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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ist wichtig. Wir fahren so gegen acht Uhr vom Bolling Field ab.«
    »Ich werde am Bolling sein. Irgendwie werden wir das Superhirn erwischen. Es war sein erster Fehler, uns Mitchell Brand unterzujubeln. Das bedeutet, dass er Risiken eingeht, die er nicht eingehen müsste.«
    Ich fuhr nach Hause und genoss ein fantastisches Abendessen mit Nana und den Kindern, das beste in ganz Washington an diesem Abend. Nana hatte einen Truthahn gebraten, was sie alle paar Monate tut. Das weiße Fleisch des Truthahns, sagt sie, sei viel zu lecker, um es nur zweimal im Jahr – zu Thanksgiving und zu Weihnachten – zu essen.
    »Hast du das gelesen, Alex?«, fragte sie und reichte mir einen Artikel, den sie aus der Washington Post ausgeschnitten hatte. Es war eine Liste, die das Komitee für die Rechte der Kinder aufgestellt hatte. Dort standen die besten und die schlechtesten Orte, um Kinder großzuziehen. Washington, D.C., stand mit Abstand an letzter Stelle.
    »Ich hab's gelesen«, sagte ich, konnte eine kleine Stichelei aber nicht unterdrücken. »Jetzt verstehst du hoffentlich, warum ich an so vielen Abenden so lange arbeite. Ich bemühe mich, in unserer Hauptstadt eine Riesensauerei zu beseitigen.«
    Nana blickte mir in die Augen. »Du stehst auf verlorenem Posten, Großer.«
    Ironischerweise war es der Abend, den wir immer für unser wöchentliches Boxtraining reserviert hatten. Jannie bestand darauf, dass ich mit Damon nach unten ging und sie zuschauen durfte. Damon hatte sich schon eine spitze Bemerkung zurechtgelegt. »Du willst ja bloß sehen, ob ich auch im Krankenhaus lande.«
    »Haha!«, erwiderte Jannie. »Außerdem hat Dr. Petito gesagt, dass dein ›Phantomschlag‹ nichts mit meinem Tumor zu tun hatte. Mach dir nichts vor, Damon, du bist kein Muhammad Ali.«
    Wir gingen in den Keller und konzentrierten uns auf die Beinarbeit – die Grundlagen. Ich zeigte den Kindern sogar, wie Ali in den beiden Kämpfen in Miami und Lewiston, Maine, Sonny Liston weggeputzt hatte und dann noch Floyd Patterson, nachdem Floyd ihn vor dem Kampf monatelang gereizt hatte.
    »Ist das eine Boxstunde oder eine über Alte Geschichte?«, fragte Damon schließlich mit leisem Vorwurf in der Stimme.
    »Zwei für den Preis von einer«, rief Jannie begeistert. »Das ist nicht zu schlagen. Boxen und Geschichte. Ich finde das riesig.« Sie war wieder ganz die Alte.
    Nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren, rief ich Christine an, erreichte aber wieder nur den Anrufbeantworter. Sie nahm nicht ab. Ich hatte das Gefühl, als hätte man mir ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Mir war bewusst, dass ich irgendwie weiterleben musste, hoffte aber immer noch, Christine dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern. Aber das konnte nicht geschehen, solange sie nicht mit mir sprach oder mich auch nur mit dem kleinen Alex sprechen ließ. Ich vermisste ihn schmerzlich.
    Wieder endete es damit, dass ich Klavier spielte und daran erinnert wurde, dass Marmelade eine Substanz war, die für gewöhnlich auf Weißbrot, Kindergesichtern und Klaviertasten landete.
    Vorsichtig wischte ich das Klavier ab und spielte anschlie
    ßend Bach und Mozart, um meine Seele zu trösten. Aber es funktionierte nicht.
     
    A m nächsten Morgen traf ich um zehn vor acht auf dem Luftwaffenstützpunkt Bolling Field in Anacostia ein. Einsatzleiterin Betsey Cavalierre und drei weitere Agenten, darunter James Walsh, waren pünktlich um acht Uhr zur Stelle. Die Verhaltenspsychologin, Dr. Joanna Rodman aus Quantico, kam wenige Minuten später. Wir flogen in einem glänzend schwarzen Bell-Hubschrauber los, der offiziell und wichtig aussah. Wir waren auf der Jagd nach dem Superhirn. Ich hoffte, dass es umgekehrt nicht auch so war.
    Um halb zehn landeten wir an der Zentrale der MetroHartford in der Innenstadt. Als ich das Gebäude betrat, hatte ich das überwältigende Gefühl, dass es von der Versicherungsgesellschaft bewusst so angelegt worden war, um jedermann Vertrauen und Ehrfurcht einzuflößen. Die Eingangshalle hatte eine enorm hohe Decke, überall funkelndes Glas, wie Eis glänzende schwarze Böden und übergroße, moderne schrille Kunstwerke an den Wänden. Im Gegensatz zu dem prächtigen, der Öffentlichkeit zugänglichen Teil wirkten die Büros, als hätte ein unfähiger Praktikant des Architekturbüros oder der einfallsloseste Lohnzeichner sie entworfen. Auf jeder Etage gab es in großen, stickigen Räumen ein Gewirr aus winzigen Büros, die durch halbhohe Wände getrennt waren. In

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