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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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erzählen würde, wäre une bagatelle », erwiderte Chapparelle. «Es wäre sogar gut für das Geschäft. Frauen lieben diesen frisson , der ihnen das Bewußtsein gibt, von einem stadtbekannten Verführer gemalt zu werden. Aber die Dame, die ich besucht habe, wird mit folgenschweren Konsequenzen zu rechnen haben.»
    «Sie ist verheiratet, nehme ich an?»
    Chapparelle blickte zu Boden.
    «Sehen Sie, alter Knabe, wir müssen hier einen Ausweg finden», redete ihm Wimsey zu. «Sonst schickt man Ihnen bald eine Vorladung, Sie weigern sich auszusagen und landen wegen Mißachtung des Gerichts vermutlich im Gefängnis.»
    «Ich kenne Ihre englischen Gesetze nicht», entgegnete Chapparelle. «Aber das Gesetz der Ehre untersagt mir, den Namen einer Dame in den Schmutz zu ziehen. Wenn man mich ins Gefängnis schickt, tant pis , dann gehe ich eben ins Gefängnis!»
    «Aber wenn jemand ganz im geheimen der fraglichen Dame entlocken könnte, ob Sie bei ihr waren, und sie das bestätigen würde, dann bestünde keine Notwendigkeit, die Diskretion zu verletzen. Die ganze Angelegenheit könnte dann begraben werden.»
    «Können Sie sich vorstellen, Mylord, wie ich diese Dame noch mehr kompromittieren würde, wenn ich ihr die Polizei auf den Hals hetze?»
    «Ich wollte Ihnen vorschlagen», sagte Peter, «daß Sie mir einfach Ihre Darstellung des Siebenundzwanzigsten und den Namen der Dame anvertrauen. Ich würde dann einen Weg finden, sie mit dem größtmöglichen Feingefühl zu fragen, ob sie bestätigen kann, was Sie sagen. Inspector Parker würde sich auf mein Wort verlassen, wenn ich ihm versichere, daß Ihr Alibi wasserdicht ist.»
    Chapparelle wägte das Gesagte einen Moment lang ab. Dann gestand er: «Es ist alles nur Theater, dieser Ruf, den ich in puncto Frauen habe. Wenn ich in Paris Frauen portraitieren würde, gäbe es diesen Aufruhr nicht. Die Französin will aufmerksam betrachtet werden, das ist man ihr schuldig. Aber die bemitleidenswerten, kalten englischen Schönheiten hier – für sie ist es ein Nervenkitzel sondergleichen, wenn man auch nur zwei Sekunden lang den Blick auf ihnen ruhen läßt. Ich sehe eben genau hin, und dann mache ich ein, zwei Bemerkungen, und schon erzählen sie mir, daß niemand sie je so gut verstanden hat wie ich. Sie sind zu bedauern. Wenn die Engländerinnen kalt sind, Lord Peter, dann deswegen, weil sie an Vernachlässigung erfroren sind.»
    «Es ist wohl wahr», entgegnete Wimsey wohlüberlegt, «daß der englische Hang zu Anstand und Diskretion ebenso Kälte und Gleichgültigkeit wie auch Leidenschaft verbergen kann.»
    «Deswegen ist es so faszinierend, Ihre Landsleute zu malen», meinte Chapparelle. «Wenn es nichts Verborgenes gäbe, wo bliebe der Triumph der Wahrnehmung? Aber was ich Ihnen sagen wollte, Mylord, ist, daß ich meine Modelle selten anrühre. Der Ruf, den ich in dieser Hinsicht genieße, zeugt von höchster Überschätzung. Es gibt nur manchmal eine kleine Krise, wenn das Bild vollendet ist. Madame ist untröstlich, sie kann nicht glauben, daß das ganze Anschauen, die ganze wohltuende Aufmerksamkeit lediglich rein beruflich war. So kann es dann passieren, daß ich ihr einen kleinen Abschiedsbesuch mache, ganz diskret, Sie verstehen. Ich nehme ein kleines Geschenk mit. Ein Souvenir von unseren Sitzungen.»
    «Und am Abend des Siebenundzwanzigsten haben Sie einen solchen Besuch gemacht?»
    Chapparelle reichte eine Seite aus seinem Kalender zu Wimsey herüber, auf die ein Name geschrieben war. «Ich bitte Sie, seien Sie gentil , seien Sie behutsam», beschwor er ihn.
    «Danke sehr», sagte Wimsey. «Ich werde Ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Müßte ich Sie nun als Vorsichtsmaßnahme fragen, wann Sie das Portrait meiner Frau vollenden werden?» Ein leicht spöttischer Ton begleitete seine Worte.
    «Aber, aber, mit Lady Peter verhält sich die Sache völlig anders», widersprach der Maler. «La Bruyère, ein Landsmann von mir, hat es auf den Punkt gebracht, er hat gesagt, wenn eine Frau, die nicht unbedingt eine Schönheit ist, geliebt wird, dann muß die Liebe sehr leidenschaftlich sein. Dem Wahren und Echten komme ich nicht in die Quere, Lord Peter, genausowenig wie ich mich einer Lawine in den Weg stellen oder meinen Kopf in einen Vulkan hineinstecken würde.»

    Mrs. Hartley-Skeffington empfing Lord Peter im kalten Licht ihres streng modern eingerichteten Salons. Sein Ansinnen bestürzte sie zutiefst. «Wie könnte ich so etwas zugeben, Lord Peter? Mein Mann würde

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