Untitled
Diese internationale Gesellschaft muß das Vertrauen der betreffenden Völker genießen. Sie muß zur Kooperation bereit sein. Sie muß nicht nur sich selbst, sondern auch diese Völker bereichern. Sie muß den Apparatschiks von Aserbaidschan, Dagestan, Tschetschenien-Inguschien und Armenien entgegenkommen« - ein kurzer Blick zu Jewgenij -, »sie muß die Nomenklatura von Georgien glücklich machen. Die höchste Ebene bei uns im Land hat zu Georgien ganz besondere Beziehungen, ganz besondere Hochachtung vor diesem Land. Das Renommee der Republik Georgien hat für Moskau oberste Priorität, mehr als das aller anderen Republiken. Das hat historische Gründe. Eiserner Grundsatz.« Wieder ein Blick in seine Notizen, bevor er das vollmundige Klischee zum besten gibt: »Georgien ist der kostbarste Stein in der Krone der Sowjetunion. Daran ist nicht zu rütteln.« Zu Olivers Überraschung wird dies von Tiger eilig bestätigt. »In jedermanns Krone, Alix«, beteuert er. »Ein wunderbares kleines Land. Nicht wahr, Randy? Alles ist dort wunderbar, das Essen, der Wein, das Obst, die Sprache, die schönen Frauen, die unglaubliche Landschaft, die Literatur, die bis zur Sintflut zurückreicht. So etwas gibt´s auf der ganzen Welt kein Hoban schenkt ihm keine Beachtung. »Jewgenij Iwanowitsch hat viele Jahre lang in Georgien gelebt. Jewgenij und Michail Iwanowitsch haben als Kinder in Georgien gelebt, als ihr Vater als Kommandeur der Roten Armee in Senaki stationiert war. Aus dieser Zeit haben sie in Georgien noch viele Freunde. Heute sind diese Freunde sehr einflußreich. Die Brüder verbringen viel Zeit in Georgien. Sie haben eine Datscha in Georgien. Von Moskau aus hat Jewgenij Iwanowitsch seinem geliebten Georgien viele wichtige Vergünstigungen zukommen lassen. Er kommt daher als erster in Frage, wenn es darum geht, die Bedürfnisse der neuen Sowjetunion mit denen der georgischen Gesellschaft und ihrer Tradition in Einklang zu bringen. Seine Mitwirkung gewährleistet, daß die Interessen des Kaukasus berücksichtigt werden. Okay?«
Wieder ist Oliver im Mittelpunkt. Alle Anwesenden wenden sich ihm zu und achten genau auf seine Reaktion.
»Okay«, bestätigt er pflichtschuldig.
»Moskau hat daher die folgenden inoffiziellen Verfügungen erlassen. Verfügung A. Moskau bestimmt einen Lizenznehmer für sämtliche Ölvorkommen im Kaukasus. Verfügung B. Jewgenij Iwanowitsch persönlich benennt diesen Lizenznehmer. Die Entscheidung ist seine persönliche Sache. Verfügung C. Es werden offiziell und öffentlich Zahlungsangebote von konkurrierenden Ölgesellschaften eingeholt. Aber.« Ein tiefer Atemzug, beziehungsweise Zug an der Zigarette, bringt Oliver aus der Fassung; aber er erholt sich wieder. »Aber darauf scheißen wir. Inoffiziell und nicht öffentlich wird Moskau sich für das Konsortium entscheiden, das von Jewgenij Iwanowitsch und seinen Leuten bestimmt wird. Verfügung D. Die Zahlungsbedingungen für das zu benennende Konsortium errechnen sich nach den Förderabgaben der bestehenden aserbaidschanischen Ölfelder auf der Basis des durchschnittlichen Jahresertrags der letzten fünf Jahre. Alles klar?« »Alles klar.«
»Eins ist auf jeden Fall zu bedenken: Die sowjetischen Fördermethoden sind ein Dreck. Miserable technische Ausrüstung, miserable Transportmittel, saumäßiges Management. Der kalkulierte Betrag wird daher sehr bescheiden sein, verglichen mit dem Aufwand, den die effizienten modernen Fördermethoden des Westens erfordern. Die Basis dafür ist die Vergangenheit, nicht die Zukunft. Er wird ein Bruchteil der Zukunft sein. Dieser Betrag wird von höchster Ebene in Moskau zum vollen Ausgleich der Lizenzgebühr anerkannt. Verfügung E. Sämtliche Einnahmeüberschüsse aus der künftigen Ölförderung sind Eigentum des von Jewgenij Iwanowitsch und seiner Organisation benannten KaukasusKonsortiums. Nach Eingang einer einmaligen Vorauszahlung von dreißig Millionen Dollar Provision kommt es zum Abschluß eines geheimen und förmlichen Vertrags. Der öffentliche und offizielle Vertragsschluß folgt automatisch. Zuschläge auf die ursprüngliche Provision ergeben sich aus künftigen Profiten und sind auf informeller Basis auszuhandeln.«
»Beneidenswert, die höchste Ebene bei euch im Land«, brummt Massingham, dessen Stimme offenbar an Ölknappheit leidet und immer heiser ist. »Fünfzig Millionen dafür, daß man ein paarmal seinen Namen schreibt, und später noch fette Zuschläge. Keine schlechte Ausbeute,
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