Untitled
daß meine Dienste nicht länger erforderlich sind.«
Er salutierte und sprang dann ins Boot. Er ließ den Motor an und war bald außer Sicht.
Wir waren ganz allein auf unserer Privatinsel. Sei sorglos, sei glücklich.
Es hat etwas Seltsames und Unwirkliches, wenn man neben einer Kidnapperin und Mörderin auf einem Strandbadetuch liegt. Ich ging immer wieder alle meine Gefühle durch, meine Pläne, die Dinge, von denen ich wußte: ich mußte sie tun.
Ich versuchte, meine Verwirrung und meine Wut in den Griff zu bekommen. Ich hatte diese Frau geliebt, die mir jetzt so fremd war. Ich schloß die Augen und ließ mir von der Sonne die Muskeln entspannen. Ich mußte mich entkrampfen, sonst klappte das hier nicht.
Wie konntest du das kleine Mädchen ermorden, Jezzie? Wie konntest du das tun? Wie konntest du allen so viele Lügen er zählen?
Aus dem Nichts kam Gary Soneji angeflogen! Er kam plötzlich, ohne Vorwarnung.
Er hatte ein langes Jagdmesser wie das, das er bei den Gettomorden in D.C. benutzt hatte. Er schwebte über mir. Sein >
Schatten bedeckte mich ganz.
Es war ausgeschlossen, daß er auf die Insel gekommen war. Völlig ausgeschlossen.
» Alex . Alex , du hast geträumt«, sagte Jezzie. Sie legte mir eine kühle Hand auf die Schulter. Sie berührte sanft mit den Fingerspitzen meine Wange.
Die lange, fast schlaflose Nacht … Die warme Sonne, die kühlende Meeresbrise … Ich war am Strand eingeschlafen.
Ich schaute zu Jezzie auf. Sie war der Schatten auf meinem Körper gewesen, nicht Soneji. Mein Herz klopfte laut. Für unser Nervensystem sind Träume so stark wie die reale Welt.
»Wie lange war ich weg?« fragte ich.
»Nur ein paar Augenblicke, Baby«, sagte sie. »Alex, ich möchte dich umarmen.«
Jezzie rutschte auf dem Strandbadetuch auf mich zu. Ihre Brüste streiften meine Brust. Sie hatte das Bikinioberteil ausgezogen, während ich schlief. Ihre glatte Haut schimmerte vom Sonnenöl. Auf ihrer Oberlippe bildeten sich dünne Schweißperlen. Sie konnte nicht anders, sie sah einfach gut aus.
Ich setzte mich auf und rückte von Jezzie auf dem Badetuch weg. Ich zeigte auf einen Garten aus Bougainvillea, fast direkt am Wasser.
»Gehen wir am Strand entlang. Okay? Machen wir einen Spaziergang. Ich möchte mit dir über ein paar Dinge sprechen.«
»Über was für Dinge?« fragte Jezzie. Sie war deutlich enttäuscht, weil ich sie zurückgewiesen hatte, wenn es auch nur ein Augenblick gewesen war. Sie wollte Sex am Strand. Ich wollte nicht.
»Komm schon. Gehen wir und unterhalten uns«, sagte ich. »Die Sonne fühlt sich so gut an.«
Ich zog Jezzie hoch, und sie kam etwas widerstrebend mit. Sie machte sich nicht die Mühe, das Oberteil wieder anzuziehen.
Wir gingen am Ufer entlang, die Füße im klaren, unbewegten Wasser. Wir berührten uns jetzt nicht, waren aber nur Zentimeter voneinander entfernt. Es war so sonderbar und unwirklich. Es war einer der schlimmsten Augenblicke in meinem Leben, wenn nicht der schlimmste.
»Du bist so ernst, Alex. Wir wollten uns doch amüsieren, weißt du noch? Wo bleibt bis jetzt das Vergnügen?«
»Ich weiß, was du getan hast, Jezzie. Es hat eine Weile gedauert, aber schließlich habe ich mir alles zusammengereimt«, sagte ich zu ihr. »Ich weiß, daß du Maggie Rose Dunne weggebracht hast. Ich weiß, daß du sie umgebracht hast.«
85. Kapitel
»Ich will über das alles reden. Ich trage keine Wanze, Jezzie, wie du siehst.«
Daraufhin lächelte sie leicht. Immer die perfekte Schauspielerin. »Ja, das sehe ich.«
Mein Herz hämmerte ungeheuer schnell. »Sag mir, was passiert ist. Sag mir, warum, Jezzie. Sag mir, was ich fast zwei Jahre lang herauszufinden versucht habe und du die ganze Zeit gewußt hast. Erzähl mir die Sache von deiner Seite.«
Jezzies Maske, die immer in ihrem perfekten, schönen Lächeln bestand, war inzwischen verschwunden. Sie klang resigniert.
»Gut, Alex. Ich sage dir, was du wissen willst, was du einfach nicht ruhen lassen wolltest.«
Wir gingen weiter, und Jezzie sagte mir endlich die Wahrheit.
»Wie es passiert ist? Am Anfang haben wir einfach unseren Job gemacht. Ich schwöre, das ist wahr. Wir paßten auf die Familie des Ministers auf. Jerry Goldberg war nicht an Drohungen gewöhnt. Die Kolumbianer haben ihm gedroht. Er hat sich wie ein typischer Zivilist verhalten. Er hat überreagiert. Er hat Personenschutz vom Secret Service für seine ganze Familie verlangt. So hat alles angefangen. Mit einem Überwachungsauftrag,
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