Untitled
den keiner von uns für nötig hielt.«
»Also hast du zwei mittelmäßige Agenten darauf angesetzt.«
»Zwei Freunde. Überhaupt nicht mittelmäßig. Wir meinten, der Einsatz sei Zeitverschwendung. Dann fiel Mike Devine auf, daß ein Lehrer, der Mathelehrer namens Gary Soneji, das Haus der Goldbergs beobachtete. Anfangs glaubten wir, er sei verknallt in den Jungen. Devine und Chakely dachten, er sei vielleicht ein Päderast. Nicht viel mehr als das. Wir mußten ihn sowieso überprüfen. In den Originalberichten von Devine und Chakely stand das drin.«
»Einer der beiden ist Gary Soneji gefolgt?«
»Ein paarmal, ja. Zu verschiedenen Orten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht eigentlich besorgt, aber wir gingen der Sache nach. Einmal ist Charlie Chakely ihm nachts in den Südosten nachgefahren. Wir brachten Soneji mit den Morden dort nicht in Verbindung, vor allem deshalb, weil die Story von den Zeitungen nicht groß herausgebracht wurde. Bloß wieder ein paar Morde im Getto, du weißt schon.«
»Ja. Ich weiß. Wann ist euch ein anderer Verdacht gegen Gary Soneji gekommen?«
»Auf eine Entführung sind wir erst gekommen, als er die beiden Kinder aus der Schule weggebracht hat. Zwei Tage vorher war ihm Charlie Chakely zu der Farm in Maryland gefolgt. Charlie hatte damals keinen Verdacht wegen einer Entführung. Kein Grund dazu. Aber er wußte jetzt, wo die Farm war. Mike Devine rief mich von der Schule aus an, als das Chaos losbrach. Sie wollten Soneji sofort nachfahren. Da fiel mir ein, wir könnten das Lösegeld selbst kassieren. Ich weiß es nicht genau. Vielleicht hatte ich früher schon mal an so was gedacht. Es war so einfach, Alex. Drei, vier Tage, und alles wäre vorbei. Niemandem würde etwas passieren. Nicht mehr, als sowieso schon passiert war. Und wir hätten das Lösegeld. Millionen.«
Es war zum Fürchten, wie beiläufig Jezzie über die Entführung sprach. Sie spielte es herunter, aber es war ihre Idee gewesen. Nicht die Idee von Devine oder Chakely, die von Jezzie. Sie war der Kopf des Trios. »Und die Kinder?« fragte ich. »Was war mit Maggie Rose und Michael?«
»Gekidnappt waren sie schon. Wir konnten nichts an dem ändern, was schon passiert war. Wir überwachten die Farm in Maryland. Wir waren überzeugt davon, daß den Kindern nichts zustoßen konnte. Er war Mathelehrer. Wir glaubten nicht, daß er ihnen etwas tun würde. Wir glaubten, er sei bloß ein Amateur. Wir hatten alles im Griff.«
»Er hat sie in einem Kasten vergraben, Jezzie. Und Michael Goldberg starb.«
Jezzie schaute aufs Meer hinaus. Sie nickte langsam. »Ja, der kleine Junge starb. Das hat alles geändert, Alex. Für immer. Ich weiß nicht, ob wir es hätten verhindern können. Daraufhin griffen wir ein und brachten Maggie Rose weg. Wir stellten eigene Lösegeldforderungen. Der ganze Plan änderte sich.«
Wir gingen weiter am Rand des schimmernden Wassers entlang. Wenn uns jemand gesehen hätte, hätte er vermutlich geglaubt, wir seien ein Liebespaar, führten ein ernstes Gespräch über unsere Beziehung. Wenigstens die zweite Hälfte stimmte.
Schließlich schaute Jezzie mich an. »Ich möchte dir sagen, wie das zwischen uns war, Alex. Von meiner Seite aus. Es war nicht, wie du denkst.«
Ich hatte keine Worte für sie. Ich fühlte mich wieder wie auf der dunklen Seite des Mondes und kurz vor dem Explodieren. In meinem Kopf schrie es. Ich ließ Jezzie weitersprechen, ließ sie reden. Im Grunde spielte das jetzt auch keine Rolle mehr.
»Als es anfing, in Florida, mußte ich wissen, was du herausfinden konntest. Ich brauchte eine Verbindung zur Polizei von D.C. Du hast als guter Cop gegolten. Außerdem hast du eine eigene Meinung.«
»Du hast mich also benutzt, um euch abzusichern. Du hast mich als Lösegeldüberbringer ausgesucht. Du konntest dem FBI nicht trauen. Immer der Profi, Jezzie.«
»Ich wußte, du würdest nichts tun, was das kleine Mädchen in Gefahr gebracht hätte. Ich wußte, daß du das Lösegeld übergeben würdest. Die Komplikationen fingen an, als wir aus Miami zurückkamen. Ich weiß nicht genau, wann. Ich schwöre, das ist die Wahrheit.«
Ich fühlte mich betäubt und innerlich hohl, während ich ihr zuhörte. Ich triefte vor Schweiß, und nicht wegen der starken Sonne.
Ich fragte mich, ob Jezzie eine Schußwaffe auf die Insel mitgebracht hatte. Immer der Profi , rief ich mir ins Gedächtnis.
»Was das jetzt auch wert sein mag, ich habe mich in dich verliebt, Alex. Wirklich. An dir war so
Weitere Kostenlose Bücher