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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Richtung sei eine Stadt.
    Sie hatte zwei harte Brötchen aus der Küche mitgenommen und aß sie am frühen Morgen. Es wurde warm, als die Sonne aufging. Um zehn war es heiß. Sie war viele Kilometer einem Feldweg gefolgt, ging nicht auf dem Weg, aber in der Nähe. Sie verlor den Weg nie aus den Augen.
    Sie ging den ganzen langen Nachmittag weiter, staunte darüber, daß sie in der Hitze durchhielt. Vielleicht zahlte sich die schwere Arbeit auf den Feldern aus. Sie war jetzt kräftiger, als sie es je gewesen war. Sie hatte überall Muskeln.
    Am späten Nachmittag konnte Maggie Rose vom Abhang aus die Stadt sehen. Sie war größer und moderner als der Ort, an dem sie so viele Monate lang festgehalten worden war.
    Maggie Rose rannte das letzte Stück bergab. Der Feldweg kreuzte sich schließlich mit einem asphaltierten Weg. Einer richtigen Straße. Maggie folgte der Straße ein kurzes Stück, und dann kam sie an eine Tankstelle. Eine ganz gewöhnliche Tankstelle. Shell stand auf dem Schild. Sie hatte noch nie im Leben etwas Schöneres gesehen.
    Maggie Rose schaute auf, und der Mann war da.
    Er fragte sie, ob alles in Ordnung sei. Er nannte sie immer Bobbi, und sie wußte, daß er sie ein bißchen mochte. Maggie sagte ihm, ihr gehe es gut. Sie habe bloß ein bißchen geträumt.
    Maggie Rose sagte ihm nicht, daß sie wieder Geschichten erfunden hatte, herrliche Phantasien, die ihr halfen, ihrem Schmerz zu entkommen.

    82. Kapitel
     
    Soneji/Murphy hatte zweifellos immer noch seinen meisterhaften Plan. Jetzt hatte ich auch einen. Die Frage war: Wie gut konnte ich meinen zu Ende bringen? Wie stark war meine Entschlossenheit, daß er gelang, ganz gleich, um welchen Preis? Wie weit wollte ich gehen? Bis zum äußersten?
    Die Reise nach Virgin Gorda fing an einem tristen, regnerischen Morgen in Washington, D.C. an. Die Temperatur betrug um die zehn Grad. Unter normalen Umständen hätte ich gar nicht schnell genug wegkommen können.
    Wir mußten im sonnenversengten Puerto Rico in eine dreimotorige Trislander umsteigen. Um halb drei Uhr nachmittags glitten Jezzie und ich auf einen weißen Sandstrand zu, auf einen schmalen Landestreifen, den große, in der Meeresbrise schwankende Palmen säumten.
    »Da ist es«, sagte sie auf dem Sitz neben mir. »Das ist unser Platz an der Sonne, Alex. Ich könnte mindestens einen Monat lang hier bleiben.«
    »Es sieht nach dem aus, was uns der Arzt verordnet hat«, mußte ich beipflichten. Wir würden das bald herausfinden. Wir würden herausfinden, wie lange wir beide miteinander allein sein wollten.
    »Diese müde Reisende möchte in dem Wasser da unten sein. Nicht bloß darauf hinunterschauen«, sagte Jezzie. »Von Fisch und Obst leben. Schwimmen, bis wir umfallen.«
    »Deshalb sind wir doch hergekommen, oder? Spaß in der Sonne? Damit alle üblen Gestalten verschwinden?«
    »Alles ist gut, Alex. So kann es sein. Laß dich nur ein bißchen darauf ein.« Jezzie klang immer so aufrichtig. Am liebsten hätte ich ihr geglaubt.
    Als die Tür der Trislander aufging, wehte der Duft der Karibik herein. Warme Luft überflutete uns neun Leute in dem kleinen Flugzeug.
    Alle trugen Sonnenbrillen und bunte T-Shirts. Fast alle Gesichter lächelten. Ich zwang mich auch zum Lächeln.
    Jezzie nahm meine Hand. Jezzie war bei mir – und war es doch nicht. Alles kam mir vor wie im Traum. Was jetzt geschah … konnte gar nicht geschehen.
    Schwarze Männer und Frauen mit britischem Akzent schleusten uns durch eine Art von entspanntem Minizoll. Weder Jezzies Gepäck noch meines wurden durchsucht. Das war mit der Hilfe des amerikanischen Außenministeriums arrangiert worden. In meiner Reisetasche war ein Kleinkaliberrevolver – geladen und schußbereit.
    »Alex, ich finde es hier immer noch wunderschön«, sagte Jezzie zu mir, als wir uns der winzigen Taxischlange näherten. Bei den Taxis standen mehrere Motorroller, Fahrräder und schmutzige Kleinbusse. Ich fragte mich, ob wir je wieder gemeinsam Motorrad fahren würden.
    »Bleiben wir immer hier«, sagte sie. »Tun wir so, als müßten wir nie wieder weg. Keine Uhren, keine Radios, keine Nachrichten mehr.«
    »Das gefallt mir«, sagte ich zu ihr. »Spielen wir eine Zeitlang ›als ob‹.«
    »Ich bin dabei. Machen wir's.« Sie klatschte in die Hände wie ein kleines Kind.
    Die Insel wirkte seit unserem letzten Besuch unverändert. So war das vermutlich, seit die Rockefellers in den fünfziger Jahren damit angefangen hatten, die Insel

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