Untitled
danke.»
«Wie auch immer», meinte der Herzog. «Ich bin jedenfalls froh, daß du jetzt verheiratet bist.»
Peters Augen wurden schmal. «Die Idee bei dieser Heirat war nicht die, eine Dynastie zu gründen.»
«Bei meiner schon», sagte der Herzog, stand auf und bewegte sich schwerfällig zum Kamin hinüber. «Helen trifft keine Schuld. Ich habe mehr als einmal Dummheiten begangen, und sie hatte allmählich die Nase voll von mir. Aber ich wünschte wenigstens, Winifred wäre auch ein Junge geworden.»
«Wenn man an die Sache logisch herangeht», sagte sein Bruder, «dann ist man entweder ein Zuchtbulle, oder man ist es nicht. Aber für unsere Generation liegen die Dinge nicht so einfach. Du möchtest dich für den Fall des Falles auf meine Seitenlinie verlassen können? Na schön. In viktorianischen Zeiten hätte ein Mann seiner Frau einfach befohlen, ihre Pflicht zu tun. Aber der junge Mann und die junge Frau von heute weigern sich, in diesen Angelegenheiten so etwas wie eine Pflicht zu erkennen.»
«Aber ich frage ja auch dich, Flim.»
«Ich weiß», erwiderte Peter, der gegen seinen Willen gerührt war, als er seinen Spitznamen aus Oxford-Zeiten hörte. «Und ich verstehe auch, warum. Aber ich bin nicht derjenige, der hier eine Entscheidung zu treffen hat, und ich gedenke auch nicht, sie an mich zu reißen. Wenn meine Frau Kinder bekommt, dann soll sie sie aus Spaß an der Freud haben und nicht als Rechtsinstrument zur Sicherung einer geregelten Übergabe von Besitz.»
«Hast du Harriet auf das Thema angesprochen?»
«Nein – sie mich, einmal.»
Auf dem Gesicht des Herzogs war deutlich eine Befürchtung zu lesen. «Willst du damit sagen, daß sie der Idee ausdrücklich ablehnend gegenübersteht?»
«Nein. Nichts dergleichen. Aber schau, Denver, ich will auf keinen Fall, daß du zu ihr gehst und ihr irgend etwas davon erzählst. Das wäre gräßlich unfair, und zwar uns beiden gegenüber.»
«Ich will mich bestimmt nicht einmischen», beeilte sich der Herzog zu sagen.
«Warum zum Teufel tust du es dann?»
«Tu ich nicht. Ich habe dich nur gefragt. Kein Grund, sich
wie eine Mimose aufzuführen.»
Er war enttäuscht, daß Peter so vorschnell seinen Plan zu
nichte gemacht hatte, an Harriet heranzutreten und sein Anliegen ohne Umschweife vorzubringen. Eine vernünftige moderne Frau würde sich da sicher nicht so anstellen, und so, wie sie sich bei Tisch verhalten hatte, hatte er sich zu den hochfahrendsten Hoffnungen berechtigt gefühlt. Aber sein Bruder hatte sich schon immer gerne bockig gestellt, ohne daß man verstand, warum. Trotzdem, wenn es noch ein anderes Hindernis geben sollte, was Nachwuchs anging, hätte Peter es auch gesagt. Er riskierte es: «Harriet scheint den alten Croppingford ja im Sturm erobert zu haben. Er hat zu mir gesagt, daß sie eine prächtige Frau ist.»
«Ja, sie ist wirklich patent. Ich bin Croppingford zu Dank verpflichtet.»
«Wenn du mich fragst, du hast das große Los gezogen», sagte der Herzog. «Alles Gute.»
«Danke, alter Knabe.»
Der Herzog hoffte, es käme noch etwas nach, aber Peter hielt seine sonst so flinke Zunge heute abend gut im Zaum. Eigenartig, das alles, dachte der Herzog. Unabhängigkeit. Schweigen. Vorbehalte. Eine moderne Ehe. Gab es zwischen ihnen noch so etwas wie gegenseitiges Vertrauen? Eine schwammige Angelegenheit, auf die er sich keinen Reim machen konnte. Auf dem Weg nach oben machte er auf dem Treppenabsatz halt und sagte in einem Anflug von Trotz: «Ich habe in Boulter's Hollow Eichen pflanzen lassen.»
Eichen! Peter schaute ihm fest in die Augen und entgegnete leidenschaftslos: «Die werden sich da sicher gut machen.»
Vor der Haustür wartete der Daimler auf sie. Peter fragte: «Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich zu Fuß nach Hause gehe? Die frische Luft wird mir guttun.»
«Überhaupt nicht, aber kann ich mitkommen?»
«Wirst du nicht frieren?»
«In meinem Hochzeitsnerz? Das glaube ich kaum.»
Mit einer Handbewegung entließ Peter den Fahrer und zog dann Harriets Arm unter den seinen. Als sie oben an der Dukeof-York-Treppe vorbeikamen, sahen sie im fahlen Licht der Laternen auf der Mall eine Menschenmenge gehen. Ohne sich darüber verständigen zu müssen, stiegen sie die Treppe hinunter und stießen zu der Flut von Menschen, die dem Palast entgegenströmten. Harriet war froh, daß sie den Mantel anhatte, denn es wehte ein frischer Wind unter dem sternenklaren Himmel, der Frost ankündigte. Die ganze Mall entlang waren
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