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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Detectives bemühten sich, »Geh aufs Ganze!« zu spielen.
    Abends gegen halb zehn aßen Betsey und ich in New York im Restaurant Ecco zu Abend. Sie trug ein weites gelbes Kleid, goldene Ohrringe und ein goldenes Armband. Es bildete einen wunderschönen Kontrast zu ihrem schwarzen Haar und der Sonnenbräune, die sie immer noch hatte. Ich glaube, sie wusste genau, dass sie gut aussah. Sehr, sehr weiblich.
    »Ist das eine Art Rendezvous?«, fragte sie, als wir an einem Tisch in dem gemütlichen, aber lauten Restaurant in Manhattan Platz genommen hatten.
    Ich lächelte. »Ja, ich würde sagen, man könnte es ein Rendezvous nennen, besonders, wenn wir nicht zu viel über die Arbeit sprechen.«
    »Darauf gebe ich dir mein Wort. Nicht einmal, wenn das Superhirn hier hereinspaziert und sich zu uns an den Tisch setzt.«
    »Das mit James Walsh tut mir Leid«, sagte ich. Wir hatten noch keine Gelegenheit gehabt, darüber zu sprechen.
    »Ich weiß, Alex. Mir tut es auch Leid. Er war ein feiner Kerl.«
    »Warst du überrascht, dass er Selbstmord begangen hat?«
    Sie legte ihre Hand auf meine.
    »Ja, vollkommen überrascht, aber lass uns heute Abend nicht darüber reden. Okay?«
    Zum ersten Mal öffnete sie sich ein wenig und erzählte mir etwas über sich. Sie hatte die John Carroll Highschool in Washington besucht und war katholisch erzogen worden. Sie erklärte, zu Hause sei es »streng, streng, streng zugegangen. Jede Menge Disziplin.« Ihre Mutter war Hausfrau, bis sie starb, als Betsey sechzehn war. Ihr Vater war Sergeant in der Armee gewesen, anschließend Feuerwehrmann.
    »Ich bin mal mit einem Mädchen von der John Carroll ausgegangen«, erzählte ich ihr. »Niedliche Schuluniform.«
    »War das erst kürzlich?«, fragte sie. In ihren braunen Augen blitzte der Schalk. Sie war lustig. Sie meinte, ihr Sinn für Humor stamme von ihrer alten Nachbarschaft in Washington und der Atmosphäre im Elternhaus. »Als Junge musste man in unserer Gegend Humor haben, sonst hat man Prügel bezogen. Mein Vater wollte einen Jungen, hat stattdessen aber mich bekommen. Er war ein harter Bursche, aber humorvoll. Immer einen Scherz auf den Lippen. Daddy starb bei der Arbeit an einem Herzanfall. Ich glaube, deshalb trainiere ich jeden Tag wie eine Besessene.«
    Ich erzählte ihr, dass meine Mutter und mein Vater gestorben waren, ehe ich zehn Jahre alt war, und dass meine Großmutter mich aufgezogen hatte. »Ich trainiere auch ziemlich viel«, sagte ich.
    »Du bist auf die Georgetown und dann auf die John Hopkins gegangen, stimmt's?«, fragte sie.
    Ich verdrehte die Augen, lachte aber. »Du hast deine Hausaufgaben gemacht. Ja, ich habe an der John Hopkins in Psychologie promoviert. Ich bin für meine Arbeit überqualifiziert.«
    Sie lachte. »Ich habe auch an der Georgetown studiert, aber viel, viel später als du.«
    »Vier Jahre. Nur vier kurze Jahre, Agentin Cavalierre. Du warst dort eine sehr gute Lacrosse-Spielerin.«
    Sie rümpfte die Nase. »Aber hallo! Da hat sich doch noch jemand auf heute Abend vorbereitet!«
    Ich lachte. »Nein, nein. Ich habe dich nur mal spielen sehen.«
    »Daran erinnerst du dich noch?«, fragte sie verblüfft.
    »Ich erinnere mich an dich . Du bist nicht gerannt, du bist dahingeglitten . Anfangs habe ich die Verbindung nicht hergestellt, aber jetzt erinnere ich mich wieder deutlich.«
    Betsey stellte mir Fragen über mein Psychologiestudium und dann über die drei Jahre mit der Privatpraxis. »Aber du bist viel lieber Detective bei der Mordkommission?«
    »Ja, ich liebe die Action.«
    Sie gestand, dass es ihr ebenso ging.
    Dann plauderten wir noch ein wenig über Menschen, die in unserem Leben wichtig gewesen waren. Ich erzählte ihr von meiner Frau Maria, die ermordet worden war. Ich zeigte ihr Fotos von Damon und Jannie und dem kleinen Alex, die ich in der Brieftasche bei mir trug.
    Mir fiel auf, dass ihre Stimme weicher wurde. »Ich war nie verheiratet. Ich habe fünf jüngere Schwestern, allesamt verheiratet, mit Kindern. Ich liebe ihre Kinder. Sie nennen mich Tante Bulle.«
    »Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«
    Sie nickte. »Schieß los! Ich bin kugelfest.«
    »Warst du jemals nahe dran, dich häuslich niederzulassen, Tante Bulle?«, fragte ich.
    »Ist die Frage persönlich oder beruflich, Doktor?« Ich spürte genau, dass sie sich sehr bedeckt hielt. Ihr Humor war wohl ihre beste Verteidigung.
    »Nur eine freundschaftliche Frage«, erklärte ich.
    »Ich weiß. Ich spür's, Alex. Ich hatte ein

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