Untitled
Mrs. Ransome, wenn sie denn einen gehabt hätten.
»Ich habe das Gefühl, ich gehörte zur Familie«, sagte er.
»Ja«, dachte Mr. Ransome; wenn sie einen Sohn gehabt hätten, hätte es sich so angefühlt. Ärgerlich, verwirrend. Ein Gefühl, drangekriegt worden zu sein. Es wäre nicht mehr ihr eigenes Leben gewesen.
Mr. Ransome brachte ein Händeschütteln zustande.
»Ende gut, alles gut«, sagte Martin und klopfte ihm auf die Schulter. »Passen Sie auf sich auf.«
»Woher wissen wir überhaupt, daß er nicht mit denen unter einer Decke steckt?« sagte Mr. Ransome im Auto.
»Er sieht nicht so aus«, sagte Mrs. Ransome.
»So? Und wie müßte er denn aussehen? Ist dir so etwas schon einmal untergekommen? Hast du je von so etwas gehört? Was für ein Typ müßte er denn sein, möchte ich gerne wissen?«
»Wir fahren ein wenig schnell«, sagte Mrs. Ransome.
»Ich werde natürlich die Polizei informieren müssen«, sagte Mr. Ransome.
»Sie haben sich vorher nicht dafür interessiert, dann werden sie sich jetzt nur noch weniger dafür interessieren.«
»Wer bist du?«
»Wie bitte?«
»Ich bin der Anwalt. Wer bist du? Bist du die Expertin?«
Sie fuhren eine Weile schweigend weiter.
»Selbstverständlich werde ich eine Entschädigung fordern. Für den Streß. Die Seelenqual. Die Unannehmlichkeiten. Das ist alles quantifizierbar und muß bei der abschließenden Einigung in Rechnung gezogen werden.«
In seinem Kopf verfaßte er bereits den Brief.
Einige Zeit später kam der Inhalt der Wohnung nach Naseby Mansions zurück, und an einer der Kisten hing eine Karte, auf der stand: »Alles kann jederzeit benutzt werden. Martin.« Und in Klammern: »Witz.« Mr. Ransome bestand darauf, daß alles wieder genauso angeordnet wurde, wie es vorher gewesen war. Das hätte sich als schwierig erweisen können, wäre da nicht als Erinnerungshilfe Mrs. Ransomes Fotoalbum gewesen. Dennoch war die Mannschaft, die die Möbel zurückbrachte, nicht so sorgfältig wie die Einbrecher, die sie weggebracht hatten, außerdem war sie wesentlich langsamer. Doch als die Wohnung wieder vollständig eingeräumt war, als sämtliche Bezüge gewaschen, mit dem Staubsauger bearbeitet oder chemisch gereinigt worden waren, sah allmählich alles wieder aus wie zuvor, und das Leben kehrte zu dem zurück, was Mrs. Ransome, wenn auch heute nicht mehr so recht, so doch früher einmal für normal gehalten hatte.
Während Mr. Ransome im Büro war, probierte Mrs. Ransome in dem jetzt wesentlich weniger spartanischen Wohnzimmer sogleich ihren Schaukelstuhl aus Rohrgeflecht und den Teppich aus; doch obwohl der Stuhl so bequem war wie immer, sah das Ganze nicht stimmig aus und gab ihr das Gefühl, in einem Kaufhaus zu sitzen. Daraufhin verbannte sie den Stuhl in das leere Zimmer, wo sie ihn von Zeit zu Zeit besuchte und sich hineinsetzte, um ihr Leben zu überdenken. Aber nein, es war nicht das gleiche, und schließlich stellte sie den Stuhl hinaus für den Hausmeister, der ihn seiner Einrichtung in dem Raum hinter der Heizung einverleibte, wo er gerade den Versuch machte, die Bücher von Jane Austen für sich zu entdecken.
Mr. Ransome erging es besser als seiner Frau, denn obwohl er der Versicherung den ursprünglichen Scheckbetrag zurückerstatten mußte, konnte er dennoch geltend machen, daß er bereits ein Paar neuer Lautsprecher geordert habe (hatte er nicht). Dies sollte in Rechnung gestellt und erstattet werden, was schließlich auch geschah. Auf diese Weise war er in der Lage, in einige Teile einer wirklich erstklassigen Ausrüstung zu investieren.
Im Laufe der nächsten Monate tauchten von Zeit zu Zeit Spuren von Martin und Cleo auf – ein Päckchen Kondome (leer), das unter die Matratze geschoben worden war, ein seitlich unter das Sofa gestecktes Taschentuch und, in einer der Kaminsimsverzierungen, ein Klumpen einer in Silberpapier gewickelten harten, braunen Masse. Mrs. Ransome schnupperte vorsichtig daran, dann zog sie ihre Gummihandschuhe an und warf es ins Klo, wo sie annahm, daß es hingehörte. Es ließ sich allerdings erst nach mehreren Versuchen widerstrebend hinunterspülen, während Mrs. Ransome auf dem Badewannenrand saß und darauf wartete, daß der Tank sich wieder füllte, und sich fragte, wie es überhaupt auf den Kaminsims gekommen war. Ein Witz vielleicht, doch keiner, den sie Mr. Ransome mitteilte.
Seltsame Haare waren eine weitere Sache, die regelmäßig auftauchten, lange blonde, die
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