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einen weiteren Vorbeugehaftbefehl erhalten. Dieser betrifft subversive Thätig‐ keiten, Theilnahme an aufhetze‐ rischen Versammlungen, ver‐ suchten Betrug zum Schaden der Fondiaria Assekuranzen, vorsätzli‐ che Brandstiftung, Störung der öffentlichen Ordnung. Die Maß‐ nahme ist von unserem Gericht auf Bitten der Präfektur von Montelusa hin erlassen worden.
Genuardi, welcher die Gründe für seine That noch nicht enthüllt hat, hat Advokat Orazio Rusotto zu seinem Verteidiger bestellt, eine herausragende Persönlich‐ keit des Gerichtshofes von Pa‐ lermo. Wie wir erfahren, ist der allgemeine Gesundheitszustand von Signor La Ferlita weiterhin äußerst bedenklich. Dottor Pietro Mangiaforte, der Chefarzt des Hospitales, hat bei dem Patienten unter anderem einen schweren Gedächtnisverlust festgestellt, welcher auf das Gehirntrauma zurückzuführen ist.
Der Bruder von La Ferlita, Dott. Giacomo, derzeit Kabi‐ nettschef des Präfekten von Montelusa, ist im Namen des Rosario La Ferlita als Nebenklä‐ ger gegen Genuardi aufgetreten. Er wird bei Gericht durch Advo‐ kat Rinaldo Rusotto vertreten, den jüngeren Bruder des Vertei‐ digers von Genuardi.
Dottor Giacomo La Ferlita hat ausdrücklich darauf hinweisen wollen, daß das dem Advokaten Rinaldo Rusotto ertheilte Mandat sich ausschließlich auf das verbre‐ cherische Vorkommnis der Ver‐ letzung beziehe.
MINISTERIUM DES INNEREN GENERALDIREKTION DER POLIZEI DER GENERALDIREKTOR
An die
Herren Präfekten
von SIZILIEN
Amtssitze
An die
Herren Polizeipräsidenten
von SIZILIEN
Amtssitze
Rom, am 16, Mai 1892
Wie Euere Exzellenzen und Herren sicher wissen, ist mit Datum des vergangenen 5. Mai eine neue Regierung unter dem Vorsitz Seiner Exzellenz Giovanni Giolitti berufen worden.
Von der ersten Zusammenkunft des Ministerrates an hat der Vorsitzende, wie aus einer Mittheilung S. E. des Ministers des Inneren hervorgeht, den eindeutigen und entschlossenen Willen zum Ausdruck gebracht, grundlegende Reformen im bisherigen Verhalten der Ordnungskräfte gegenüber all jenen, die in mehr oder weniger deutlicher Form Vorstellungen von einer gesellschaftlichen Erneuerung geäußert haben oder weiterhin äußern, durchzuführen.
Seine Exzellenz Giolitti hat außerdem hinzugefügt, daß es sein Vorsatz sei, allen Bürgern Gedankenfreiheit, Meinungsfreiheit und die Möglichkeit des freien Zusammenschlusses zu gewährleisten, wobei er sich persönlich zur Überwachung verpflichtet, um sicherzugehen, daß seine Vorgabe von den zuständigen staatlichen Stellen auch wirklich in die That umgesetzt wird. Einstweilen hat mir S. E. der Minister des Inneren die nachfolgenden Anweisungen zukommen lassen, welche ohne jede bürokratische Verzögerung bindend durchgeführt werden müssen:
1. Unverzügliche Einstellung der karteiamtlichen Erfassung.
2. Unverzügliche Einstellung des Abfangens und der Kontrolle von Postsendungen.
3. Unverzügliche Einstellung von Beschattungen, Durchsuchungen usw.
4. Unverzügliche Einstellung der Weiterleitung von Informationen an Banken, Staatliche Einrichtungen, Behörden bezüglich der politischen Vorstellungen eines jeden Bürgers.
5. Herausgabe an alle, die darauf Anspruch haben, von jedwedem aus politischen Gründen beschlagnahmten Dokument.
Diese Generaldirektion ist bereit, auf alle Fragen zu antworten, die sich im Zusammenhange mit diesen Anweisungen ergeben könnten.
Bei Gewaltthaten oder bei Störung der Öffentlichen Ordnung wird stillschweigend vorausgesetzt, daß wie bisher verfahren wird, allerdings mit dem Strafgesetzbuch in der Hand.
Euere Exzellenzen und Herren empfangen unsere Wünsche für eine guthe Arbeit.
Der Generaldirektor der Polizei (Giuseppe Sensales)
P. S. Nur zum Zwecke der Dokumentierung des ungeheueren Arbeitsumfanges, der sich auf Grund der Anweisungen der vorhergehenden Regierung Di Rudinì ergeben hat, halte ich es für sinnvoll, daß das gesamte angesammelte Material (Karteikartenerfassungen, Berichte, Adressen, anonyme Briefe, verschiedene Ergebnisse) nicht zerstört und noch viel weniger verbrannt wird: es soll vielmehr in geordneten, unverzüglich greifbaren Mappen archiviert werden.
(Vertraulich)
An
S. E. Vittorio Marascianno
Privatwohnung
Königliche Präfektur von
Montelusa
Rom, am 18. Mai 1892
Theuerster Marascianno,
mit großer Freude habe ich Ihren Brief vom 10. Mai d. J. erhalten, mit welchem Sie mir die Besserung Ihres
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