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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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verlegen mit. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, Aiden. Was denn? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Oliver selbständig handelt, sagte Brock, im Ausland, mit einem komischen Paß und Kreditkarten, einem Packen Geld in der Tasche und einem heißen Telefon neben dem Bett. Nicht mal mit einem ganzen Regiment von Aufpassern - auf der Straße, im Taxi hinter ihm, an den Nebentischen oder in den Zimmern links und rechts von ihm. Aber als Aiden Bell ihn nach seinen Gründen fragte, konnte Brock, ganz untypisch für ihn, keine klare Antwort geben.
    »Seine blöde Taschenspielerei«, sagte er.
    Bell mißverstand ihn. Was habe Oliver denn, fragte er streng, für Taschenspielereien getrieben, von denen Brock ihm nichts berichtet habe? Bell war früher in Irland im Einsatz gewesen. Ein Spion war für ihn ein Spion. Man bezahlte ihm, was er wert war, und wenn er nichts mehr wert war, ließ man ihn fallen. Und wenn er einen hinters Licht führte, nahm man ihn in einer stillen Seitenstraße in die Mangel.
    »Ich rede von seinen Zaubertricks«, erklärte Brock und kam sich selbst ziemlich blöd vor. »Und daß er ständig herumgrübelt, ohne daß was dabei herauskommt, jedenfalls nichts, was er uns mitteilen würde.« Er versuchte es noch einmal. »Daß er stundenlang in seinem Zimmer hockt. Seine Karten mischt. Jongliert. An seinen blöden Ballons rumknetet. Richtig getraut habe ich ihm noch nie, aber jetzt kenne ich ihn nicht einmal mehr.« Aber seine Klagen gingen noch weiter. »Warum fragt er mich nicht mehr nach Massingham?« - er spottete über seine eigenen Erfindungen -»›Seine Interessen vertreten. Um die Welt reisen. Kunden beschwichtigen.‹ Wie kann ein Mann mit Olivers Intelligenz sich von einer solchen Auch jetzt gelang es Brock nicht, zum Kern seines Unbehagens vorzudringen. In Oliver vollziehe sich irgendeine große Veränderung, wollte er sagen. Er zeige eine Selbstsicherheit, die vor ein paar Tagen noch nicht dagewesen sei. Brock hatte das nach der Filmvorführung gespürt, als er eigentlich erwartet hatte, Oliver würde die Beherrschung verlieren und damit drohen, ins Kloster zu gehen oder irgendwas ähnlich Dummes anzustellen. Statt dessen war er brav auf dem Sofa sitzen geblieben, so ruhig, als hätte er eine Episode in einer Vorabendserie gesehen. »Jewgenij hat ihn nicht getötet. Das hat Hoban im Alleingang getan«, hatte er mit einer Art hitziger Arroganz erklärt. Und diese Überzeugung war bei Oliver so stark, schien ihn geradezu so sehr aufzurichten, daß er, als Brock den Vorschlag machte, das Video ein zweites Mal abzuspielen, damit auch die anderen vom Team es beurteilen könnten - sie hatten es später in gespanntem Schweigen gesehen und waren dann bleich und entschlossen aus dem Zimmer gegangen -, beinahe geneigt war, es sich mit ihnen noch einmal anzusehen, nur um seine Behauptung zu beweisen, bis Brocks warnender Blick ihn veranlaßte, aufzustehen, sich ausgiebig zu strecken, in die Küche zu schlendern, sich eine heiße Schokolade zu machen und damit auf sein Zimmer zu gehen.
    Für die Zeremonie wählte Brock den Wintergarten und mußte die ganze Zeit an Blumen denken. »Sie werden als Mann und Frau reisen«, erklärte er dem Paar. »Das heißt, Sie werden Zahnbürste, Zimmer und Namen teilen. Mehr nicht, Oliver. Sind wir uns da einig, ja? Ich möchte nämlich nicht, daß Sie mit gebrochenen Armen heimkehren. Haben wir uns verstanden?« Oliver verstand ihn oder auch nicht. Erst machte er ein finsteres Gesicht, dann ein scheinheiliges, und schließlich schien er darüber nachzudenken, ob ein solcher Plan mit seinen hehren moralischen Grundsätzen vereinbar sei. Dann setzte er ein albernes Grinsen auf, das Brock seiner Verlegenheit zuschrieb, und murmelte: »Ganz wie Sie meinen, Boss.«
    Und Aggie errötete, was Brock bis in die Grundfesten
    Mitarbeiter bei Auslandseinsätzen. Es war einfach viel zu auffällig, Mädchen und Mädchen beziehungsweise Jungen und Jungen zusammen auftreten zu lassen. Woher also diese jungfräuliche Verwirrung? Brock kam zu dem Schluß, es läge daran, daß Oliver strenggenommen nicht zum Team gehörte, und machte sich Vorwürfe, daß er Aggie nicht beiseitegenommen und ihr eine voreheliche Predigt gehalten hatte. An Liebe und ihre Variationen dachte er überhaupt nicht. Vielleicht war er allzusehr Opfer des Glaubens, dem auch Oliver anhing, daß jedes Mädchen, das sich in ihn verknallte, gar nichts anderes als eine Niete sein konnte. Und Aggie - auch

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