Untitled
Gefühl der Bedrohung. Ich schloß daraus: Soneji konnte organisieren, war so selbstbewußt, mit uns zu spielen, und bereit zu töten. Keine guten Aussichten für Maggie Rose Dunne und Michael Goldberg.
»Er hat eine überaus deutliche Nachricht für uns hinterlassen«, fuhr Flanagan fort. »Die Nachricht war auf eine Karteikarte getippt, die nach einer Bibliothekskarte aussah. Die Nachricht ist an uns alle gerichtet. Sie lautet: ›Roger Grahamkeks hielt sich für ein As. Offensichtlich war er keins. Wenn Sie den Fall bearbeiten, sind Sie in ernster Gefahr!‹ … Die Nachricht war unterschrieben. Er nennt sich Lindberghs Sohn.«
15. Kapitel
Die Presseberichterstattung über den Entführungsfall wurde sofort äußerst häßlich. Die Titelschlagzeile in einer Morgenzeitung lautete: LEIBWÄCHTER VOM SECRET SERVICE MACHTEN KAFFEEPAUSE. Über den FBI-Agenten Roger Graham hatte die Presse noch nichts erfahren. Wir versuchten, den Mord unter der Decke zu halten.
An jenem Morgen trat die Presse breit, die Secret-ServiceAgenten Charles Chakeley und Michael Devine hätten ihre Posten in der Privatschule verlassen. Sie waren tatsächlich während des Unterrichts zum Frühstücken gefahren. Bei dieser Art von Einsatz war das durchaus üblich. Die Kaffeepause würde sie jedoch teuer zu stehen kommen. Vermutlich würde sie Chakeley und Devine ihre Jobs kosten, möglicherweise die Karriere.
An einer anderen Front machte Pittman bis jetzt wenig Gebrauch von Sampson und mir. Das ging zwei Tage lang so weiter. Uns selbst überlassen, konzentrierten sich Sampson und ich auf die schwache Spur, die Gary Soneji hinterlassen hatte. Ich klapperte Läden ab, wo jemand Schminke und Requisiten hätte kaufen können. Sampson ging in die Georgetown-Bibliothek, aber niemand dort hatte Soneji gesehen. Sie hatten nicht einmal gemerkt, daß ihnen Bücher aus den Regalen gestohlen worden waren.
Soneji war es gelungen zu verschwinden. Noch beunruhigender war, daß er gar nicht existiert zu haben schien, bevor er die Stelle an der Georgetown-Tagesschule antrat.
Es war keine Überraschung – seine Arbeitsunterlagen und mehrere Empfehlungen hatte er gefälscht. Die Arbeit war so fachmännisch, wie wir das aus besonders raffinierten Betrugsfallen kannten. Er hatte keine Spur hinterlassen.
Soneji war bei der Bewerbung um die Stelle an der Schule dreist und selbstbewußt vorgegangen. Ein angeblicher ehemaliger Arbeitgeber (fiktiv) hatte die Georgetown-Tagesschule angeschrieben und Soneji, der nach Washington ziehe, wärmstens empfohlen. Weitere Empfehlungen kamen via Fax von der University of Pennsylvania, sowohl von der Collegeabteilung als auch von der Fachstudienfakultät. Nach zwei eindrucksvollen Einstellungsgesprächen wollte die Schulleitung (der vorgeflunkert worden war, sie konkurriere mit anderen Privatschulen in D.C.) den angenehmen und eifrigen Lehrer unbedingt haben und stellte ihn einfach ein.
»Und wir haben es nie bereut – bis jetzt, natürlich«, gab der Konrektor mir gegenüber zu. »Er war noch besser als angepriesen. Wenn er nicht tatsächlich Mathelehrer war, ehe er hierherkam, würde mich das völlig verblüffen. Dann wäre er tatsächlich ein hervorragender Schauspieler.«
Am Spätnachmittag des dritten Tages bekam ich von Don Manning, einem Lieutenant Pittmans, einen Auftrag. Ich sollte Katherine Rose Dunne und ihren Mann begutachten. Ich hatte auf eigene Faust versucht, zu den Dunnes vorzudringen, war aber nicht vorgelassen worden.
Ich traf mich im Garten hinter ihrem Haus mit Katherine und Thomas Dunne. Eine drei Meter hohe graue Steinmauer schloß die Außenwelt aus. Auch eine Reihe riesiger Linden sorgte dafür. Der Garten hinter dem Haus bestand eigentlich aus mehreren Gärten, getrennt durch Steinmauern und einen Bach. Die Gärten wurden von einem jungen Ehepaar aus Potomac betreut, das offenbar an der Gartenpflege in der Stadt ganz schön verdiente. Die Gärtner hatten jedenfalls mehr Geld als ich.
Katherine Rose hatte eine alte Kamelhaardecke über Jeans >
und einen Pullover mit V-Ausschnitt geworfen. Vermutlich konnte sie tragen, was sie wollte, dachte ich, als wir alle hinausgingen.
Ich hatte vor kurzem irgendwo gelesen, Katherine Rose gelte immer noch als eine der schönsten Frauen der Welt. Sie hatte nur noch eine Handvoll Filme gedreht, seit sie Maggie Rose bekommen hatte, aber soweit ich sehen konnte, hatte sie nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. Nicht einmal in dieser Zeit entsetzlicher
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