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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Fehler wie den Kragen erklären.»
    «Einen Fehler? Warum nennst du das einen Fehler?»
    «Nun, ich war ein bißchen verblüfft, als ich hörte, daß sie ihn umhatte. Mango übrigens auch, glaube ich. Rosamund hatte einen so hervorragenden Geschmack. Niemand, der auch nur ein bißchen vom Anziehen versteht, käme auf die Idee, den weißen Kragen mit einem weißen Kleid zu kombinieren. Der ganze Sinn der Sache ist, bei einem schwarzen Kleid die erdrückende Wirkung abzuschwächen.»
    «Dann ist sie also erst angezogen worden, als sie schon tot war», sagte Peter unglücklich. «Ach, Harriet, ich verabscheue diesen Fall!»
    «Ich weiß nicht, was ich sagen soll, mein Lieber. Ich hasse es, dich leiden zu sehen, aber …»
    «Aber du möchtest nun nicht vorschlagen, daß ich mich aus der Sache herausziehe und angeln gehe, weil du dich noch zu gut erinnerst, wie ich das letzte Mal auf diesen Vorschlag reagiert habe?»
    «Nein. Weil ich möchte, daß diese dumme Frau gerächt wird!»
    «Als Frau, wie dumm sie auch war, ist sie in jedem Fall auf deiner Seite?»
    «Welche Seite? Von welchem Konflikt sprichst du, Peter? Führen Männer und Frauen denn gegeneinander Krieg?»
    «Nein», antwortete er. «Wir zwei zumindest nicht.»
    «Also bitte», sagte sie. «Was ich damit sagen wollte, ist wohl, daß ich die Schwachen vor den Starken beschützen möchte. Und Dummheit ist eine Form der Schwäche.»
    «Eine, die möglicherweise zum Tode führt», meinte er.
    «Es gibt nichts Schwächeres als ein Mordopfer. Und dieses hier trug, als es ermordet wurde, nicht den Kragen, den es trug, als es gefunden wurde.»
    «Dann ist sie also ermordet worden, als sie nackt war?»
    «So sieht es aus. Und das deutet auf ein Sexualdelikt hin.»
    «Und das überrascht dich? War so etwas denn nicht ohnehin wahrscheinlich, wenn man bedenkt, wer sie war und was wir über sie wissen?»
    «Es ist wahrscheinlich, daß es ein Verbrechen aus Leidenschaft war. Aber der Logik nach kann eine vollständig angezogene Frau genausogut Wut, Eifersucht und Verlangen bei einem Mann auslösen wie eine Frau, die nackt im Bett liegt. Vielleicht sogar noch eher.»
    «Ich verstehe. Du meinst, ein Sexualdelikt deutet auf einen außenstehenden Täter hin.»
    «Ein Fremder, der keine Spuren hinterläßt und keine Fingerabdrücke?»
    «Also der Ehemann oder ein Liebhaber. Der sich auf einem Terrain bewegt, wo man sein Verhalten unmöglich einschätzen kann. Wo es doch schon schwer genug ist, sogar den eigenen Partner zu verstehen, geschweige denn den von jemand anders.»
    «Ein Terrain, wo man gut daran tut, wenigstens sich selbst zu verstehen», sagte er.
    «Weil es diese ganzen Jahre gedauert hat, bis ich dahintergekommen bin, daß ich dich brauche?»
    «Das war meine Schuld. Mein ganzes geckenhaftes Gehabe und meine Schachzüge. Das war anmaßend von mir. Ich habe versucht, dich zu gewinnen, indem ich deinen Widerstand brechen wollte. Jeder von meiner Seite unternommene Versuch machte es für dich noch schwieriger einzuwilligen. Denn Einwilligung hätte Kapitulation bedeutet. Alles, was ich zu meiner Verteidigung anführen kann, ist, daß ich später begriffen habe, daß ich einen ungebundenen Geist wie den deinen mit solchen Methoden nicht gewinnen kann. Und daß es mir niemals eingefallen wäre, auch in meinen noch so umnachteten und unausstehlichen Momenten nicht, dieses Spiel auf einer sexuellen Ebene fortzusetzen. Mir ging es immer nur um Herz und Verstand.»
    «Liebster», erwiderte sie und streckte ihre Hand nach ihm aus, «laß uns nicht fleischliche Lust von Herz und Verstand trennen. Lust ist nichts anderes als Freude, weißt du das? Es ist das angelsächsische Wort für Freude.»
    «Tatsächlich?» Er nahm ihre Hand. «Das ist eine Erkenntnis, die die normannische Eroberung verschüttet hat, an der meine Vorfahren ja einen gehörigen Anteil hatten.»
    «Du scheinst heute abend außerordentlich darauf bedacht zu sein, dir selbst die Schuld für alles mögliche aufzuladen. Bist du deswegen so unglücklich über die ganze Sache?»
    «Ich glaube schon, Harriet. Wer Pech angreift, besudelt sich. Es gibt ein Spiel, das Männer und Frauen spielen. Wir nicht, und deshalb beziehen wir unser Wissen darüber, wenn überhaupt, nur aus zweiter Hand. Die Frau stellt sich unter dem Motto ‹Ehrbarkeit ist Keuschheit› widerstrebend. Vielleicht gefällt es ihr auch nicht. Der Widerstand stachelt den Mann nur an, und er stürmt die Festung. Mag sein, sie läßt sich gerne

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