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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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und Erwachsenen, der Michael je bei Nintendo-Spielen wie »Ultima« und »Super Mario Brothers« geschlagen hatte. Das legte die Vermutung nahe, Soneji könne auch ein Superhirn sein, ebenfalls ein Wunderkind, aber nicht bereit, sich um der guten Sache willen von einem Neunjährigen bei Videospielen besiegen zu lassen. Nicht bereit, irgendein Spiel zu verlieren.
    Ich war wieder bei den Goldbergs in der Bibliothek und schaute aus dem Fenster, als der Kidnappingfall endgültig in den Wahnsinn eskalierte.
    Ich sah Sampson vom Haus der Dunnes aus die Straße entlangrennen. Mit jedem Schritt ließ er ein Haus hinter sich. Ich stürzte aus der Vordertür der Goldbergs, als Sampson auf dem Rasen ankam. Er stoppte ab wie ein Footballspieler vor dem Torraum.
    »Hat er angerufen?«
    Sampson schüttelte den Kopf. »Nein! Aber es tut sich was. Etwas ist passiert, Alex. Das FBI hält den Deckel drauf«, sagte Sampson. »Die haben was. Komm.«
     
    Am Ende der nahen Plately Bridge Lane war ein Stück hinter der Sorrell Avenue eine Straßensperre aufgebaut worden. Die Straßensperre aus einem halben Dutzend Holzblöcken hinderte die Presse daran, den Autos zu folgen, die kurz nach zwei an jenem Nachmittag vom Haus der Dunnes abfuhren. Sampson und ich saßen im dritten Auto.
    Siebzig Minuten später rasten die drei Limousinen durch die flache Hügellandschaft um Salisbury, Maryland, herum. Die Autos schlängelten sich eine kurvenreiche Straße hinunter zu einem Industriegelände inmitten eines dichten Kiefernwalds.
    Der moderne Gebäudekomplex war am Heiligen Abend verlassen. Es war gespenstisch ruhig. Schneebedeckte Rasenflächen führten zu den drei Bürogebäuden aus weißem Stein. Ein halbes Dutzend Streifenwagen und Notarztwagen aus Salisbury waren schon am mysteriösen Schauplatz eingetroffen.
    Ein kleiner Nebenfluß, der in die Chesapeake Bay münden mußte, lief hinter den Gebäuden vorbei. Das Wasser war bräunlich rot und sah giftig aus. Auf königsblauen Schildern an den Gebäuden stand: J. Cad Manufacturing, The Raser/Becton Group, Techno-Sphere.
    Bis jetzt noch kein Anhaltspunkt; kein Wort war darüber gefallen, was auf dem Industriegelände geschehen war.
    Sampson und ich schlossen uns der Gruppe an, die zum Fluß hinunterging. Vier FBI-Agenten waren schon dort und machten >
    besorgte Gesichter.
    Zwischen dem Industriegelände und dem Wasser verlief ein Streifen aus winterdünnem, hellgelbem Schilf. Dahinter lag ein kahles, dreißig bis vierzig Meter langes Stück Land am Fluß. Der Himmel war pappgrau, drohte mit mehr Schnee.
    Am schlammigen Ufer gossen Deputies des Sheriffs Gips, im Versuch, Fußabdrücke zu bekommen. War Gary Soneji hier gewesen?
    »Haben die Ihnen etwas gesagt?« fragte ich Jezzie Flanagan, während wir seitlich die steile, schlammige Böschung hinunterstiegen. Sie ruinierte ihre Arbeitsschuhe. Sie schien es gar nicht zu merken.
    »Nein. Noch nicht. Überhaupt nichts!« Sie war so frustriert wie Sampson und ich. Das war die erste Gelegenheit für das »Team«, sich nicht wie ein Team zu verhalten. Das FBI hatte die Möglichkeit gehabt, mit uns zu kooperieren. Sie hatten sie nicht genutzt. Kein gutes Zeichen. Kein verheißungsvoller Anfang.
    »Bitte, laß es nicht diese Kinder sein«, murmelte Jezzie Flanagan, als wir auf flacheren Boden kamen.
    Zwei FBI-Agenten, O'Reilly und Gerry Scorse, standen am Ufer. Ein Schneegestöber ging nieder. Ein eiskalter Wind wehte über das schiefergraue Wasser, das wie brennendes Linoleum roch.
    Mir steckte die ganze Zeit das Herz in der Kehle. Ich sah am Ufer entlang überhaupt nichts.
    Agent Scorse hielt eine Rede, mit der er uns andere meiner Meinung nach besänftigen wollte. »Hört mal, daß wir das so geheim behandelt haben, hat nichts mit euch zu tun. Wegen der breiten Presseberichterstattung, zu der es in diesem Fall gekommen ist, sind wir gebeten – genauer gesagt, angewiesen – worden, nichts zu sagen, bis wir alle hier sind. Bis wir es selbst >
    sehen können.«
    »Was sehen können?« fragte Sampson den Sonderagenten vom FBI. »Wollen Sie uns sagen, was zum Teufel hier los ist? Lassen wir doch den verbalen Dünnschiß weg.«
    Scorse winkte einem der FBI-Agenten und sprach kurz mit ihm. Er hieß McGoey und arbeitete im Büro des Direktors in D.C. Er war dauernd im Haus der Dunnes. Wir hatten alle geglaubt, er sei der Ersatz für Roger Graham, aber das wurde nie bestätigt.
    McGoey nickte zu dem, was auch immer Scorse ihm gesagt hatte, und trat dann

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