Untitled
beiden Frauen kräuselte sich die Stirn.
«Peter, heißt das, sie trug …?» setzte Harriet an.
Aber da ging Charles dazwischen, der beharrlich an seiner Theorie festhielt. «Nein, so war es nicht. Das Opfer ist noch eine gute Stunde nachdem Harwell in seine Wohnung gelassen wurde, lebend gesehen worden. Und er saß dann die ganze Nacht da fest. Wir sind es immer wieder mit den Pförtnern durchgegangen, da gibt es nichts zu rütteln. Du bellst den falschen Baum an, Wimsey.»
«Aber es muß so sein», sagte Wimsey traurig. «Wir haben irgend etwas übersehen, Charles.»
«Fakt ist, daß Harwell ein Alibi hat, und Amery hat keins», stellte Charles fest. «Du kannst es mit mir zusammen morgen noch ein letztes Mal bei den Pförtnern probieren, wenn du willst. Ich bin kein Dickschädel. Aber ich sage dir jetzt schon, dabei kommt nichts heraus.»
«Ich nehme dich da gern beim Wort», sagte Peter.
«Bleibst du noch auf einen Drink?»
«Das Übliche, Chief Inspector?» erbot sich Bunter, der unmerklich eine Wandlung vom Kollegen zurück zum Diener vollzog. Mango trat eilig ihren Rückzug an.
«Oh, Mango», rief Lord Peter sie zurück. «Sie haben das sehr
gut gemacht. Hervorragende Arbeit. Wir sind Ihnen alle sehr dankbar.»
Worauf Mango heftig errötete und endgültig floh.
Sehr viel später, als Peter am Kaminfeuer der Bibliothek über seine jüngste Anschaffung nachsann, hörte er ein schüchternes Klopfen an der Tür.
«Herein», ließ sich Lord Peter mit schreckenerregender Stimme vernehmen, dem das, was es auch sein mochte, nun überaus ungelegen kam. «Oh, Sie sind es, Mango. Lady Peter ist bereits zu Bett gegangen. Es kann sicher bis morgen warten.»
Das Mädchen wich nicht von der Stelle, obwohl sie fürchterliche Angst zu haben schien.
«Was gibt es denn?» fragte er, nun schon in sanfterem Ton.
«Es ist nur, Mylord. Ich frage mich immer wieder … also … es steht mir natürlich gar nicht zu, etwas zu sagen, aber …»
«Nun seien Sie nicht albern, Mango», sagte Lord Peter und klemmte sein Monokel fest, durch das er sie musterte.
«Raus mit der Sprache. Ich fresse keine Dienstboten.»
«Mylord, glauben Sie, das mit Phoebe Sugden ist bloß ein Zufall? Also, es sieht ja nicht so aus, als ob sie sich in der Nähe von Hampton aufgehalten hätte, das weiß ich auch, aber trotzdem, wenn etwas Schreckliches direkt im Nachbarhaus passiert, also, ich habe mich einfach gefragt …»
«Wovon reden Sie, Mango? Was ist mit Phoebe Sugden? Was hat sie damit zu tun?»
«Ich weiß nicht, ob sie etwas damit zu tun hat, Mylord, aber …»
«Sugden – so heißen doch die Leute in Mon Repos? Die Arbeitgeber von Mrs. Chanter?»
«Ja, sie ist die Tochter, Mylord.»
«Eine Phoebe. Was ist mit ihr?»
«Sie ist verschwunden, Mylord. Die Polizei hat Plakate aufgehängt und alles.»
«Nun ja, Mango, das scheint in der Tat ein eigenartiger Zufall zu sein. Ich werde Charles darauf ansprechen. Ich habe nichts davon gewußt.»
«Oh, Sir, Sie haben doch bestimmt die ganzen Schlagzeilen in den Zeitungen gesehen!»
«Schlagzeilen? Über Phoebe Sugden? Nein, nichts.»
«O doch, Sir. Das können Sie nicht übersehen haben. Es ist nur, daß Phoebe Sugden ihr richtiger Name ist. Auf der Bühne heißt sie Gloria Tallant.»
Peter rief: «Mein Gott, bin ich blind! Ich muß mich sofort mit Charles in Verbindung setzen. Nein, halt, es ist spät, und er ist Familienvater. Dann eben morgen in aller Frühe. Mango, vielen Dank.»
«Das ist doch nicht der Rede wert. Ich hätte es ja auch schon früher sagen können, ich dachte nur, Sie wissen es. In Hampton ist man darüber viel aufgeregter als über Mrs. Harwell, wissen Sie, wo Phoebe doch aus dem Ort ist, und ihre armen Eltern auch, und wo sie jetzt ein richtiger Star ist, eine Schauspielerin im West End und so.»
«Was glaubt man denn in Hampton, was ihr zugestoßen ist, Mango?»
«Entführt worden oder ermordet, oder Schlimmeres, Sir», sagte Mango mit leichtem Genuß.
«Eins oder alles, ganz nach Belieben», meinte Peter.
«Chief Inspector Parker wird sicher wissen, wie weit die Polizei mit den Ermittlungen ist. Sie können mir nicht zufällig sagen, wann die junge Frau verschwunden ist?»
«Am Tag nach dem Mord war es eine Woche, Sir, glaube
ich.»
«Aber nicht von Hampton, sagen Sie? Was mache ich hier eigentlich, Mango, Sie mitten in der Nacht mit Fragen zu behelligen? Ich kann wohl nicht an mich halten, wenn ich eine Spur aufgenommen habe. Ich werde mich bis
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