Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
auf?» fragte Peter.
    «Wo wäre das Licht am günstigsten?»
    «Vielleicht legen Sie das Paket auf dem Tisch ab, Meredith,
    und bringen uns einen Stuhl, mit hoher Lehne, damit wir das Bild daraufstellen können», schlug Harriet vor.
    «Und Sie beide sind so gut, sich einen Moment lang umzudrehen», befahl Chapparelle.
    Peter drehte sich lächelnd zu Harriet. Sie bemerkte, daß eine kindliche Aufregung von ihm Besitz ergriffen hatte, er war wie ein kleiner Junge, der eine Überraschung bekommen soll.
    «Bitte schauen Sie jetzt her», ließ sich Chapparelle vernehmen. Peter faßte Harriet an den Schultern und drehte sie sanft um.
    Zutiefst erstaunt begegnete Harriet dem Blick einer Person, die sie nie zuvor im Spiegel gesehen hatte. Ein reservierter und gleichzeitig herausfordernder Ausdruck war in den ihr vertrauten Zügen zu erkennen. Da waren ihre breiten, zusammengewachsenen Brauen, die Augen, die den Betrachter offen und ehrlich anschauten, das widerspenstige dunkle Haar. Soviel war ihr vertraut. Es war das Gesicht einer Frau, die Verletzungen erlitten hatte, das war ihr nichts Neues. Die Offenbarung aber war eine ihr unbekannte Nuance: Eifrig und erwartungsvoll blickte ihr eine Frau mit stillem Selbstvertrauen entgegen, ernst noch in diesem Moment, aber bereit, jeden Augenblick in Lachen auszubrechen … eine Frau im Triumph, die es nicht nötig hatte, sich zu rechtfertigen.
    Sie war von viel zu eigener Art, um schön genannt zu werden – zum ersten Mal erkannte sie die Verbindung zwischen ihrem gewöhnlichen Aussehen und ihrer Charakterstärke. Sie sah Peter an, der wie gebannt schien. Einen Moment lang las sie auf seinem Gesicht einen Abglanz des verdutzten Verlangens und der Bewunderung, die ihn früher ergriffen hatten.
    «Hm, hm», machte Chapparelle, der anscheinend überaus mit sich zufrieden war. «Ich hatte Ihnen doch von meinem Talent erzählt.»
    «Sie sind ein Genie», sagte Peter, der die Fassung wiederge
    wonnen hatte. «Ich stehe tief in Ihrer Schuld.»
    «Sie schulden mir fünfhundert Guineen, Mylord», versetzte Monsieur Chapparelle darauf.
    «Kommen Sie, Sir, Sie haben schon verstanden, daß ich nicht von Geld spreche», entgegnete Peter. «Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet für das, was Sie sehen, und dafür, daß Sie es auch noch malen können. Ich hatte ja keine Ahnung, daß noch jemand außer mir selbst …»
    «Es ist mir eine Freude, Sie zufriedengestellt zu haben, Lord Peter. Sie sind doch wohl nicht so zufrieden, daß Sie sich nicht mehr von Ihrer großzügigen Seite zeigen können, j'espère ? Erlauben Sie mir, das Portrait noch für einen Monat während meiner Ausstellung zurückzunehmen? Wenn alle meine Klienten ihre Befriedigung nach Art von Mr. Harwell bekunden, wäre das mein Ruin.»
    «Sie müssen dem armen Harwell vergeben», verteidigte ihn Peter. «Er hat das Original nicht mehr, das ihm so lange Gesellschaft leisten konnte. Obwohl ich Harriet selbst jeden Tag vor meinen Augen habe, wird es mir schwerfallen, mich von dem Bild zu trennen. Aber wir werden es Ihnen selbstverständlich ausleihen, wenn Sie der Meinung sind, daß Sie mit einer solchen Analyse neue Kundschaft gewinnen können.»
    «Neue Kundschaft vielleicht nicht gerade. Die Leute haben vor mir Angst. Ils ont raison. Aber was es mir einbringen wird, ist Ruhm. Es ist fast das Beste, was ich je gemalt habe. Es wird der Mittelpunkt der Ausstellung sein.»
    «Anspruchsvolle Betrachter werden davon geblendet sein, da bin ich sicher. Wenn Sie mit mir in mein Arbeitszimmer kommen möchten, können wir alles Notwendige wegen Ihrer Guineen in die Wege leiten.»
    «Es war mir ein Vergnügen, Lady Peter.» Chapparelle verabschiedete sich.
    «Also, wo hängen wir es hin?» fragte Peter munter, als er zu
    rückkam. Harriet errötete leicht, weil sie dabei ertappt wurde, wie sie immer noch dabei war, sich selbst zu studieren. «Warum entfernen wir nicht diesen albernen Fragonard von der Wand in der Bibliothek? Dann könnte ich dich beim Klavierspielen ansehen. Das würde mir gefallen. Ist alles dran zum Aufhängen?»
    Er hob das Bild vom Stuhl und drehte es um. Hinten waren Messingösen in den Rahmen eingeschlagen, und der Draht zum Aufhängen fand sich auch an Ort und Stelle. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne und untersuchte die Rückseite genauer. Seine Aufmerksamkeit war so davon gefangengenommen, daß Harriet zu ihm hinüberging. Das Portrait war auf eine hellbraune feine Leinwand gemalt, die auf einen

Weitere Kostenlose Bücher