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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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…»
    «Wäre es dir lieber, wenn ich meinen neuen Namen verwenden würde?» erkundigte sich Harriet kalt.
    «Peters Ehefrau hat es nicht nötig, überhaupt zu arbeiten», antwortete Helen. «Zweifellos hat der ach so sehr auf Rücksicht und Takt bedachte Peter bislang vermieden, es zu erwähnen, aber es ist eine schallende Ohrfeige für ihn, daß seine Frau einer bezahlten Tätigkeit nachgeht, selbst wenn es sich dabei um eine weniger würdelose handelte.»
    «Als würdelos empfände ich es, untätig herumzusitzen», gab
    Harriet zurück.
    «Eine verheiratete Frau hat stets das Ansehen ihres Mannes im Auge zu haben», erklärte Helen. «Das muß dir doch bewußt sein. Du kannst nicht zuerst Peter heiraten, um in den Genuß der Vorteile seines Standes zu kommen, und dann jegliche Regeln des Anstands mit Füßen treten, indem du jedesmal seinen Namen in den Schmutz ziehst, wenn wieder eines deiner erbärmlichen Bücher herauskommt.»
    «Ist dir je in den Sinn gekommen, Helen, daß ich ihn möglicherweise nicht der Vorteile seines Standes wegen geheiratet haben könnte? Daß ich seinen Stand im Gegenteil als eine Anhäufung von Nachteilen empfinde und daß vor allem das der Grund war, warum ich seinen Antrag so lange zurückgewiesen habe?»
    Helen stieg die Röte ins Gesicht. «Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, du hättest ihn aus Liebe geheiratet?»
    «Was ich behaupten will», sagte Harriet mit erschreckend ruhiger Stimme, «ist, daß meine Beweggründe dich nichts angehen.»
    «Das Ansehen der Familie geht mich sehr wohl etwas an», widersprach Helen. «Als Geralds Frau ist es meine Pflicht, mich dafür zu interessieren.»
    «Ich sehe aber nicht, wie die Tatsache, mit Gerald verheiratet zu sein, deine mangelnde Befähigung in Literaturkritik ausgleichen sollte.»
    Stille trat ein. Dann sagte Helen: «Ich bitte dich, Harriet, laß uns nicht zanken. Wir wollen alle nicht mehr von dir, als daß du das Schreiben aufgibst und Peter Kinder schenkst. Ich habe nur versucht, an dein Feingefühl zu appellieren, das ist alles. Wenn du wüßtest, was für Sorgen Gerald sich macht …»
    «Ich nehme an, wir sind jetzt bei der halsbrecherischen Lebensführung von Lord Saint-George angelangt», folgerte Harriet. «Fällt es nicht eher in deine als in meine Zuständigkeit, für einen Ersatzerben zu sorgen?»
    Helens Gesichtszüge gefroren, und sie sah so tieftraurig aus, daß Harriet über sich selbst entsetzt war, so unbarmherzig ihr Gift verspritzt zu haben, wenn auch aus Notwehr. Die Herzogin war in einem solchen Wettkampf keine ebenbürtige Gegnerin.
    «Deine Chancen stehen besser als meine, sowohl, was die Aussichten auf Erfolg angeht, als auch die Wahrscheinlichkeit, es zu überleben», befand Helen.
    «Ich verstehe.»
    «Du wirst also etwas unternehmen?»
    «Es tut mir leid. Wie du weißt, Helen, hat Peter unter seinem Stand geheiratet. Wo ich herkomme, würde es als falsch angesehen, ein Kind aus dem alleinigen Grund in die Welt zu setzen, damit sein Onkel und seine Tante sich angesichts der Kapriolen seines Vetters nicht länger beunruhigen müssen. Das einzige, wovon ich mich leiten lassen werde, ist Peters und mein eigenes Glück.»
    «Das wird ein harter Schlag für die Familie sein», erklärte Helen. «Das werden sie dir nicht verzeihen.»
    «Die Familie? Sprichst du im Namen des Herzogs und mei
    ner Schwiegermutter? Wenn das der Fall ist, sollte ich vielleicht beide über dein Ansinnen und meine Antwort in Kenntnis setzen.»
    «Nein, ich meine, ich hatte gehofft, dieses Gespräch bliebe unter uns. Sicherlich besteht nicht die Notwendigkeit, daß es weitere Kreise zieht.»
    «Wie du meinst, ich behalte es für mich. Aber damit ist auch deutlich geworden, inwieweit du im Namen anderer Familienmitglieder sprichst.»
    «Du bist eine sehr hartherzige Frau», meinte Helen.
    «Das hätte ich eigentlich wissen müssen.»
    «Hör zu, Helen», sagte Harriet, «es ist wohl nicht zu erwarten, daß wir einander verstehen werden, ganz zu schweigen davon, daß wir einander mögen könnten. Aber jetzt sind wir nun einmal aneinandergekettet, oder? Wie sollen wir miteinander auskommen? Wäre es nicht für uns beide am erträglichsten, einander einfach in Ruhe zu lassen?»
    «Du meinst, ich hätte nicht kommen sollen?»
    «Du bist mir immer willkommen», antwortete Harriet.
    «Wir können uns ja über das Wetter unterhalten. Schau, heute morgen sind die Belegexemplare der amerikanischen Ausgabe von Tod zwischen Wind und

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