Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
überwältigen, vielleicht gibt sie auch aus Mitleid oder Liebe oder aus Erbarmen nach, und muß dann mit Dankbarkeit dafür bezahlt werden. Es ist ein gefährliches Spiel, weil es Liebe mit Macht verwechselt.»
    «Und man kann es leicht zu weit treiben.»
    «Sehr leicht.»
    «Erinnerst du dich noch an das Hundehalsband, das du für mich gekauft hast, als ich in Oxford beinahe erwürgt worden wäre? Du hast mir damals zwei Punkte am Hals gezeigt …»
    «Ja. Der Mensch ist an bestimmten Stellen sehr verwundbar.»
    «Und könnte leicht auch aus Versehen erwürgt werden?»
    «Könnte jedenfalls von jemandes Hand sterben, der nur überwältigen wollte, dem die Vorführung seiner Stärke einen Nervenkitzel bereitet. Genau die Art von Stärke, die abstoßenderweise als ‹männlich› bezeichnet wird.»
    «Mord wäre das aber dann nicht. Deine Definition von ‹Vorsatz› würde darauf nicht zutreffen.»
    «Stimmt. Und wenn Gloria Tallant unversehrt aus der Ver
    senkung auftaucht, ist ein Urteil, das auf Totschlag an Rosamund Harwell lautet, schon das Maximum, auf das die Anklage hoffen darf. Wenn sich herausstellt, daß sie tot ist, sieht die Sache allerdings anders aus.»
    «Es kann doch sein, daß da gar keine Verbindung besteht.»
    «Willkommen im Reich der unglücklichen Zufälle. Ich fürch
    te jedoch, da besteht eine Verbindung. Aber sag mir noch aus deiner weiblichen Intuition heraus, wer eher gewalttätig reagieren würde: Ehemann oder Liebhaber?»
    Harriet dachte darüber nach. Sie ging zum Fenster und blickte hinaus auf die Straße, ohne etwas wahrzunehmen.
    «Ich muß sagen, der wahrscheinlichere Kandidat ist Harwell», sagte sie schließlich. «Er ist so dominant. Und Claude … Unabhängig davon, wie ich zu seiner dichterischen Kraft stehe, ihm scheint es an dem, was du gerade ‹Männlichkeit› genannt hast, doch eher zu mangeln.»
    «Das ist ja das Verflixte an der Sache», erwiderte Peter.
    «Ich komme mir langsam vor wie der Hund, der die Wurst nicht erwischt, die man ihm vor die Schnauze gebunden hat. Wenn es um Stichhaltigkeit geht, dann sagt Harwell anscheinend die Wahrheit, und Amery ist derjenige, der lügt. Man möchte fast annehmen, daß die beiden sich verschworen haben.»
    «Nein», widersprach Harriet. «Als sie noch am Leben war, stand ihnen ihre Rivalität im Weg, und jetzt, wo sie tot ist, muß der, der sie getötet hat, dem anderen einfach verhaßt sein.»
    «Da hast du wohl recht. Dann muß ich Bluthund wohl doch auf der Fährte bleiben.»
    «Nun – was hältst du vorher noch von ein wenig ungezwungener angelsächsischer Freude? Hier steh ich kragenlos …»
    «Das ist eben meine Macke. Ich könnte nie eine Festung erstürmen, wie unbewehrt sie auch wäre. Das einzige, was mich in Versuchung führt, ist ein weit offen stehendes Tor und Trompetenfanfaren, die mich willkommen heißen.»
    «Als einziger Vertreter deines Geschlechts?»
    «Nun ja, nicht der einzige. Wir sind eine Minderheit. Ich war immer so, das kann dir der böse Onkel Paul bezeugen, der es als eine Schwäche ansieht.»
    «Ich bin sicher, er wäre entzückt, mir alles zu erzählen. Aber ich würde es doch vorziehen, das Gelände auf eigene Faust zu erforschen.»
    «Ohne einen Plan der Anlage?»
    «Nur auf der Grundlage von Erschließungen, die ich selbst angestellt habe. Was für Trompeten hättest du denn gern, dich willkommen zu heißen? Bach-Trompeten?»
    «Würdest du eine Natur-Trompete hinkriegen?»
    «Ja», sagte sie. «Doch, das könnte ich wohl schaffen.»

    Kurz nach dem Frühstück wurde unerwartet Monsieur Gaston Chapparelle gemeldet.
    «Ich gönne mir das Vergnügen, Madame, Mylord, mich persönlich von der Wirkung meiner Arbeit zu überzeugen.» Meredith war ihm ins Zimmer gefolgt und trug ein großes, flaches rechteckiges Paket.
    «Lieber Freund», sagte Peter, als er die Zeitung hinlegte und aufstand, um den Franzosen zu begrüßen. «Das wäre doch nicht nötig gewesen. Wir hätten es im Atelier abholen können.»
    «Für das, was ich sehen wollte, Lord Peter, brauche ich Sie beide. Wenn ich Ihnen nur eine Nachricht hätte zukommen lassen, daß das Portrait abgeholt werden könne, wäre nur einer von Ihnen gekommen. Ich hätte Ihnen nicht befehlen können, zu zweit zu erscheinen. Ich bin nicht Ludwig der Fünfzehnte.»
    «Bedauerlich», bemerkte Seine Lordschaft. «Sie hätten sich meines Erachtens großartig gemacht.»
    Monsieur Chapparelle deutete eine Verbeugung an.
    «Gut, wo bauen wir es am besten

Weitere Kostenlose Bücher