Untitled
sich scheiden lassen», sagte sie. «Das wäre mein Ruin. Niemand würde mich empfangen, niemand verkehrt mit einer geschiedenen Frau.»
«Wenn Chapparelles Alibi bestätigt ist», erklärte ihr Lord Peter, «dann wird sich die Polizei nicht weiter für ihn interessieren. Nur wenn es niemand bestätigen kann, kommt es vielleicht so weit, daß er öffentlich und unter Eid aussagen muß. In einer solchen Situation könnte ihm eine strenge Strafe drohen.»
Sie wich seinem Blick aus. Er wartete schweigend, während sie mit sich rang. Dann wandte sie sich an ihn.
«Er war an diesem Abend mit mir zusammen.» Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
«Es tut mir leid, wenn ich Sie quäle oder Sie in Verlegenheit bringe», sagte Lord Peter, «aber ich muß Sie fragen, wo und wie lange genau Sie zusammen waren.»
«Er traf um fünf Uhr ein, vielleicht ein paar Minuten später. Er verließ mich kurz vor Tagesanbruch, etwa um fünf Uhr morgens.»
«Und wo haben Sie sich getroffen?»
Sie lief rot an. «Wir waren im Yachtclub. Mein Mann und ich haben ein Boot in Weybridge. Ein Kajütboot mit Kojen … Vor Ostern ist kaum jemand dort …»
«Ich danke Ihnen», sagte Lord Peter. «Ich denke, damit hat sich die Angelegenheit erledigt.» Er stand auf, um sich zu verabschieden.
«Einen Moment, Lord Peter. Da war etwas, was er gesagt hat … Er hat eine Bemerkung fallenlassen, die mich annehmen läßt, daß er die arme Mrs. Harwell gesehen hat, kurz bevor er bei mir eintraf. Das macht mir angst, Lord Peter.»
«Aber Sie wissen genau, daß er gegen fünf bei Ihnen war?»
«Ja, ganz bestimmt. Ich habe die Uhr nicht aus den Augen gelassen, ich habe ihn – möge Gott mir vergeben – mit Sehnsucht erwartet.»
«Dann seien Sie versichert, daß er mit dem, was Mrs. Harwell widerfahren ist, nichts zu tun haben kann. Es steht außer Zweifel, daß sie um fünf Uhr noch am Leben war. Chapparelle ist vollkommen entlastet, und das gleiche, Mrs. Hartley-Skeffington, gilt auch für Sie. Machen Sie sich keine Sorgen.»
«Das war's dann also. Jetzt müssen wir Claude Amery festnehmen», sagte Chief Inspector Parker. Peter hatte ihm Bericht erstattet, wobei er keine Namen genannt, aber seiner Befriedigung Ausdruck verliehen hatte.
«Ich sehe dir nicht gern dabei zu, wie du peinliche Fehler machst, Charles», bekümmerte sich Lord Peter. «Habt ihr denn irgendwelche ernst zu nehmenden Beweise gegen Amery gefunden?»
«Was würdest du denn als ernst zu nehmende Beweise ansehen?» fragte Parker.
«Seine Fingerabdrücke im Schlafzimmer vielleicht? Nein? Das hatte ich auch nicht erwartet. Gegen Amery liegt nichts außer seiner eigenen Geschichte vor.»
«Die er unter Druck umgeworfen hat, was er auch wieder tun wird, sobald wir einen neuen Hinweis haben. Ach, übrigens, wir haben den Hund gefunden. Mit durchgeschnittener Kehle im Komposthaufen begraben.»
«Ekelhaft», sagte Peter. «Komm, Charles, nun versuch einmal, dir Amery vorzustellen, wie er das bewerkstelligt.»
«Das fällt mir auch nicht schwerer, als ihn mir dabei vorzustellen, was er seiner eigenen Darstellung zufolge getan haben will: die ganze Nacht lang ohne besonderen Grund herumzuschleichen. Wir schließen nach und nach alles aus, was wir ausschließen können, und was übrigbleibt, ist unsere Lösung, Wimsey. Und Amery bleibt übrig.»
«Nun, es könnte bald soweit sein, daß uns noch ein anderes Beweisstück in die Hände fällt, Charles. Setz deinen Hut auf, und komm mit mir nach Hause. Ich zeige dir ein paar Episteln von Harriets Zofe, die sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in Hampton aufgehalten hat.»
In der Halle trafen Wimsey und Charles auf Bunter.
«Ich habe wie befohlen der Auktion bei Knight Frank and Rutley beigewohnt, Mylord», berichtete Bunter seinem Herrn. «Wir haben uns die Erstausgabe von Alice im Wunderland gesichert. Ich mußte mir jedoch erlauben, den Betrag, den Sie mir nannten, ein wenig zu überschreiten.»
«Hervorragend. Tausend ist auch noch akzeptabel.»
«Neunhundertfünfundvierzig, Mylord.»
«Sie haben vollkommen richtig gehandelt, Bunter. Seien Sie so gut, und erwähnen Sie kein Wort davon gegenüber Ihrer Ladyschaft. Ich möchte es gerne verstecken, bis sie Geburtstag hat.»
«Sehr wohl, Mylord. Und Mango ist zurückgekehrt, im Zustand einiger Aufregung, wenn ich mir diese Beobachtung erlauben darf.»
«Hervorragend», wiederholte Lord Peter. «Sie soll uns gleich alles erzählen. Sagen Sie ihr doch bitte, sie möge in zehn
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