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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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fröhlichen Kichern, in das Massingham und die Kofferträger jetzt ausbrechen. »Wenig Erfahrung in anderen Bereichen, dafür in moralischen Dingen ein wenig zu großzügig - waren wir das nicht alle in seinem Alter? Aber ein erstklassiger Jurist, absolut fähig, unsere Rechtsabteilung zu vertreten, wenn unser verehrter Kollege Dr. Alfred Winser im Ausland zu tun hat.« Bedfordshire ist im Ausland? staunt Oliver, wie immer amüsiert von den kleinen dichterischen Freiheiten, die Tiger sich herausnimmt. Auf einmal ist Winser Doktor? »Oliver, ich möchte, daß du dir die Zusammenfassung unseres bisherigen Gesprächs ganz besonders sorgfältig anhörst. Jewgenij hat uns drei hochwichtige, sehr kreative und originelle Projekte vorgeschlagen, die uns - und zwar aufs genaueste und deutlichste, wie ich denke - vor Augen führen, welcher Wind jetzt in Mr. Gorbatschows neuem Rußland weht.«
    Zuvor jedoch Händeschütteln mit den großen Männern. Jewgenijs gepolsterte Faust quetscht Olivers unerprobte Hand, seine Puppenwimpern zwinkern spitzbübisch. Als nächstes kommen Bruder Michails vier knorrige Finger samt Daumen. Dann ein schwammiger Klaps von dem priesterlichen Zigarrenraucher mit den drei geschlossenen Jackettknöpfen. Sein Name, so stellt sich heraus, ist Schalwa, er stammt aus Tiflis in Georgien und ist wie Oliver Rechtsanwalt. Das Wort Georgien fällt bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal, doch Oliver, dessen Ohren und Augen heute auf jede winzige Nuance eingestellt sind, erkennt sofort seine Bedeutung: Georgien, und ein merkliches Straffen der Schultern; Georgien, und ein Hin und Her von Blicken, als die loyalen Truppen sich zum Appell versammeln.
    »Sind Sie schon mal in Georgien gewesen, Mr. Oliver?« fragt Schalwa mit der wehmütigen Stimme eines wahren Gläubigen. »Leider nein«, gesteht Oliver. »Es soll dort sehr schön sein, wie ich höre.«
    »Ja, Georgien ist ein sehr schönes Land«, bestätigt Schalwa mit dem Nachdruck des Kanzelredners. Jewgenij nickt langsam wie ein Pferd und wiederholt es auf Englisch. »Georgien sehr schönes Land«, dröhnt er, und auch der ominöse Michail bekräftigt nickend seinen Glauben.
    Und schließlich, wie unter Boxern vor dem Kampf, ein leichter Handschlag mit Olivers blassem Altersgenossen Alix Hoban, der nicht näher vorgestellt wird, weder als Georgier noch sonst etwas. Hoban hat etwas Beunruhigendes an sich, das Oliver veranlaßt, ihn in eine andere Schublade als die anderen zu stecken. Etwas Kaltes, Unaufrichtiges, Unduldsames und Rachsüchtiges. Etwas, das sagt: Wenn du mir noch ein einziges Mal auf die Füße trittst … Aber diese Überlegungen müssen zurückgestellt werden. Nachdem Oliver jetzt zu ihnen gestoßen ist, bitten Tigers flinke kleine Hände alle Platz zu nehmen - nun aber nicht mehr am Konferenztisch, sondern in den grünledernen Regency-Sesseln, die für die Besprechung dessen reserviert sind, was Tiger Jewgenijs drei sehr kreative und originelle, vom neuen Wind in der Sowjetunion kündenden Vorschläge genannt hat. Und da die Orlows nicht Englisch sprechen - heute jedenfalls nicht -, und da Massingham nicht zu ihrer Mannschaft, sondern zu der Tigers gehört, werden sie von dem nicht näher beschriebenen Alix Hoban vertreten. Seine Stimme klingt völlig anders, als Oliver erwartet hat. Sie kommt weder aus Moskau noch aus Philadelphia, sondern ist ein Flickwerk beider Kulturen. Der schartige Klang ist so durchdringend, als sei Hoban an einen Verstärker angeschlossen. Er spricht, so hört es sich an, im Auftrag irgendeines Mächtigen - und das ist auch zweifellos der Fall -, in schroffen, knappen Sätzen, zu denen man nur ja oder nein sagen kann. Nur gelegentlich blitzt etwas von seiner eigenen Persönlichkeit auf, wie ein Dolch, der beim Festmahl gezückt wird.
    »Mr. Jewgenij und Mr. Michail Orlow verfügen in der Sowjetunion über zahlreiche exzellente Kontakte. Okay?« beginnt er, verächtlich an Neuling Oliver gewandt. Das »Okay« verlangt keine Antwort. Er fährt ohne Pause fort. »Durch seine Erfahrungen beim Militär - und in Regierungsdiensten -, ferner durch seine Beziehungen zu Georgien - und gewisse andere Beziehungen - genießt Mr. Jewgenij das Vertrauen der höchsten Stellen im Land. Er ist daher in der einmaligen Lage, die Verwirklichung von drei speziellen Vorschlägen zu ermöglichen, vorbehaltlich angemessener Provisionen, die außerhalb der Sowjetunion zu zahlen sind. Kapiert?« fragt er schneidend. Oliver hat´s kapiert.

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