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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Gott, tu ihr das nicht an. Das kannst du nicht machen. Das würdest du doch nicht tun, oder?
    Ich parkte an der Schule, stieg hastig aus dem Auto und rannte den Flur zu Christines Eckbüro hinunter. Mein Herz schlug dumpf in der Brust, und meine Beine waren wacklig. Ich hörte das Klicken der Computertastatur, ehe ich die Tür erreicht hatte.
    Ich lugte hinein.
    Erleichtert sah ich Christine in ihrem warmen und wie immer unaufgeräumten Büro sitzen. Wenn sie arbeitete, war sie stets hochkonzentriert. Ich wollte sie nicht erschrecken. Ich blieb stehen und schaute sie einen Moment lang an. Dann klopfte ich leise gegen den Türstock.
    »Ich bin's«, sagte ich.
    Christine hörte auf zu tippen und drehte sich um. Einen Sekundenbruchteil blickte sie mich an wie früher. Ich schmolz dahin. Sie trug marineblaue Hosen und eine gelbe Seidenbluse. Sie sah nicht so aus, als würde sie eine schlimme Zeit durchmachen, aber ich wusste, dass es so war.
    »Was machst du hier?«, fragte sie schließlich. »Ich habe es heute Morgen schon auf CNN gehört, wenn es um … den Mann geht«, fuhr sie fort. »Ich hab den Schauplatz des glorreichen Mordes im Supermarkt in London bereits gesehen.« Sie schüttelte den Kopf und schloss die Augen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Christine spie die Antwort beinahe hervor. »Nein! Mir geht es nicht gut. Ich bin eine Million Meilen davon entfernt, dass es mir gut geht. Und diese Nachricht hilft dabei nicht gerade. Ich kann nachts nicht schlafen. Ich habe ständig Albträume. Ich kann mich tagsüber nicht konzentrieren. Ich stelle mir vor, wie dem kleinen Alex grauenvolle Dinge zustoßen. Und Damon, Jannie, Nana und dir. Ich kann diese Gedanken nicht ausschalten!«
    Ihre Worte schnitten mir wie Messer ins Herz. Es war ein grauenvolles Gefühl, ihr nicht helfen zu können. »Ich glaube nicht, dass er hierher zurückkommt«, sagte ich.
    In Christines Augen loderte Wut auf. »Das weißt du aber keineswegs mit Sicherheit.«
    »Shafer denkt, er sei uns weit überlegen. Wir sind in seiner Fantasiewelt nicht wichtig. Seine Frau schon. Ich bin überrascht, dass er die Kinder nicht auch umgebracht hat.«
    »Siehst du, du bist überrascht . Niemand weiß doch mit Sicherheit, was dieser abartige Wahnsinnige tun wird! Und jetzt hast du wieder mit Männern seines Kalibers zu tun … mit abgrundtief schlechten Männern, die unschuldige Geiseln grundlos ermorden. Weil es ihnen nichts ausmacht. «
    Ich wollte zu ihr ins Büro gehen, aber sie hob die Hand. »Nein! Bitte, bleib von mir weg!«?
    Christine stand auf und ging an mir vorbei zur Lehrertoilette. Ohne sich umzuschauen verschwand sie darin.
    Ich wusste, dass sie nicht herauskommen würde – erst wenn sie wusste, dass ich gegangen war. Als ich schließlich fortging, fragte ich mich: Warum hat sie nicht nach Jannie gefragt?
     
    I ch machte noch einen Abstecher ins St. Anthony'sKrankenhaus, ehe ich zum Dienst ging. Jannie war wach, und wir frühstückten zusammen. Sie sagte mir, ich sei der beste Daddy auf der Welt, und ich versicherte ihr, dass sie die beste Tochter sei. Dann erzählte ich ihr von dem Tumor und dass sie operiert werden müsse. Mein kleines Mädchen weinte in meinen Armen.
    Nana kam, und man brachte Jannie für weitere Untersuchungen fort. Die nächsten Stunden konnte ich im Krankenhaus nichts tun. Ich ging zu einem Treffen mit dem FBI. Arbeit gab es immer. Christine hatte zu mir gesagt: Deine Arbeit ist die Jagd auf wahnsinnige, abartige Mörder. Ein Ende schien nicht absehbar.
    Die Einsatzleiterin, Spezialagentin Cavalierre, erschien um Punkt elf Uhr zur Mannschaftsbesprechung in der Außenstelle des FBI an der Vierten Straße im Nordwesten. Ich hatte den Eindruck, als wäre das halbe FBI dort versammelt. Es war ein eindrucksvoller Anblick, der einem irgendwie ein Gefühl der Sicherheit vermittelte.
    Ich erinnerte mich, dass die Bankräuber absolute Pünktlichkeit verlangt hatten. Vielleicht hatte Kyle Craig aus diesem Grund das Gefühl gehabt, dass Agentin Cavalierre für diesen Fall die Richtige war. Er hatte mir erzählt, dass sie hohe Anforderungen an sich stellte und ihre Arbeit sehr genau nahm: eine der professionellsten Agenten, die er in seiner Karriere beim FBI gesehen hatte. Meine Gedanken wanderten zurück zu den professionell inszenierten Banküberfällen und den Morden. Warum wollten diese Leute, dass ihre Verbrechen öffentlich bekannt wurden? Warum wollten sie in Verruf geraten? Wollten sie andere Bankangestellte und

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