Untitled
von der Firma Sparapiano, er besagt, daß es sich um einen Irrtum handelt, sie bitten Sie tausendmal um Entschuldigung und stehen zu Ihrer völligen Verfügung für alles Holz, das Sie brauchen.«
»Soll das ein Witz sein?«
»Ich mache niemals Witze, weder hierüber noch über anderes. Der zweite Brief ist von Cavaliere Mancuso. Er besagt, daß er sich die Sache noch einmal überlegt habe, daß Sie alle Masten errichten können, die Sie wollen, und er will dafür nicht einmal eine Lira. Zufrieden?«
»Sie müssen schon entschuldigen, aber vor lauter Zufriedenheit rumort mein Bauch schon wieder.«
»Halten Sie noch fünf Minuten aus. Auch für das motorisierte Vierrad suche ich mit einem Freund der Versicherung nach einem Weg, damit sie die Thaler ausspuckt, ohne uns auf die Eier zu gehen. Und damit habe ich Ihnen fühlbar zu verstehen gegeben, daß ich den Worten Ihres Schwiegervaters wirklich Glauben geschenkt habe. Zur Hälfte.«
»Und zur anderen Hälfte?«
»Tja, da wird es verzwickt. Zuerst will ich aber, daß Sie noch etwas anderes wissen: Geben Sie acht, die Carabinieri, die immer stärker davon überzeugt sind, daß Sie mit den Subversiven zu tun haben, haben Ihre hiesige Adresse in Erfahrung gebracht. Und daher werden Sie mit Sicherheit überwacht.«
»Heilige Jungfrau! Diese Adresse kennt ja inzwischen schon jedes Schwein! Wie konnte das passieren?«
»Reden wir nicht davon.«
»Wie kann ich die dazu bringen, anders zu denken?«
»Die Carabinieri?! Anders zu denken? Wenn die erst mal mit ihrem Schwanz auf einem rumtrommeln, dann gibt es keinen Gott, der helfen kann! Ein Glück für Sie, daß der Polizeileiter Spinoso ganz anderer Meinung ist.«
»Schon wieder wird mir kalt. Maria, wie kalt! Ich zittere am ganzen Körper. Könnten Sie das Fenster schließen? Meine Knie zittern wie Ricotta.«
»Schon passiert. Um auf unser Gespräch zurückzukommen: Wissen Sie eigentlich, daß ich im Besitz der richtigen Adresse Ihres Freundes Sasà La Ferlita bin? Hier, da ist sie, aufgeschrieben auf diesen Schnipsel Papier.«
»Warum legen Sie sie mir auf die Kommode? Sie brauchen sie, wenn Sie ihn besuchen wollen.«
»Ich? Ich nicht.«
»Schicken Sie jemand anderen?«
»Ja. Sie. Aus diesem Grund lasse ich Ihnen den Revolver und die Adresse hier.«
»Mich? Und was sag ich ihm?«
»Sie brauchen nichts zu sagen. Sie gehen zu ihm und erschießen ihn.«
»Aaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhh!«
»Anderenfalls sind Sie der Erschossene.«
Geschriebenes sechs
KOMMANDO DER KÖNIGLICHEN CARABINIERI VON VIGÀTA
An Seine Exzellenz den Präfekten von Montelusa
Vigàta, am 4. Mai 1892
Betreff: Genuardi Filippo
Exzellenz!
Unter strengster Einhaltung der vom Generaldirektor der Polizei, dem Offizier Sensales, erlassenen Anweisungen informierte der Herr Polizeipräsident von Palermo per Eildepesche über das erste, am 28. April d. J. daselbst stattgehabte Treffen der Anhänger des so genannten »Arbeiterbundes«.
Unter den dort zusammengekommenen gefährlichen Aufwieglern, deren Identifizierung möglich war, erscheint erneut der Name von Filippo Genuardi, welcher bereits in dem Rundschreiben des Generaldirektors der Polizei vom 8. April d. J. auftaucht.
Nun obliegt diesem Kommando die strengste Pflicht, E. E. folgendes zur Kenntnis zu bringen:
1. Auf Grund der langen Abwesenheit des oben genannten Genuardi von Vigàta, haben wir gleich geahnt, daß dieser sich nicht aus geschäftlichen Gründen (wie einer seiner Angehörigen glauben machen wollte) wegbegeben hatte, sondern um im geheimen dunkle Fäden zu spinnen. Daher schickten wir einen unserer Carabinieri in Zivil, um, unter einem banalen Vorwande, den Schwiegervater des Genuardi, Schilirò Emanuele, nach der Adresse von diesem zu fragen. Doch derselbe, wiewohl höchst verlegen, zeigte sich renitent und wich einer Antwort aus. Das Verhalten des Verwandten stützte nur unsere Ahnung.
2. Der ausgewählte Beamte, Licalzi Paolantonio, unterbreitete uns hinsichtlich der Suche nach dem Genuardi die Bitte, einen von ihm ersonnenen kühnen Plan zu autorisieren, mittels dessen man zweifelsfrei die Adresse des Aufwieglers feststellen könne. In einem ersten Augenblicke habe ich dies, angesichts des riskanten Planes, welcher, im verhängnisvollen Falle, daß er nicht gelänge, der Karriere des Licalzi und dem Namen dieser Armee‐Einheit unzweifelhaft Schaden zugefügt hätte, entschieden abgelehnt. Trotz des wiederholten
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