Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
gleiche Stelle kahl rasiert wie die Ärzte bei ihr.
     
    Z wei Tage später wandte ich mich wieder den Raubmorden zu, die mich faszinierten und gleichzeitig abstießen. Die Arbeit wartete. Die Ermittlungen hatten auch ohne mich überlebt. Andererseits war auch noch niemand festgenommen worden. Mir fiel einer von Nanas Lieblingssprüchen ein: Wenn du im Kreis läufst, könnte es sein, dass du Ecken abschneidest. Vielleicht war das bis jetzt das Problem bei diesen Ermittlungen.
    Ich traf mich mit Betsey Cavalierre im FBI-Büro an der Vierten Straße. Sie trug einen beigen Blazer, ein blaues T-Shirt und Jeans. Gut sah sie aus. Sie drohte mir mit dem Finger und lächelte dabei freundlich. Ich war froh, sie zu sehen. Dieses erste Lächeln schien das Eis zwischen uns zu brechen.
    »Sie hätten mir von Ihrer kleinen Tochter erzählen sollen – von der Operation. Alles in Ordnung, Alex? Sie haben nicht viel geschlafen, stimmt's?«
    »Der Arzt sagt, dass alles okay ist. Sie ist ein zähes kleines Mädel. Heute Morgen hat sie mich gefragt, wann wir mit dem Boxunterricht weitermachen. Tut mir Leid, dass ich Ihnen nichts davon gesagt habe. Ich war nicht ich selbst.«
    Sie winkte bei meinen letzten Worten ab. »Ich freue mich, dass es Ihrer Tochter gut geht«, sagte sie. »Und ich sehe die Erleichterung auf Ihrem Gesicht.«
    Ich lächelte. »Kann ich mir vorstellen. Die Sache hat mir geholfen, viele Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen. Aber gehen wir jetzt endlich an die Arbeit.«
    Betsey blinzelte. »Ich bin seit sechs Uhr hier.«
    »Angeberin«, sagte ich.
    Ich setzte mich an den Schreibtisch und sah die Papierberge durch, die sich aufgetürmt hatten. Agentin Cavalierre saß mir gegenüber an ihrem Schreibtisch. Ich war froh, wieder an der Front zu sein. Ein oder mehrere Mörder waren da draußen und brachten Bankangestellte und deren Familien um. Ich wollte mein Bestes geben, dem ein Ende zu machen.
    Ungefähr eine Stunde später schaute ich auf und sah, wie Agentin Cavalierre mit leerem Ausdruck in meine Richtung blickte. Ich nahm an, dass sie immer noch ihren Gedanken nachhing.
    »Ich muss jemanden aufsuchen«, sagte ich. »Ich hätte schon früher an ihn denken sollen. Er hat Washington eine Zeit lang verlassen. Hat sich in Philadelphia, New York und Los Angeles herumgetrieben. Jetzt ist er wieder da. Er hat 'ne Menge Banken ausgeraubt und ist gewalttätig .«
    Betsey nickte. »Ich würde ihn gern treffen. Hört sich so an, als wäre der Bursche ein selten sympathisches Kerlchen.«
    Wahrscheinlich begleitete sie mich, weil wir so wenige brauchbare Hinweise hatten. Wir fuhren in ihrem Wagen zu einem heruntergekommenen Hotel an der New York Avenue. Das »Doral« war eine schäbige Absteige, von dessen Fassade der Anstrich abblätterte. Ein Trio magerer Prostituierter in Miniröcken, denen man ihr langjähriges Gewerbe ansah, verließ gerade das Hotel, als wir vorfuhren. Ein in die Jahre gekommener Zuhälter in goldenem Lamé-Anzug lehnte an einem gelben Cadillac und stocherte in den Zähnen.
    »Sie führen mich ja in eine Luxusherberge«, sagte Agentin Cavalierre beim Aussteigen. Ich bemerkte, dass sie am Fußknöchel ein Holster trug. Für den Anlass passend gekleidet.
     
    T ony Brophy wohnte in der vida loca im dritten Stock des »Doral«. Der Mann am Empfang hatte gesagt, er sei seit einer Woche da und ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse, ein ausgesprochenes Arschloch.
    »Ich glaube nicht, dass dieser Schuppen etwas mit dem ›Doral‹ in Miami zu tun hat«, sagte Betsey, als wir die Hintertreppe hinaufstiegen. »Was für eine Müllkippe.«
    »Warten Sie erst mal, bis Sie Brophy sehen. Er passt hierher.«
    Ohne Vorankündigung kamen wir zu seinem Zimmer und zogen unsere Waffen: Brophy war kein Chorknabe, sondern ein Verdächtiger für die Banküberfalle. Er passte ins Profil. Ich klopfte gegen die kahle verkratzte Holztür.
    »Was 'n los?«, rief eine mürrische Stimme. »Ich hab gefragt, was los is'!«
    »Polizei. Aufmachen!«, rief ich.
    Drinnen bewegte sich etwas, dann hörte ich, wie mehrere Schlösser geöffnet wurden. Langsam ging die Tür auf, und Brophy füllte den schmalen Türrahmen. Er war einsneunzig groß und wog an die zweieinhalb Zentner, ein Muskelberg. Sein Haar war fein säuberlich in Linien geschoren. Zwischen seinen Lippen baumelte eine filterlose Zigarette.
    »Scheißbulle«, sagte er zu mir; dann schaute er Betsey an. »Und wer ist dieses hübsche Arschloch?«
    »Ich kann durchaus für

Weitere Kostenlose Bücher