Untitled
Konferenzraum und schaute mir gemeinsam mit mehreren Detectives und FBI-Agenten eine endlose Zahl von Dias an. Ständig zeigte man uns auf der großen Leinwand Verdächtige. Dann diskutierten wir darüber und teilten sie in drei Kategorien ein: ausgeschieden, aktiv und extrem aktiv.
Um achtzehn Uhr hielt Agent Walsh eine Konferenz ab, bei der die Möglichkeit besprochen wurde, dass die Verbrecher erneut zuschlagen könnten. Betsey Cavalierre kam zu spät zur Besprechung. Sie setzte sich hinten hin und beobachtete alles genau.
Zwei Verhaltenspsychologen des FBI hatten eine Liste denkbarer künftiger Ziele des Superhirns erarbeitet. Diese Ziele schlossen multinationale Banken ein, die größten Versicherungsgesellschaften, Kreditkarten-Unternehmen, Kommunikations-Zentren und Wall-Street-Firmen.
Eine der Verhaltensforscher, Dr. Joanna Rodman, erklärte, dass die Raubüberfälle ein so großes Maß an Hass und Rücksichtslosigkeit zeigten, wie sie es noch nie erlebt hatte. Ihrer Meinung nach genossen es diese Verbrecher, die Behörden auszutricksen; möglicherweise hungerten sie nach öffentlichem Ruhm.
Dann stellte Rodman ihre gewagteste Behauptung in den Raum. Sie glaubte, das Superhirn würde wieder zuschlagen. »Ich bin bereit, jede Wette einzugehen«, sagte sie. »Und ich bin kein Mensch, der üblicherweise wettet.«
Ich schwieg während der Besprechung. Mir war es lieber, hinten zu sitzen und zuzuhören. So hatte ich mich auch als Student an der Georgetown- und später an der John-HopkinsUniversität verhalten.
Agentin Cavalierre war anderer Ansicht. »Was meinen Sie, Dr. Cross? Wird das Superhirn wieder zuschlagen?«, fragte sie, gleich nachdem Dr. Rodman verstummt war. »Würden Sie ebenfalls wetten?«
Ich rieb mir das Kinn und erinnerte mich, dass ich dieselbe Angewohnheit während der letzten Studienjahre gehabt hatte.
»Ich wette eigentlich nie. Die Liste der möglichen Ziele halte ich für sehr exakt. Mit dem meisten von dem, was hier gesagt wurde, stimme ich überein. Eine Person ist der Kopf dieser Verbrechen, und diese Person hat verschiedene Mannschaften für sehr spezifische Aufgaben angeheuert.«
Ich warf Betsey einen leicht missbilligenden Blick zu, dann fuhr ich fort: »Meiner Ansicht nach dienten die ersten Raubmorde dazu, Angst und Schrecken zu verbreiten, was den Tätern ja auch gelungen ist. Im MetroHartford-Fall allerdings sollte die Mannschaft schnell und entschlossen vorgehen – jedoch ohne Blutvergießen. Bei dieser Geiselnahme sehe ich keinerlei Hinweise auf Hassgefühle. Das geht vor allem auch aus den Aussagen der Geiseln hervor. Dieser Fall liegt nicht konsequent auf der Linie der früheren Banküberfälle. Die Tatsache, dass niemand getötet wurde, verleitet mich zu der Annahme … dass der Spuk vorbei ist. Es ist zu Ende.«
»Dreißig Millionen und dann Schluss?«, fragte Betsey Cavalierre. »Das war's?«
Ich nickte. »Ja. Ich glaube, das Superhirn spielt jetzt ›fangt mich, wenn ihr könnt‹. Und wir können es nicht! «
B etsey Cavalierre kam zu mir, als die Besprechung zu Ende war. »Ich möchte Ihnen keinen Honig ums Maul schmieren, aber ich stimme Ihnen zu«, sagte sie. »Ich glaube, dass er mit uns spielt. Er könnte uns sogar selbst auf Mitchell Brand gehetzt haben.«
»Das halte ich für durchaus möglich«, sagte ich. »Auch wenn es oberflächlich betrachtet seltsam und verrückt erscheint. Er hat ein übergroßes Ego und liebt den Wettkampf. Das ist das Beste, was wir bisher haben – unser einziger, leider sehr dürftiger Hinweis.«
»Für heute machen wir Schluss. Trinken Sie doch unten einen Schluck mit mir, Alex. Ich möchte mit Ihnen reden. Ich verspreche auch, nicht über das Superhirn zu quasseln.«
Ich zuckte zusammen. »Betsey, ich muss heute Abend nach Hause. Meine kleine Tochter ist gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden«, erklärte ich ihr. »Tut mir ehrlich Leid. Ich finde es unmöglich, dass ich Ihnen schon zum zweiten Mal absagen muss. Ich will Ihnen wirklich nicht aus dem Weg gehen oder Sie vor den Kopfstoßen.«
Sie lächelte freundlich. »Ich verstehe. Ist doch keine große Sache. Mir hat nur mein sechster Sinn gesagt, dass Sie es nötig haben, mit jemandem zu reden. Fahren Sie nach Hause. Ich habe hier noch jede Menge Arbeit. Ach, noch etwas. Morgen statten einige von uns der MetroHartford einen Besuch ab. Wir wollen Angestellte und ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens befragen. Sie, Alex, sollten zu diesem Team gehören. Es
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