Untitled
Vermutung, aber ich glaube nicht, dass wir es bei diesen Verbrechen nur mit Banküberfällen zu tun haben.«
D as Superhirn konnte nicht schlafen. Zu viele unwillkommene Gedanken schwirrten wie wütende Wespen in seinem ohnehin schon überbeanspruchten Kopf umher. Er war schrecklich schikaniert und dadurch in diesen unerträglichen Zustand getrieben worden. Er wollte, brauchte Rache. Dieser Rache hatte er sein Leben gewidmet – jeden Augenblick der letzten vier Jahre.
Schließlich erhob sich das Superhirn vom Bett. Er saß vornübergebeugt an seinem Schreibtisch und wartete, dass die Wogen der Übelkeit verebbten und seine verdammten Hände zu zittern aufhörten. Das ist mein erbärmliches Leben, dachte er. Ich verachte es. Ich verachte alles an diesem Leben, jeden Atemzug, den ich tue.
Schließlich begann er, den Hassbrief zu schreiben, der ihm eingefallen war, als er im Bett gelegen hatte.
Zur Kenntnisnahme an den Aufsichtsratsvorsitzenden der Citibank.
Das ist eine Warnung, und sie ist ernst gemeint. Die Konsequenzen für die Citibank werden schrecklich sein. Sie glauben, dass Sie vor den kleinen Leuten geschützt sind, aber das sind Sie keineswegs.
Meine Hand zittert, während ich dies schreibe. Mein ganzer Körper bebt vor Empörung.
Meine Bankerin schläft neben dem Computer. Für eine »persönliche Bankerin« ist sie ungefähr so persönlich wie die grauen Wände in ihrem Bonsai-Büro. Ich habe immer gedacht, Banker wären klug und verschwiegen. Wie ist es dann möglich, dass bei meinem Konto sehr oft ärgerliche, verrückte, schwerwiegende Fehler zu meinen Ungunsten gemacht wurden?
Ich habe eine einfache Geldüberweisung von einer Anlage zur anderen verlangt. Kennwort IMMA. Aber sie wurde nicht rechtzeitig ausgeführt. Als ich vor kurzem umzog, wurde meine Adressänderung nicht ordentlich vermerkt. Drei Monate sind vergangen, und ich habe immer noch keine Kontoauszüge erhalten. Wie sich herausstellte, wurde die Adresse niemals geändert, und meine Auszüge gehen an die falsche Anschrift. Nach all diesen Beleidigungen, nach all diesen Fehlern ihrer geschäftig tuenden, aber völlig unfähigen Angestellten, besaß Ihre Bank die Unverschämtheit, mir einen persönlichen Kredit abzuschlagen. Am unerträglichsten ist, dass ich dasitzen und mir anhören musste, wie dieses Fräulein Saubermann mich mit herablassender und scheinbar mitleidiger Stimme zurückwies. Ich beurteile Dienstleistungsunternehmen auf einer Skala bis zehn. Ich erwarte 9.9999 von 10. Ihre Bank hat jämmerlich versagt. Die Stunde der kleinen Leute wird kommen!
Er las den Brief mehrere Male und hielt ihn für nicht allzu schlecht – jedenfalls nicht, wenn man bedachte, dass er um halb drei Uhr morgens geschrieben war. Nein, eigentlich war der Brief gut.
Er würde ihn nochmals überarbeiten, dann unterschreiben und schließlich in seinem Aktenordner ablegen – so wie er es mit den anderen Briefen tat. Sie waren viel zu gefährlich und belastend, um sie durch das normale Postsystem zu schicken.
Verdammt! Er hasste die Banken leidenschaftlich. Versicherungsgesellschaften! Wichtigtuerische Investmentfirmen! Aufdringliche Internet-Anbieter! Die Regierung! All diese großmäuligen Typen mussten verschwinden. Und das würden sie. Letztendlich würde der Tag der kleinen Leute kommen.
I ch hatte Jannie etwas versprochen, als ich sie am Morgen verlassen hatte. Mit meinem heiligsten Eid hatte ich geschworen, dass ich bei Big Mike Giordano's halten und eine Pizza besorgen würde.
Ich jonglierte den heißen Karton in den Händen, als ich ihr Krankenzimmer betrat. Sie würde nicht viel essen können, aber Dr. Petito hatte gemeint, ein Stück wäre in Ordnung.
»Lieferservice«, sagte ich, als ich ins Zimmer tänzelte.
»Hurra! Hurra!«, jubelte sie vom Bett aus. »Du hast mich vor diesem schrecklichen, widerlichen Krankenhausessen gerettet. Danke, Daddy. Du bist der Größte.«
Jannie sah nicht krank aus. Sie sah wirklich nicht so aus, als müsse sie im St. Anthony's sein. Ich wünschte, es wäre so. Ich verfügte bereits über alle wichtigen Informationen, was ihre Operation betraf. Die Gesamtzeit für Vorbereitung und Eingriff würde zwischen acht und zehn Stunden betragen. Der Chirurg würde den Tumor herausholen und anhand einer Gewebeprobe eine Biopsie – eine Gewebeuntersuchung – vornehmen. Bis zur Operation stabilisierte man Jannies Zustand mit Dilantin. Die Operation war für acht Uhr morgens angesetzt.
»Du
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