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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sprach er, laut und deutlich; jedes Wort zuvor mit sich abgestimmt. »Ich tue gar nichts mehr. Ich werde niemals mehr etwas für Sie tun. Ich verlange Schutz für Carmen und ihre Mutter. Alles andere ist mir egal. Ich lege mir einen anderen Namen zu und lasse mich irgendwo anders nieder. Ich tue nichts mehr.« »Und wer soll ihn dann finden?« »Sie.«
    »Wir sind dazu nicht ausgerüstet. Wir sind nur arme kleine Briten.«
    »Quatsch. Sie verfügen über eine verdammt große geheime Armee. Ich habe für Sie gearbeitet.«
    Aber Brock schüttelte nicht weniger abweisend streng den Kopf. »Ich kann nicht ganze Schwadrone meiner Leute für nichts und wieder nichts in der Weltgeschichte herumjagen, Oliver. Ich kann meinen Wunsch nicht einfach jedem ausländischen Polizisten kundtun. Wenn Tiger in Spanien ist, muß ich auf Knien zu den Spaniern rutschen, und bis sie mich überhaupt wahrgenommen haben, ist er längst schon wieder auf und davon, und ich kann in den spanischen Zeitungen große Artikel über mich lesen, falls ich Spanisch lesen könnte.« »Lernen Sie´s doch«, sagte Oliver schroff.
    »Wenn er in Italien ist, gibt´s das gleiche mit den Italienern, in Deutschland mit den Deutschen, in Afrika mit den Afrikanern, in Pakistan mit den Pakistani, in der Türkei mit den Türken, immer wieder dieselbe Geschichte. Ich kann die ganze Welt bestechen und weiß trotzdem niemals, ob die Brüder sie nicht schon früher und besser bestochen haben. Wenn er sich in die Karibik abgesetzt hat, muß ich erst jede einzelne Insel abklappern und sämtliche Telegrafenmasten schmieren, bevor
    ich auch nur die Genehmigung zum Abhören irgendwelcher
Telefone bekomme.«
»Dann jagen Sie eben jemand anderen. Gibt doch genug von
diesen Typen.«
    »Aber Sie -« Brock lehnte sich zurück und betrachtete Oliver mit einer Mischung aus Wehmut und Neid. »Sie können sich in ihn hineinversetzen, Sie durchschauen ihn ohne jede Mühe. Sie kennen ihn besser als sich selbst. Sie kennen seine Häuser, seine Wege, seine Frauen; Sie wissen, was er zum Frühstück ißt, noch bevor er es bestellt hat. Sie haben ihn hier drin.« Er schlug sich mit der flachen Hand auf die Brust, aber Oliver stöhnte nur nein, nein. »Sie haben ihn schon zu drei Vierteln eingeholt, bevor Sie überhaupt aufgebrochen sind. Habe ich was gesagt?«
    Oliver drehte den Kopf hin und her wie Sammy Watmore. Du bringst deinen Vater einmal um, und das war´s, dachte er. Ich tue nichts von all dem, kapiert? Mir reicht´s. Mir hat´s schon vor vier Jahren gereicht, mir hat´s schon gereicht, bevor ich angefangen habe. »Suchen Sie sich einen anderen Dummen«, sagte er barsch.
    »Es ist das alte Lied, Oliver. Bruder Brock ist bereit, sich zu jeder Zeit und an jedem Ort mit ihm zu treffen. Keine Tricks. Das ist meine Botschaft. Wenn er sich nicht an mich erinnert, helfen Sie ihm auf die Sprünge. Der junge Zollbeamte Brock aus Liverpool, der Mann, dem er nach dem Prozeß wegen der türkischen Goldbarren den Rat gegeben hat, sich einen neuen Job zu suchen. Sagen Sie ihm, Brock ist bereit, wenn er es auch ist. Brocks Türen stehen vierundzwanzig Stunden am Tag offen. Ich gebe ihm mein Wort.«
    Oliver schlang sich wie zu einem persönlichen Gebetsritual die Arme um die Brust. »Niemals«, brummte er. »Was ist niemals?«
    »Tiger würde das niemals machen. Niemals Verrat begehen. Das ist mein Ressort, nicht seins.«
    »Das ist doch Unsinn, das wissen Sie selbst. Sagen Sie ihm,
    Ich habe viele Fähigkeiten, und eine davon ist vergessen können. Sagen Sie ihm, das ist ein Gedächtnisspiel. Ich vergesse, er erinnert sich. Keine öffentliche Vernehmung, kein Prozeß, kein Gefängnis, keine Beschlagnahmung von Vermögenswerten - vorausgesetzt, seine Erinnerungen stimmen. Alles privat und nur zwischen uns beiden, und am Ende winkt garantierte Straffreiheit. Sagen Sie Aggie guten Tag.«
    Das großgewachsene Mädchen hatte frischen Tee gebracht.
»Hallo«, sagte Oliver.
»Hallo«, sagte Aggie.
    »Woran soll er sich denn erinnern?« fragte Oliver, als sie außer Hörweite war.
    »Das habe ich vergessen«, sagte Brock, fügte aber hinzu: »Er wird es schon wissen. Und Sie auch. Ich will die Hydra. Ich will diese ganz und gar nicht astreinen Polizisten und überbezahlten bestechlichen Staatsbeamten, die ihm für ein zweites Ruhestandsgeld ihre Seele verkauft haben. Die korrupten Abgeordneten, die geschniegelten Anwälte, die schmutzigen Händler mit den eleganten Adressen. Nicht im Ausland. Das

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