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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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aufzukaufen.
    Kreuzfahrtschiffe und Segelboote trieben auf dem funkelnden Meer. Wir fuhren an kleinen Restaurants und Läden mit Schnorchelausrüstungen vorbei. Die bunt gestrichenen einstökkigen Häuser verfügten alle über Fernsehantennen, die von den Dächern aufragten. Unser Platz an der Sonne. Das Paradies.
    Jezzie und ich hatten im Hotel noch Zeit, schwimmen zu gehen. Wir gaben ein bißchen an. Wir streckten die Körper, schwammen schnell zu einem entfernten Riff hinaus und zurück. Ich dachte an unser erstes gemeinsames Schwimmen. Im Hotelpool in Miami Beach. Als sie angefangen hatte, ihre Rolle zu spielen.
    Danach streckten wir uns am Strand aus. Wir beobachteten, wie die Sonne am Horizont sank, mit ihm verschmolz und dann verschwand.
    » Déjà vu , Alex.« Jezzie lächelte. »Ganz wie damals. Oder habe ich das geträumt?«
    »Jetzt ist es anders«, sagte ich und fügte dann schnell hinzu: »Damals haben wir uns noch nicht so gut gekannt.«
    Was dachte Jezzie wirklich? Ich wußte, daß sie jetzt auch einen Plan haben mußte. Ich ging davon aus, sie wisse, daß ich hinter Devine und Chakely her war. Sie mußte wissen, was ich mit den beiden vorhatte.
    Ein junger schwarzer Sexprotz, muskulös und stramm in weißer Badehose und gestärktem Hotel-T-Shirt, brachte uns Pina Coladas zu den Liegestühlen.
    Besser als das hier konnte das ›Als ob‹-Spiel nicht werden.
    »Sind das Ihre Flitterwochen?« Er war so locker und unbefangen, daß er mit uns scherzte.
    »Unsere zweiten Flitterwochen«, sagte Jezzie zu ihm.
    »Dann genießen Sie sie doppelt«, sagte der lächelnde Strandkellner.
    Sofort ergriff uns das Zeitlupentempo der Insel. Wir aßen im Pavillonrestaurant des Hotels zu Abend. Für uns beide noch mehr gespenstisches Déjà-vu. Als ich dort in der vollkommen karibischen Umgebung saß, muß ich mir wie ein Doppelspieler vorgekommen sein und unwirklicher als je in meinem ganzen Leben.
    Ich schaute zu, wie die gegrillten Fische und Schildkröten kamen und gingen. Ich hörte, wie sich die Reggae-Band einstimmte. Und ständig dachte ich daran, daß die schöne Frau neben mir Michael Goldberg hatte sterben lassen. Ich war mir außerdem sicher, daß sie Maggie Rose Dunne ermordet hatte oder mindestens eine Komplizin dabei gewesen war. Sie hatte nie einen Funken Reue gezeigt.
    Irgendwo in den Staaten war ihr Anteil an den zehn Millionen Dollar Lösegeld. Aber Jezzie war so schlau, die Reisekosten mit mir zu teilen. »Halbe halbe, Alex. Ich will nichts umsonst, okay?«
    Sie aß Inselhummer und einen Vorspeisenteller mit Haifischfleisch. Sie trank beim Essen zwei Bier. Jezzie war so glatt und clever. In gewisser Hinsicht war sie furchterregender als Gary Soneji/Murphy.
    Was redet man bei einem perfekten Abendessen und bei Cocktails mit einer Mörderin? Ich wollte so vieles wissen, aber ich konnte keine der Fragen stellen, die in meinem Kopf hämmerten. Statt dessen sprachen wir über die kommenden Urlaubstage, über einen »Plan« für das Hier und Jetzt auf den Inseln.
    Ich schaute Jezzie über den Eßtisch an und dachte, sie habe noch nie hinreißender ausgesehen. Sie schob sich ständig das blonde Haar hinter das Ohr. Dieser nervöse Tick war so eine vertraute, intime Geste. Weshalb war Jezzie nervös, worüber machte sie sich Sorgen? Wieviel wußte sie?
    »In Ordnung, Alex«, sagte sie schließlich. »Willst du mir sagen, was wir wirklich auf Virgin Gorda verloren haben? Hast du für hier auch einen Terminplan gemacht?«
    Ich hatte mich auf die Frage vorbereitet, aber sie kam trotzdem überraschend. Sie hatte den Zeitpunkt glänzend gewählt. Ich war bereit zu lügen. Ich konnte begründen, was ich tun mußte. Ich brachte bloß nicht fertig, mich besonders wohl dabei zu fühlen.
    »Ich wollte, daß wir reden können, richtig miteinander reden können. Vielleicht zum ersten Mal, Jezzie.«
    In Jezzies Augenwinkel traten Tränen. Sie liefen ihr langsam die Wangen entlang. Glitzernde Rinnsale im Kerzenlicht.
    »Ich liebe dich, Alex«, flüsterte Jezzie. »Es ist bloß so – es wird immer so schwer für uns beide sein. Es ist bis jetzt schwer gewesen.«
    »Willst du damit sagen, die Welt ist noch nicht reif für uns?« fragte ich sie. »Oder sind wir nicht reif für die Welt?«
    »Ich weiß nicht, was davon stimmt. Spielt es eine Rolle, daß es einfach so schwer ist?«
    Wir gingen nach dem Essen am Strand entlang, auf eine gestrandete Galeone zu. Das malerische Wrack lag etwa vierhundert Meter vom Pavillon und vom

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