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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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georgischen Verbindungsleuten abgesprochen hatte, war man sich einig gewesen, daß er Tiger haben könne, wenn die Russen dafür Hoban und Jewgenij bekämen. Doch die Chancen, daß Tiger noch am Leben war, wenn Brock bei ihm eintraf, waren nach seiner persönlichen Einschätzung gleich Null, und in seinem Inneren nagte das Wissen, daß er in seiner Entschlossenheit, den Vater zu schnappen, den Sohn gleich mit ins Verderben geschickt hatte. Ich hätte ihn niemals an der langen Leine lassen dürfen, sagte er sich. Ich hätte selbst dort sein müssen, an Ort und Stelle, rund um die Uhr.
    Wie üblich machte er niemandem Vorwürfe als sich selbst. Wie Aggie hatte er das Gefühl, alle Vorzeichen gesehen und nicht die naheliegenden Schlüsse daraus gezogen zu haben. Ich habe ihn geschoben, aber Tiger hat ihn gezogen, und Tigers Ziehen war stärker als mein Schieben. Nur daß die Schlacht nahe bevorstand, tröstete ihn, die Aussicht, daß nach all dem Hin und Her, nach all dem Versteckspielen und Agieren im Hinterzimmer endlich ein Ort und ein Zeitpunkt festgesetzt waren, die Sekundanten benannt und die Wahl der Waffen geregelt waren. Über das Risiko, das er dabei einging, hatten er und Lily auf ihre gewundene Art lange diskutiert und waren zu dem Schluß gekommen, daß ihm in diesem Fall keine Wahl blieb:
    »Wir haben da einen jungen Mann«, hatte er Lily vor einer Stunde am Telefon erzählt. »Und ich habe ihm eine Menge Ärger aufgehalst, verstehst du, und ich bin mir nicht sicher, ob ich richtig gehandelt habe.«
    »Ach ja? Was ist denn mit ihm, Nat?«
    »Er hat ein bißchen selbständig agiert, verstehst du, und ist in schlechte Gesellschaft geraten, und zwar meinetwegen.« »Dann mußt du los und ihn da rausholen, klar, Nat. Das darfst du nicht zulassen, nicht bei einem jungen Mann.«
    »Nun, ja, ich dachte mir, daß du das so sehen würdest, Lily, und ich danke dir«, antwortete er. »Weil das, falls du mir folgen kannst, kein Kinderspiel ist.«
    »Natürlich nicht. Das sind die großen Dinge nie. Du hast immer das Richtige getan, Nat, solange ich dich kenne. Jetzt darfst du nicht damit aufhören, nicht, wenn du dir treu bleiben willst. Also zieh los und tu´s.«
    Aber sie hatte noch dringendere Angelegenheiten mit ihm zu besprechen, und gerade das gefiel ihm so an ihr. Dieses Flittchen, die Tochter der Postmeisterin, sei mit dem Bauunternehmer Palmer durchgebrannt, und jetzt könne dessen arme Frau zusehen, wie sie allein mit all diesen Kindern fertigwürde. Wenn sie den jungen Palmer das nächstemal sähe, würde Lily ein Wörtchen mit ihm reden. Sie habe nicht übel Lust, direkt zu ihm in die Firma zu gehen und ihm zu sagen, was sie von ihm halte. Und was diese Postmeisterin betreffe, also wirklich - verkuppelt ihre Tochter an den reichsten Mann im Dorf, hockt hinter ihrem kugelsicheren Schalter und bildet sich ein, ihr könne gar nichts passieren … »Sei bloß vorsichtig, Lily«, warnte Brock. »Die jungen Leute heutzutage haben nicht mehr soviel Respekt wie früher.« Der Eingreiftrupp bestand aus acht Mann. Mehr wären zu viel, sagte Aiden Bell, angesichts der Probleme mit den Verbindungsleuten auf der anderen Seite. Sollte mich nicht überraschen, wenn die Russen eine Haubitze auffahren, prophezeite er grimmig. Sie saßen in Kriegsbemalung zu dritt und zu viert unten im Flugzeugrumpf, bekleidet mit leichten Kampfanzügen, schwarzen Turnschuhen und schwarzen Kapuzen. »Den letzten Mann nehmen wir an Bord, wenn wir in Tiflis umsteigen«, hatte Brock ihnen gesagt, dabei aber verschwiegen, daß der letzte Mann eine Frau war. Brock und Bell, das zweiköpfige Oberkommando, saßen jeder für sich. Brock trug schwarze Jeans und eine kugelsichere Weste mit dem Aufhäher HM CUSTOMS, der ihm wie ein Ordensband überm Herzen saß. Er hatte sich geweigert, eine Handfeuerwaffe einzustecken. Lieber tot als sich einer internen Untersuchung stellen, warum er einen seiner eigenen Männer erschossen habe. Bell hatte glitzernde Streifen an seiner Uniform, die ihn als Anführer auswiesen; man sah sie aber nur, wenn man die richtige Brille aufhatte. Das Flugzeug bebte und ächzte, schien aber nicht voranzukommen, bis sie über den Wolken im Niemandsland waren.
    »Wir machen die Drecksarbeit«, knurrte Bell, an Brock gewandt. »Ihr kümmert euch um die gesellschaftlichen Aspekte.«

    20
    Als Oliver zwischen die zwei eisig blickenden jungen Männer in Jeans trat, die am Hubschrauberlandeplatz auf ihn warteten, fielen ihm als erstes

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