug, Harwell, um zu wissen, daß er ein leichtes Opfer in einer solchen Angelegenheit war.»
    «In der Tat. Der arme Alte muß wahnsinnig vor Sorge gewesen sein.»
    «Und Sie müssen nicht befürchten, das Ende Ihrer Zahlungen
    an Mr. Warren wäre in irgendeiner Weise für dieses tragische Ereignis verantwortlich. Die Polizei hält es für sehr unwahrscheinlich, daß die Erpresser die Angreifer waren.»
    «Aber warum? Warum sie ausschließen?» erregte sich Harwell. «Wenn sie sie doch bedroht haben? Diese Art Leute schreckt doch wohl vor nichts zurück?»
    «Grundsätzlich schreckt diese Art von Leuten vor allem davor zurück, was sie der Macht über ihr Opfer berauben würde», bemerkte Peter. «Aber im Moment können sie noch nicht aus den Ermittlungen ausgeschlossen werden.»
    «Das möchte ich hoffen», beruhigte sich Harwell. «Ich nehme doch an, die Polizei hat sie hinter Schloß und Riegel?»
    «Selbstverständlich. Erpressung ist ein schweres Verbrechen. Sie können vierzehn Jahre dafür bekommen.»
    «Für diesen Mord gehören sie aufgehängt.»
    «Nur wenn sie es wirklich getan haben, Harwell. Wenn sie es nicht

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