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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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bezahlen, und nimmt es mit, nur zwei Tage nach ihrem Tod.»
    «Meinen Sie nicht, daß es vielleicht der Verlust seiner Frau unter so furchtbaren Umständen war, der ihn bewegt haben könnte, das Bild bei sich haben zu wollen?»
    «Ah, Sie glauben mir also nicht. Sie, die Sie einst bewundert haben, was ich alles erkenne. Aber jemand, der nicht einmal einen zweiten Blick auf ein Bild wirft, bevor er es mitnimmt … er ist so sehr in Eile, er läßt es mich nicht einmal für ihn einpacken, so, wie es ist, legt er es in seinen Wagen. Ich habe ihm gesagt, daß der Firnis noch nicht ganz trocken ist, nur – mouillé – klebt noch, sagen Sie dazu, glaube ich. Er antwortet, das sei in Ordnung, er werde sich bemühen, es nicht zu berühren. Und weg ist es. Wenn es noch hier wäre, hätte ich vielleicht einiges noch ein wenig verbessert – aber c'est ça .»
    «Schade, ich hätte gerne gesehen, wie das Bild fertig ausgesehen hat, oder nahezu fertig. Ich fand, Sie haben etwas von ihr eingefangen, das mir vorher entgangen war, das ich seitdem aber an ihr gesehen habe.»
    «Das ist mein Beruf, Madame.»
    «Vielleicht kann ich es mir einmal in Mr. Harwells Apartment ansehen, wenn er sich wieder so weit erholt hat, daß er unter Menschen sein kann.»
    «Man muß hoffen. Er wird sich bald erholen.»
    «Er hat sie so sehr geliebt.»
    «O ja. Im Französischen haben wir einen Reim, Lady Peter, den man mit Pflaumenkernen spielt: ‹ Il m'aime un peu, beaucoup, passionnément, à la folie, pas du tout.› Was mein Bild angeht, war es pas du tout. Er hat bezahlt, was ich verlangt habe, und das war das Doppelte des eigentlichen Preises, denn er hat meinen Stolz verletzt.»

    Als sie durch den Park zurückging, traf Harriet Lady Mary und die beiden kleinen Parkers. Sie stellte sich zu Mary und sah mit ihr den Kindern zu, wie sie zwischen den Beeten Fangen spielten. Harriet hatte ihre Schwägerin, Peters jüngere Schwester, nur selten vorher getroffen. Sie wußte von den Spannungen, die die Heirat mit Parker in der Familie ausgelöst hatte. Peter hatte Mary gern, obgleich Harriet sich erinnerte, daß er einmal von ihr als einer kleinen Gans gesprochen hatte. Vielleicht mochte er Charles Parker noch mehr, der, in vielen schwierigen Fällen sein Kollege gewesen war. Die Herzogin dagegen vermied es, Parker oder Lady Mary jemals zu erwähnen – die sie dementsprechend demonstrativ dann auch nicht zu dem für Harriet organisierten Dinner im Kreis der Familie eingeladen hatte.
    Trotz des schönen Frühlingswetters wurde ihnen doch kalt, als sie so im Park herumstanden. Harriet scheuchte bereitwillig ihre Nichte und ihren Neffen um ein Krokusbeet, und dann sagte Lady Mary: «Warum kommst du nicht auf eine Tasse Tee mit zu uns nach Bayswater? Charles kommt immer so spät heim, und manchmal kann es schon einsam werden.»
    «Aber ja, gerne», antwortete Harriet. «Peter ist verreist, und das große Haus ist ziemlich überwältigend für einen allein. Nicht daß ich allein wäre, natürlich!» fügte sie hinzu, als sie sich der Lächerlichkeit ihrer Worte bewußt wurde.
    «Nein, man ist nicht allein», bestätigte Lady Mary.
    «Man kann überhaupt kein normales Leben führen. Ich kann dir gar nicht sagen, was für eine Erleichterung es ist, nicht rund um die Uhr Dienstboten um sich zu haben.»
    «Ich habe so lange keine um mich gehabt, daß ich jetzt soweit bin, ihre Gegenwart genießen zu können», erwiderte Harriet.
    «Oh, das soll keine Kritik am guten alten Peter sein», sagte Lady Mary. Sie strebten dem Ausgang des Parks zu, um auf ein Taxi zu warten. «Und es ist schön, daß wir uns getroffen haben. Wir schwarze Schafe der Familie müssen zusammenhalten.»
    «Sind wir denn die schwarzen Schafe?» fragte Harriet, und als sie merkte, daß der kleine Junge an ihrer Hand zog, machte sie «Määh!» und brachte ihn damit zum Lachen.
    «Wir haben uns sehr unbeliebt gemacht», erklärte Lady Mary gelassen. «Ich, weil ich unter Stand geheiratet habe, und du, weil du nach oben eingeheiratet hast.»
    «Und was ist mit Peter? Er hat doch genauso unter Stand geheiratet wie du.»
    «Vor Peter hat Helen Angst», war Lady Marys Argument. «Und um dir die Wahrheit zu sagen, ich auch.»
    «Nun, ich nicht» sagte Harriet bestimmt.
    «Nein, natürlich nicht, aber du bist ja auch schlau, Oxford und all das. Mich hat man ins Mädchenpensionat gesteckt, und da bin ich praktisch an allem gescheitert.»
    «Jede in Oxford wäre in einem Mädchenpensionat an allem

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