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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Hause.« Und er wandte sich ab, um den Befehl wütend in Hobans Richtung zu wiederholen, kam aber nicht dazu, weil Oliver schon sprach. »Ich bin hier, weil ich meinen Vater suche, Jewgenij. Meinen anderen Vater. Ist er hier?« »Er ist hier.« »Lebt er?«
    »Er lebt. Niemand hat ihn erschossen. Noch nicht.«
    »Darf ich dich dann begrüßen?« Er schritt tapfer nach vorn und hob die Hände zur Umarmung. Und Jewgenij wollte es ihm schon gleichtun, denn er flüsterte »Willkommen« und hob ebenfalls die Hände, bemerkte dann aber Hobans Blick und ließ sie wieder fallen. Er senkte den Kopf und trat schlurfend zurück, daß Oliver an ihm vorbeigehen konnte. Und das tat Oliver auch, energisch; über die Kränkung sah er einfach hinweg. Erleichtert, daß Tiger noch am Leben war, ließ er den Blick glücklich und wehmütig durchs Zimmer schweifen und bemerkte dann endlich, viel später als eigentlich normal war, die um dreißig Jahre gealterte Tinatin; sie saß in einem großen Binsensessel, die Hände im Schoß um ein Kreuz gefaltet, am Hals noch ein Kreuz und über ihr eine Ikone des Jesuskinds, das am verhüllten Busen seiner Mutter trank. Oliver kniete sich neben sie und nahm ihre Hand. Ihr Gesicht, stellte er beim Begrüßungskuß fest, hatte sich verändert. Neue Furchen liefen ihr senkrecht und schräg über Stirn und Wangen. »Wo bist du gewesen, Oliver?« »Ich habe mich versteckt.« »Vor wem?« »Vor mir selbst.«
    »Das kann man nicht«, sagte sie.
    Er hörte ein Klicken und wandte den Kopf. Hoban hatte sich zur Hintertür geschlichen und sie mit den Fingerspitzen aufgestoßen, und jetzt bedeutete er Oliver mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen.
    Oliver überquerte hinter Hoban hergehend einen Hof und gelangte zu einem niedrigen gemauerten Stall; davor standen zwei bewaffnete Burschen, ähnlich unerfreulich wie die, die ihn zu dem Bauernhaus gebracht hatten. Die Tür war mit Holzbalken verriegelt, die in Eisenklammern steckten. »Zu schade, daß Sie das Begräbnis verpaßt haben«, bemerkte Hoban. »Wie haben Sie hierher gefunden? Hat Zoya Sie geschickt?« »Mich hat niemand geschickt.«
    »Diese Frau kann keine fünf Minuten den Mund halten. Haben Sie sonst noch wen aufgefordert, Sie zu begleiten?« »Nein.«
    »Falls doch, töten wir Ihren Vater, und danach töten wir Sie. An dieser Operation beteilige ich mich dann persönlich.« »Davon bin ich überzeugt.«
    »Haben Sie´s mit ihr getrieben?« »Nein.«
    »Ach, diesmal nicht?« Er hämmerte an die Tür. »Jemand zu Hause? Mr. Tiger, Sir, wir haben Besuch für Sie.«
    Aber da hatte Oliver sich schon an Hoban und den Wachen vorbeigeschoben und zerrte die schweren Riegel aus den Halterungen. Er schlug an die Tür, dann trat er dagegen, bis sie nachgab. Er rief »Vater!« und schritt hinein; es roch nach frischem Heu und Pferden. Er hörte ein Jammern, wie ein Stöhnen, mit dem ein Kranker aufwacht, und dann raschelte es im Stroh. Es gab drei Boxen. In allen lag Stroh. An einem Nagel neben der dritten hing Tigers brauner Raglanmantel, und dort im Stroh lag sein Vater, halbnackt, auf der Seite, wie auch Oliver sich hinlegte, wenn er traurig war, in schwarzen Socken, weißer Unterhose und einem schmutzigen blauen Hemd von Turnbull & Asser, das einmal einen weißen Kragen gehabt hatte; er hatte die Knie an die Brust gezogen und die Arme darum geschlungen, sein Gesicht war fleckig und verschrammt, seine geschwollenen Augen gerötet vor Angst vor der Welt, in die er vor so kurzer Zeit wiedergeboren worden war. Er war mit einer Kette gefesselt, die sich um seine Füße und seine Hände schlang und mit einem Eisenring an einem hölzernen Tragpfeiler befestigt war. Als Oliver näherkam, versuchte Tiger aufzustehen, was ihm aber nicht recht gelang; er kippte um und versuchte es von neuem. Oliver hätte lieber respektvoll Distanz gehalten, um Tiger nicht so zu überragen, faßte ihn aber statt dessen unter den Armen und half ihm auf die Füße, und dabei bemerkte er, wie schon Zoya vor ihm, was für ein schmächtiges kleines Wesen sein Vater war und wie abgemagert unter dem Hemd von Turnbull & Asser. Er sah ihm in das zerschundene Gesicht und mußte an Mrs. Watmores ertrunkenen Ehemann Jack denken, den er nur von Fotos und Hörensagen kannte: Zehn Tage im Wasser, hatte sie ihm einmal anvertraut, und ich mußte nach Plymouth und ihn identifizieren. Er dachte an Mund-zu-Mund-Beatmung und wie das wohl bei Menschen wäre, die man sonst niemals küssen würde. Er dachte an

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