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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Androhungen der Zwangsräumung an meine Tür zu kleben. Ich habe jeden Monat die Miete bezahlt – und zwar pünktlich!
    Sie müssen aufhören, mich anzurufen und mir mit Ihrem
schrillen kantonesischen Geschnatter in den Ohren zu liegen
und mich zu belästigen.
Hören Sie auf, mich zu schikanieren!
Ich sage es Ihnen zum letzten Mal.
Hören Sie auf, mich zu schikanieren!
Sofort!
Sonst werde ich Sie schikanieren!
     
    Er hielt inne. Dann dachte er lange und angestrengt über den Brief nach, den er soeben geschrieben hatte. Es ging bergab mit ihm, nicht wahr? Er würde explodieren.
    Er schaltete den Computer aus und ging hinaus auf den Flur der Abteilung. Er hatte seine übliche passive, leicht entrückte Miene aufgesetzt. Die Irren liefen in voller Pracht herum. Irre in schäbigen Bademänteln, Irre in quietschenden Rollstühlen, nackte Irre.
    Es fiel ihm schwer, zu glauben, dass er tatsächlich hier war. Aber das war natürlich der Knackpunkt, nicht wahr? Niemand würde vermuten, dass er das Superhirn war. Niemand würde ihn hier je finden. Er war absolut sicher.
    Und dann sah er Detective Alex Cross.
     
    A ls ich Station fünf betrat, hatte ich das Gefühl, beinahe hören zu können, wie sich der dünne roten Faden zwischen geistig Gesunden und Geisteskranken dehnte.
    Die Abteilung bot den Standardanblick derartiger Einrichtungen: überall verblasstes Mauve und Grau, gelegentlich Risse in den Wänden, Schwestern, die Tabletts mit kleinen Bechern trugen, reihenweise Männer in Krankenhaushosen und fleckigen Bademänteln. Das alles hatte ich früher schon gesehen. Nur eins war hier anders: Die Mitarbeiter trugen Trillerpfeifen, um Alarm zu geben, falls sie Hilfe benötigten. Das bedeutete, dass das Pflegepersonal hier schon einmal angegriffen worden
    war.
    Im dritten und vierten Stock waren die Abteilungen für die Patienten der Psychiatrie untergebracht. Auf Station fünf waren einunddreißig Veteranen, im Alter von dreiundzwanzig bis fünfundsiebzig. Die Patienten auf Fünf wurden als gefährlich angesehen, weil sie eine Bedrohung für andere oder für sich selbst darstellten.
    Ich begann mit der Suche auf Station fünf. Zwei Patienten dieser Abteilung waren groß und stämmig. Das entsprach in etwa der Beschreibung des Mannes, dem die Detectives Crews und O'Malley gefolgt waren. Einer der beiden, Cletus Anderson, hatte einen Salz-und-Pfeffer-Bart und war nach seiner Entlassung aus der Armee in Denver und Salt Lake City im Polizeidienst tätig gewesen.
    An diesem ersten Morgen fand ich Anderson im Tagesraum. Es war schon nach zehn Uhr, aber er trug immer noch einen Schlafanzug und einen schmutzigen Bademantel. Er schaute sich im Fernsehen das Bildungsprogramm an, aber er machte auf mich nicht den Eindruck eines Kriminellen mit Superhirn.
    Die Dekoration des Tagesraums bestand aus einem Dutzend brauner Vinylstühle, einem schiefen Tisch und dem Fernseher an der Wand. Die Luft war voller Zigarettenrauch. Auch Anderson rauchte. Ich setzte mich vor den Fernseher und nickte ihm zur Begrüßung zu.
    Er blickte mich an und blies mir einen etwas schiefen Rauchring entgegen. »Du bist neu, richtig? Spielst du Pool?«, fragte er.
    »Einen Versuch wär's wert.«
    »Einen Versuch wär's wert«, wiederholte er und lächelte, als hätte ich einen guten Witz erzählt. »Haste die Schlüssel zum Pool-Zimmer?«
    Er stand auf, ohne die Antwort auf seine Frage abzuwarten. Vielleicht hatte er aber auch vergessen, dass er gefragt hatte. Ich wusste von seinem Krankenblatt, dass er zu Gewalttätigkeit neigte und ein Hitzkopf war, aber jetzt hatte man ihm eine Lkw-Ladung Valium verabreicht. Gut so! Anderson war über zwei Meter groß und wog an die hundertzwanzig Kilo.
    Das Pool-Zimmer war erstaunlich freundlich, mit zwei großen Fenstern, die auf einen von einer Mauer umgebenen Hof blickten. Ringsum standen Rotahorn und Ulmen, und Vögel zwitscherten in den Zweigen.
    Ich war mit Clete Anderson allein im Zimmer. Konnte dieser Hüne das Superhirn sein? Noch konnte ich es nicht endgültig entscheiden. Vielleicht, wenn er mich mit einer Pool-Kugel oder dem Queue niederschlug.
    Anderson und ich spielten mit acht Kugeln. Er war nicht besonders gut. Ich ließ ihn weiterspielen, indem ich mehrere Fehlstöße machte, aber er schien es nicht zu bemerken. Seine blaugrauen Augen waren nahezu ganz verschleiert.
    »Diesen Scheißblauhähern würde ich am liebsten den Hals umdrehen«, stieß er wütend hervor, nachdem er einen Stoß verfehlt

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