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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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gesagt. Es ist etwas anderes, Alex.«
    Genau davor hatte ich Angst. Wir warteten, bis die Untersuchung vorbei war, und es war ein langes und qualvolles Warten. Endlich glitt Jannie aus dem Apparat. Ihr Gesichtchen hellte sich auf, als sie mich sah.
    »Fugees«, sagte sie und reichte mir die Kopfhörer. Killing me softly with his song. Sie sang das Lied mit. »Hallo, Daddy. Du hast gesagt, dass du zurückkommst. Und du hast dein Versprechen gehalten.«
    »Hab ich.« Ich beugte mich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss. »Wie geht's, mein Schatz?«, fragte ich. »Fühlst du dich besser?«
    »Sie haben echt tolle Musik für mich gespielt«, sagte sie. »Ich kann's kaum erwarten, die Bilder von meinem Gehirn zu sehen.«
    Ich auch nicht, ich auch nicht. Dr. Petito hatte ebenfalls auf die Fotos gewartet. Er schien das Krankenhaus nie zu verlassen. Kurz nach halb zwölf traf ich mich mit ihm in seinem Büro. Ich war hundemüde, und ihm ging es nicht besser.
    »Ein langer Tag für Sie«, sagte ich. Für Dr. Petito schien jeder Tag so zu sein. Der Neurologe fing um halb acht morgens an und war um neun, zehn Uhr abends, meist später, immer noch im Krankenhaus. Er ermutigte sogar seine Patienten, ihn zu Hause anzurufen, auch mitten in der Nacht, wenn sie ein Problem oder einfach nur Angst hätten.
    »Das ist mein Leben.« Er zuckte mit den Schultern. »Hat vor ein paar Jahren auch zu meiner Scheidung beigetragen.« Er gähnte. »Jetzt bleibe ich Single. Wegen meinem Job und meiner Angst vor einer Bindung. Aber so gefällt es mir.«
    Ich nickte und glaubte, ihn zu verstehen. Dann stellte ich die Frage, die mir auf der Seele brannte. »Was haben Sie herausgefunden? Ist mit Jannie alles in Ordnung?«
    Langsam schüttelte er den Kopf. Dann sprach er die Worte aus, die ich nicht hatte hören wollen. »Ich furchte, da ist ein Tumor. Ich bin ziemlich sicher, dass es ein pilozytisches Astrozytom ist, eine Tumorart, die vor allem ganz junge Menschen befällt. Mit Sicherheit können wir es erst nach der Operation sagen. Der Tumor befindet sich in ihrem Kleinhirn. Er ist groß und lebensbedrohlich. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss.«
    Ich verbrachte eine weitere Nacht mit Jannie im Krankenhaus. Wieder schlief sie ein, während sie meine Hand hielt.
     
    F rüh am Morgen meldete sich mein Piepser. Ich telefonierte und erhielt schlechte Nachrichten von Sandy Greenberg, einer Freundin, die im Interpol-Hauptquartier in Lyon, Frankreich, arbeitete.
    Eine Frau namens Lucy Rhys-Cousins war in einem Supermarkt in London grausam ermordet worden. Man hatte sie vor den Augen ihrer Kinder getötet. Sandy erzählte mir, dass die Polizei in London vermutete, ihr Ehemann, Geoffrey Shafer, sei der Mörder – jener Mann, den ich als »das Wiesel« kannte.
    Ich konnte es nicht fassen. Nicht jetzt. Nicht das Wiesel. »War es wirklich Shafer?«, fragte ich Sandy. »Wissen Sie das ganz sicher?«
    »Er ist es, Alex. Allerdings geben wir diese Information nicht an die Presse weiter. Scotland Yard ist jedenfalls sicher, und auch die Kinder haben ihn erkannt. Ihr verrückter Daddy! Er hat die Mutter direkt vor ihren Augen umgebracht.«
    Vor etlichen Monaten war Geoffrey Shafer für die Entführung Christines verantwortlich gewesen und hatte im Southeast von Washington mehrere grässliche Morde begangen. Als Opfer hatte er sich Arme und Schutzlose ausgesucht. Die Nachricht, dass er womöglich noch lebte und wieder tötete, traf mich wie ein plötzlicher, wuchtiger Tiefschlag. Doch ich wusste, dass es für Christine noch schlimmer sein würde, wenn sie erfuhr, dass Shafer noch lebte.
    Ich rief sie vom Krankenhaus aus daheim an, hörte aber nur den Anrufbeantworter. Ich zwang mich, ganz ruhig auf das Band zu sprechen. »Christine, nimm ab, wenn du zu Hause bist. Hier ist Alex. Bitte, geh ran! Es ist wichtig, dass ich mit dir spreche.«
    Doch in Christines Haus nahm keiner ab. Ich wusste, dass Shafer nicht hier in Washington sein konnte – dennoch machte mir die Möglichkeit Sorgen, dass er es trotz allem geschafft haben könnte. Es entsprach seinem Verhaltensmuster, das Unerwartete zu tun. Das gottverdammte Wiesel!
    Ich blickte auf die Uhr. Es war sieben – zu früh, als dass Christine bereits das Haus verlassen haben und auf dem Weg zur Schule sein konnte. Ich beschloss, trotzdem zur Sojourner Truth School zu fahren. Es war ja nicht weit.
     
    A ls ich zur Sojourner Truth fuhr, dachte ich: Lass es nicht geschehen. Nicht noch einmal! Bitte,

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