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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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und fragte sich, was sie sonst noch für sie tun könnte. Ein verschmierter Zettel mit Mirskys Privatnummer an der Wand neben dem Telefon gab ihr die Antwort. Sie wählte, und Mirskys Anrufbeantworter schaltete sich ein. Sie stellte sich als eine Freundin Zoyas aus Neuseeland vor, die zufällig eben vorbeigekommen sei, und sie wolle sich ja nicht einmischen, aber könnten die Mirskys sich nicht mal um Zoya kümmern, es sei wirklich dringend nötig - sie sollten ihr einen Arzt besorgen und sie vielleicht mal für ein paar Tage zu sich nehmen. Sie nahm den Schlagbolzen aus der Kalaschnikoff und steckte ihn in ihre Umhängetasche, dann ging sie wieder nach oben, um nachzusehen, ob Zoya im Bett war, und stellte befriedigt fest, daß sie schlief. Dann lief sie zum Ford zurück.
    Auf der Fahrt zum Flughafen Istanbul marterte sie ein neuer Alptraum. War Oliver einfach nach Osten in das unwirtliche türkische Bergland gefahren? Sie traute ihm alles zu. Nachdem sie den Ford bei der Autovermietung zurückgegeben hatte, bekam sie am Abflugschalter einen wohlkalkulierten, sehr heftigen Anfall von Reue und Verzweiflung. Sie spielte das aus vollem Herzen, und es fiel ihr nicht schwer. Sie sei Charmian West, und sie wisse nicht mehr ein noch aus, erzählte sie am Schalter der Turkish Airlines dem jungen Angestellten mit dem mitfühlenden Blick. Sie zeigte ihm ihren Paß und ihr charmantestes Lächeln. Sie und Mark seien seit genau sechs Tagen verheiratet, und gestern abend hätten sie einen fiirchtbaren Streit gehabt, ihren ersten und vollkommen ohne Grund, und als sie am Morgen aufgewacht sei, habe sie nur noch einen Zettel gefunden, auf dem stand, er wolle sie niemals mehr wiedersehen … Der Angestellte tippte zärtlich auf der Tastatur seines Computers herum und erklärte ihr, was sie bereits befürchtet hatte: auf keiner Passagierliste dieses Vormittags war ein West verzeichnet, der von Istanbul irgendwo hingeflogen war. Und in den Reservierungslisten für den Rest des Tages sei er auch nicht zu finden.
    »Na gut«, sagte Aggie, was heißen sollte, daß überhaupt nichts gut war. »Angenommen, er hat einen Bus nach Ankara genommen und ist von dort geflogen?«
    Aber hier verwies der Angestellte bedauernd, aber unnachgiebig darauf, daß die Passagierlisten von Ankara außerhalb der Reichweite seiner romantischen Veranlagung lägen. Also verließ Aggie das Flughafengelände und setzte sich als letzte Möglichkeit in dieses Café, von wo aus sie unter Apollos Mitwirkung von ihrem Handy aus das versprochene Telefonat mit Brock führte. Danach konnte sie nur noch warten, warten, bis Sie von Ihrer Mutter oder mir etwas hören, und das tat sie jetzt.
    Was würde meine richtige Mutter mir raten - sie, die niemals unglücklich ist, es sei denn, sie fühlt sich übergangen? Mach mit ihm, was du willst, Mary-Agnes, solange du ihm nicht schadest …
    Und mein Vater, das Musterbild des schottischen Schulmeisters? Du bist ein starkes Mädchen, Mary-Agnes. Wenn du deinem Zukünftigen helfen willst, wirst du dich ein klein bißchen zurücknehmen müssen.
    Ihr Telefon läutete. Es war weder ihre Mutter noch ihr Vater, sondern die zentrale Nachrichtenübermittlungsstelle in Person einer sehr langsam sprechenden Frau mit gesellschaftlichen Ambitionen: »Folgendes für Erzengel.«
    »Es ist ein Platz für Sie für den Flug nach Toytown gebucht.« Das ist Tiflis.
    »Sie werden bei der Ankunft abgeholt. Im Notfall wenden Sie
sich an Ihren Onkel.«
Halleluja! Ein Aufschub!
    Aggie sprang auf, warf einen Packen Geld auf den Tisch, nahm Apollo ein letztes Mal zärtlich in die Arme und machte sich mit Freude im Herzen zum Abflugschalter auf. Unterwegs fielen ihr der Schlagbolzen und das Magazin der Kalaschnikoff ein, und sie brachte gerade noch genug gesunden Menschenverstand auf, das Zeug in einen Mülleimer zu werfen, ehe sie durch die Sicherheitskontrolle mußte.
    Als Brock auf dem Flughafen Northolt in die getarnte militärische Transportmaschine stieg, hatte er das Gefühl, er hätte alle unwichtigen Dinge in seinem Leben gut gemacht und alle wichtigen schlecht. Er hatte Massingham festgenommen, aber Massingham war nie sein wichtigstes Ziel gewesen. Er hatte Porlock als den faulsten Apfel identifiziert, aber keine vor Gericht verwertbaren Beweise gefunden, die zu seiner Verurteilung führen konnten. Dazu brauchte er Tiger, und er nahm an, seine Chancen, ihn zu bekommen, standen nahe bei Null. Als Brock sich an diesem Morgen mit russischen und

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