Untitled
diesen Löchern fand eine rege »Maulwurftätigkeit« statt, ausreichend Futter für eine Dilbert-Satire. Das FBI hatte zuvor schon Agenten hergeschickt, aber jetzt war es an der Zeit, dass schwerere Geschütze aufgefahren wurden.
Ich sprach an diesem Tag mit achtundzwanzig Leuten und stellte sehr schnell fest, dass nur ganz wenige Angestellte der MetroHartford Sinn für Humor besaßen. Was gibt's denn hier zu lachen? , schien das Firmenmotto zu lauten. Auffällig war auch, dass es so wenige Mitarbeiter gab, die gewillt waren, ein Risiko einzugehen. Einige sagten sogar klipp und klar: »Man kann nie vorsichtig genug sein!«
Meine letzte Befragung erwies sich als die interessanteste. Ich sprach mit einer Frau names Hildie Rader. Ich war gelangweilt und abgelenkt, doch ihre ersten Worte ließen mich sofort aufhorchen.
»Ich glaube, ich bin einem der Entführer begegnet. Er war hier im Hauptbüro. Ich war ihm so nahe wie jetzt Ihnen«, sagte sie.
I ch bemühte mich, nicht allzu viel Erstaunen zu zeigen. »Warum haben Sie das nicht schon früher jemandem gesagt?«
»Ich habe die Hotline angerufen, die MetroHartford eingerichtet hat. Ich habe mit irgendwelchen Schwachköpfen geredet. Jetzt ist es das erste Mal, dass jemand mich dazu befragt«, erklärte sie.
»Sie haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Hildie«, versicherte ich ihr.
Hildie war eine korpulente Frau mit liebenswürdigem Lächeln. Sie war zweiundvierzig Jahre alt und hatte als Chefsekretärin gearbeitet. Jetzt war sie nicht mehr für MetroHartford tätig, was der Grund sein mochte, dass niemand sie schon eher befragt hatte. Die Versicherung hatte sie zweimal gefeuert. Beim ersten Mal wurde sie aufgrund einer der regelmäßig wiederkehrenden wirtschaftlichen Entschlackungsmaßnahmen entlassen. Zwei Jahre später hatte man Hildie wieder eingestellt, um ihr dann vor drei Monaten wieder zu kündigen – wegen der »schlechten Chemie« zwischen ihrem Chef und ihr, wie sie es ausdrückte. Er war einer der Direktoren der MetroHartford, Louis Fincher. Und Finchers Frau war eine der Geiseln im Bus gewesen.
»Erzählen Sie mir mehr über den Mann, den Sie bei Hartford gesehen haben und der möglicherweise an der Geiselnahme beteiligt war«, forderte ich sie auf, nachdem ich sie hatte reden
lassen.
»Ist da Geld für mich drin?«, fragte sie und beäugte mich misstrauisch. »Ich bin zurzeit arbeitslos, müssen Sie wissen.«
»Das Unternehmen hat eine Belohnung für Informationen ausgesetzt, die zur Festnahme der Täter führen.«
Sie schüttelte den Kopf und lachte. »Ha! Das klingt nach einer langwierigen Sache. Außerdem, kann ich dem Wort der Metro trauen?«
Was sie gesagt hatte, konnte ich nicht widerlegen. Ich wartete, dass sie ihre Gedanken sammelte. Ich spürte, dass sie darüber nachdachte, wie viel sie mir erzählen sollte.
»Ich habe ihn danach bei Tom Quinn's an der Asylum Street wiedergetroffen, in der Nähe vom Pavillion und dem Old State House. Wir haben uns unterhalten, und er hat mir eigentlich recht gut gefallen. Aber er war ein bisschen zu charmant. Deshalb haben bei mir die Alarmglocken geläutet. Charmante Männer bedeuten meistens Ärger. Verheiratet? Spinner?
Wie auch immer, wir plauderten ein Weilchen, und er schien es zu genießen, aber es führte zu nichts, wenn Sie wissen, was ich meine. Übrigens hat er Quinn's als Erster verlassen. Dann traf ich ihn ein paar Abende später wieder dort. Aber jetzt war alles ganz anders. Wissen Sie, die Bardame ist eine sehr gute Freundin von mir. Und sie hat mir erzählt, dass dieser Typ sich schon vor dem Abend, an dem wir uns kennen gelernt hatten, nach mir erkundigt hatte. Er kannte sogar meinen Namen und wusste, dass ich für Metro arbeitete. Aus reiner Neugier hab ich mich noch mal mit ihm unterhalten.«
»Hatten Sie keine Angst vor dem Mann?«, fragte ich.
»Nicht, solange wir im Quinn's waren. Da kennen mich alle, und ich würde in einer Nanosekunde Hilfe bekommen, wenn es nötig wäre. Ich wollte wissen, was zum Teufel dieser Kerl wollte. Dann ging mir ein Licht auf. Er wollte viel mehr über MetroHartford wissen als über mich. Er machte es geschickt, aber er wollte eindeutig etwas über die Führungsetage erfahren. Wer war der Anspruchsvollste? Wer hatte wirklich das Sagen? Sogar für die Familien hat er sich interessiert. Er erkundigte sich besonders nach Mr Fincher. Und Mr Dooner. Und dann ging er wieder vor mir, wie beim ersten Mal.«
Ich nickte und machte mir die letzten
Weitere Kostenlose Bücher