Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
Schlösser aufschnappen, und gleichzeitig stellte er das rechte Schloß auf Senden ein.
    »Und ich soll Sie von Dieter grüßen«, sagte Dr. Conrad. »Gott, ja, Dieter. Wie geht es ihm? Phantastisch, Sie müssen mir seine Adresse geben!« Dieter, der sahneblonde Sadist, der mich beim Tischtennis auf dem Dachboden von Conrads Traumvilla in Küsnacht mit einundzwanzig zu Null geschlagen hat, während unsere Väter beim Brandy in der sonnigen »Danke der Nachfrage. Dieter ist jetzt fünfundzwanzig, er geht auf die Managementschule in Yale und hofft, seine Eltern nie mehr wiederzusehen, aber das ist natürlich nur so eine Phase«, sagte Dr. Conrad stolz. Nervöse Pause, weil Oliver den Namen von Dr. Conrads Frau vergessen hatte; dabei hatte Aggie ihn deutlich genug auf den Spickzettel geschrieben, den sie ihm beim Verlassen des Hotels in die Hand gedrückt hatte und der noch jetzt dicht über seinem Herzen ruhte. »Und Charlotte geht es ebenfalls gut«, erklärte Dr. Conrad zu Olivers Erleichterung von sich aus. Er nahm einen schlanken Ordner aus dem Schreibtisch, legte ihn vor sich hin, spreizte die Ellbogen und stellte die Fingerspitzen auf die Ränder, damit ihm der Ordner nicht wegflog. Bei dieser Gelegenheit bemerkte Oliver, daß Dr. Conrads Hände zitterten und daß sich unwillkommenerweise auf seiner Oberlippe kleine ölige Schweißperlen ausbreiteten. »Also, Oliver«, sagte Conrad; er richtete sich auf und begann noch einmal von vorn. »Ich stelle Ihnen eine Frage, ja? Eine unverschämte Frage, aber wir sind alte Freunde, und deshalb dürfen Sie nicht böse werden. Wir sind Anwälte. Manche Fragen müssen einfach gestellt werden. Vielleicht nicht immer beantwortet, aber gestellt werden müssen sie. Einverstanden?« »Aber selbstverständlich«, antwortete Oliver höflich.
    Conrad schob die schwitzenden Lippen vor und runzelte übertrieben konzentriert die Stirn. »Wen empfange ich heute? In welcher Eigenschaft? Empfange ich Tigers besorgten Sohn? Oder Oliver, den Repräsentanten des Hauses Single für Südostasien? Oder vielleicht den brillanten Kenner asiatischer Sprachen? Den Freund von Mr. Jewgenij Orlow? Oder einen Anwaltskollegen, der juristische Fragen diskutieren will - und wenn ja, wer ist sein Klient? Mit wem habe ich die Ehre, heute nachmittag zu sprechen?«
    »Als was hat mein Vater mich angekündigt?« fragte Oliver ausweichend. Jede Frage kann dir gefährlich werden, dachte er, während er Dr. Conrads hektisch hin- und herfahrende Hände beobachtete. Jede Geste kann entscheidend sein. »Als gar nichts. Er hat nur gesagt, daß Sie kämen«, erwiderte Dr. Conrad äußerst nervös. »Daß Sie kämen und ich Ihnen dann das Notwendige sagen sollte.« »Notwendig wofür?«
    Conrad versuchte amüsiert dreinzublicken, aber sein Lächeln war vor Angst erstarrt. »Für sein Überleben.«
    »Das hat er gesagt? - mit diesen Worten? - für sein Überleben?«
    Der Schweiß hatte sich bis über die Schläfen ausgebreitet. »Vielleicht auch für seine Rettung. Rettung oder Überleben. Im übrigen hat er mir zum Thema Oliver nichts gesagt. Kann sein, daß ich was vergessen habe. Wir hatten wichtige Dinge zu besprechen.« Er holte tief Luft. »Also. Wer sind Sie heute, Oliver?« wiederholte er mit seinem Singsangakzent. »Antworten Sie bitte auf meine Frage. Ich bin wirklich sehr neugierig, das zu erfahren.«
    Frau Marty brachte Kaffee und süße Kekse. Oliver wartete, bis sie gegangen war, dann erzählte er ruhig, jede Lüge an ihrem Platz, was Brock sich für ihn ausgedacht und was er auch schon Kat erzählt hatte, bis er an den Punkt seines Eintreffens in England gelangte. »Nachdem ich die Situation analysiert und mit den Angestellten gesprochen hatte, war mir klar, daß irgend jemand den Laden übernehmen mußte, und daß besser ich dieser Jemand wäre. Ich hatte zwar nicht Winsers Erfahrung und auch nicht sein juristisches Wissen, aber ich war der einzige andere Partner; ich war vor Ort, und ich kannte seine und Tigers Arbeitsmethoden. Ich wußte, welche Leichen wir im Keller hatten.« Dr. Conrads Augen weiteten sich entsetzt. »Ich meine, daß ich mit den firmeninternen Vorgängen vertraut war«, erklärte Oliver freundlich. »Wenn ich nicht Winsers Platz eingenommen hätte, wer sonst hätte es tun sollen?« Er hatte sich auf seinem Stuhl voll aufgerichtet. Herr seiner Fiktionen, sah er unverfroren auf Conrad hinab und erwartete dessen Zustimmung, erhielt aber nur ein nichtssagendes Nicken. »Ich stehe vor dem

Weitere Kostenlose Bücher