Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
morgen früh in Geduld üben müssen. Gute Nacht.»
    Als Mango gegangen war, nahm Lord Peter die Times zur Hand und schlug sie auf der Suche nach weiteren Entwicklungen im Fall der vermißten Schauspielerin auf. Es fand sich keine Erwähnung davon, aber sein Auge stieß weit unten auf der Seite auf einen Artikel, der darüber informierte, daß man einen Mann wegen der Überfälle in Sunbury angeklagt hatte. Der Berichterstattung zufolge hatte der Mann aufgrund eines Verkehrsunfalls wochenlang bewußtlos im Krankenhaus gelegen und war erst am Dienstag vernehmungsfähig gewesen. Weitverbreitete Spekulationen, die demselben Täter noch andere Verbrechen zuschrieben, seien dementsprechend zurückzuweisen, und die Untersuchungen jener anderen Fälle würden vorangetrieben. Momentan sei die Polizei insbesondere daran interessiert, mit Augenzeugen zu sprechen, die am Abend des siebenundzwanzigsten Februar einen Siddeley Sapphire bei seiner wilden Fahrt durch Sunbury beobachtet hätten.
    «Hm», machte Lord Peter, legte die Zeitung zurück in den Ständer und begab sich zu Bett.
    Das Schlafzimmer, in dem die Vorhänge weit aufgezogen waren, war vom Mondlicht durchflutet.
    «Harriet?» fragte er leise.
    «Ja, in der Tat. Was glaubst du denn, wer sonst hier ist?» fragte sie lachend.
    «Ich dachte nur, du schläfst vielleicht schon. Soll ich die Vorhänge zuziehen?»
    «Meinetwegen nicht. Ich mag es, den Mond und die Sterne vom Bett aus zu sehen.»
    «Dann soll es so geschehen, Domina. Oh, Mond meines Begehrens, kennst keinen Untergang, du paradiesisch Nachtgestirn, erhebe dich hinan …»
    «Laß das Gefasele, Peter, und sieh zu, daß du unter die Decke kommst, bevor du dich erkältest.»
    «Da bin ich schon. Habe ich für dich noch nicht an Reiz verloren?»
    «Keine Rede. Ich scheine unersättlich zu sein.»
    «Großartig. Im Gesicht der Gattin möcht ich lesen, was bei Huren oft ich fand … Ich schätze, zu seiner Zeit haben sich die Huren etwas anders als heutzutage benommen.»
    «Du redest dummes Zeug, Peter, dummes Zeug …»
    «Die gelösten Züge ausgeschöpfter Lust … Ich weiß, Domina, ich weiß.»

16
    Lassen Sie das Töchterchen nicht zum Theater,
    Missus Worthington, nicht das Töchterchen zum Theater …

    NOËL COWARD

    Unsre Spieler,
    Wie ich Euch sagte, waren Geister, und Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft

    WILLIAM SHAKESPEARE

    «War dir eigentlich bewußt, Harriet», fragte Peter beim Frühstück, «daß es sich bei Gloria Tallant und Phoebe Sugden um ein und dieselbe Person handelt oder, was leider eher wahrscheinlich ist, gehandelt hat?»
    «Nein, das wußte ich bislang nicht», antwortete Harriet. «Aber – ja, das erklärt es. Ich wurde die ganze Zeit das Gefühl nicht los, daß mir die Fotos von Gloria Tallant irgendwie bekannt vorkamen, und ich konnte mir nicht erklären, warum. Ich habe sie nie gesehen. Aber Phoebe Sugden habe ich gesehen, Peter.»
    «Hast du? Bin ich dabei gewesen?»
    «Nein. Du warst in Frankreich. Ich habe sie im Ritz gesehen. Eiluned machte mich auf sie aufmerksam. Sie saß mit Laurence Harwell beim Lunch.»
    «Ich muß mit Charles sprechen», sagte Peter, brach sein Frühstück ab und verließ unverzüglich das Haus.

    Harriet begab sich vom Frühstückstisch an ihren Schreibtisch und begann konzentriert mit der Arbeit. Miss Bracy mußte bald ihr Strickzeug weglegen, und es ließ sich das Stakkato der Tasten ihrer Schreibmaschine vernehmen.
    Harriet war bei einer nächtlichen Szene angelangt – dem Wasserreservoir im Mondschein. Aus verschiedenen technischen Gründen hatte es sich als unmöglich erwiesen, die Szene an die Highgate Ponds zu verlegen, und die Geschichte nahm ohne eine Erwähnung der Londoner Flüsse Gestalt an. Ein liebeskranker Jüngling war dabei, sanft über die Oberfläche des silbrigen Gewässers zu rudern, und würde, sobald Harriet soweit war, dem Auftauchen einer Leiche beiwohnen dürfen, deren furchtbar fahle Farbe ihn zu Tode erschrecken sollte. Aus irgendeinem Grund schien in Harriets Prosa der Mond sehr hell, und sie genoß es, mit Wörtern die Stille des Wassers und das Funkeln der Mondlichtstreifen auf der Oberfläche auszumalen. Sie war gerade dabei, sich zusammenzureißen und sich streng an die Regel zu gemahnen, daß das Interesse des Lesers an Szenenbeschreibungen sehr leicht erschöpft ist, als Meredith an die Tür klopfte und anfragte, ob sie für Mr. Gaston Chapparelle zu sprechen sei.
    «Hier?» gab sie überrascht zurück. «Oh, na

Weitere Kostenlose Bücher