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enthüllte. Unter anderem hat Dottor La Ferlita mir seinen Verdacht zum Ausdruck bringen wollen, daß mein Sturz auf der Treppe keineswegs zufällig war, sondern durch Ränke des Parrinello zustande kam, und zwar aus reiner Machtgier, um so die Provinz an meiner Statt zu regieren. Leider kann Dottor La Ferlita keinen Beweis dafür erbringen, sonst hätte ich gerne Strafanzeige gegen meinen früheren Kabinettschef wegen versuchten Mordes bei der Staatsanwaltschaft gestellt.
Zu Ihrer Kenntnisnahme informiere ich Sie darüber, daß vom Kommandanten der Legion der Königlichen Carabinieri in Palermo meiner Bitte um Verhaftung des sich dort aufhaltenden Genuardi Filippo entsprochen wurde. Diese Maßnahme wurde von mir ergriffen, nachdem ich einen detaillierten Bericht vom Kommando der Kgl. Carabinieri in Vigàta erhalten hatte, den ich Ihnen hier in Abschrift beifüge. Bereits in der Vergangenheit hatte Tenente Lanza‐Scocca auf die Gefährlichkeit des Genuardi hingewiesen, doch aus finsteren Gründen, die er mir nicht hatte nennen wollen, war es dem Parrinello gelungen, mir diese Hinweise vorzuenthalten.
Ich fordere Sie offiziell auf, ein Disziplinarverfahren gegen Ihren Untergebenen Antonio Spinoso, Leiter der Polizeidienststelle in Vigàta, einzuleiten, dessen Verhalten immer ein Hindernis für die hervorragende Arbeit der Kgl. Carabinieri dargestellt hat.
Großzügigerweise schließt Tenente Lanza‐Scocca eine wie auch immer geartete geheime Absprache zwischen dem Genuardi und dem Spinoso aus. Ich bin dem gegenüber anderer Meinung, ich habe die Befürchtung, daß die geheime Absprache sogar anderer und bedeutenderer Art ist. Sed de hoc satis.
Hochachtungsvoll
Der Präfekt (Vittorio Marascianno)
(Vertraulich)
An den
Herrn Polizeipräsidenten
von
Montelusa
Vigàta, am 8. Mai 1892
Herr Polizeipräsident,
wir sind wieder bei Null! Ich weiß nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll. Ich werde versuchen, ordentlich zu antworten, obwohl die Wuth mir die Tränen in die Augen treibt und meine Hand zittern läßt.
Der Genuardi F. (mit Punkt), welcher in dem Rundschreiben der Generaldirektion der Polizei erwähnt wird und, ebenfalls als F. mit Punkt, wieder in dem Berichte auftaucht, welcher der Herr Polizeipräsident von Palermo an seine Kollegen auf der Insel gesandt hat, muß nicht nothwendigerweise Filippo heißen, wie die Königlichen Carabinieri von Vigàta einseitig autoritär festgelegt haben. Sein Taufname könnte auch nach Belieben Filiberto, Federico, Fulvio usw. lauten.
Und in der That handelt es sich um den Genuardi Francesco,
42 Jahre alt (mithin zehn Jahre älter), Sohn der Barresi Cettina und des Genuardi Nicolò Gerlando, zwar in Vigàta geboren und folglich beim hiesigen Geburtsregister eingetragen, doch von seinen Eltern im Alter von drei Monaten nach Palermo gebracht und daselbst bis auf den heutigen Tag wohnhaft.
Der Genuardi Francesco, darauf weise ich ausdrücklich hin, hat keinerlei verwandtschaftliche Beziehungen zu dem Genuardi Filippo.
Francesco Genuardi ist ein alter Bekannter sämtlicher Polizeipräsidien und Polizeidienststellen auf Sizilien, insofern er ein gewaltthätiges, raufsüchtiges, dem Trinken ergebenes Individuum ist, immer bereit zu Händeln und zum Aufruhr. Er ist mehrfach verurtheilt worden.
Daß der Genuardi Filippo nicht einmal in Gedanken an der Gründung des »Arbeiterbundes« theilgenommen hat, wird hinlänglich durch den Bericht bewiesen, welcher mir eben gestern durch meinen Kollegen Battiato Vincenzo zugegangen ist (und welchen ich hier beifüge). Diesen meinen Kollegen hatte ich eigens gebeten, die Bewegungen des Genuardi Filippo zu beobachten, allerdings aus völlig anderen Gründen als denen der Kgl. Carabinieri.
Ich schicke voraus, daß, während die Kgl. Carabinieri von Vigàta sich in den Besitz der Adresse des Genuardi Filippo durch eine illegale und mit schwerer Strafe zu ahndende Vorgehensweise gebracht haben (ich mag Ihnen diese gar nicht enthüllen; würden Sie es erfahren, müßten Sie offiziell ermitteln), habe ich sie ganz einfach dadurch erhalten, indem ich das Vertrauen des Schwiegervaters des Genuardi gewann.
Herr Polizeipräsident: Wenn ich den Genuardi Filippo in Palermo von der Polizei beaufsichtigen lasse, dann deshalb, weil ich um sein Leben fürchte.
Es ist, wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, meine Überzeugung, daß hinter den Mißgeschicken des Genuardi der jüngsten Zeit
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