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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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mindestens« - Olivers Verwirrung ist so komplett, daß er die Zahl nicht genau mitbekommt - »Gallonen Blut in jeder Blutgruppe lagern können. Dieses Projekt wird mit staatlichen Subventionen gefördert, vorbehaltlich der Einhaltung gewisser Bedingungen. Des weiteren wird der Staat die Krise ausrufen. Ebenfalls im Geiste der Zusammenarbeit« er hebt um Aufmerksamkeit bittend einen bleichen Finger »wird jede Republik Weisung erhalten, eine bestimmte Menge Blut an die zentrale Blutbank in Moskau zu liefern. Eiserner Grundsatz. Liefert eine Republik die verlangte Menge Blut an die Zentrale nicht, werden ihr die staatlichen Subventionen gestrichen.« Hoban bläht sich mächtig auf, das heißt so mächtig, wie seine übelklingende Stimme es zuläßt: »Diese zentrale Blutbank erhält den Namen Krisenfall-Blutbank. Sie wird in einem prachtvollen Gebäude untergebracht. Ein Schaustück. Wir werden ein schönes Gebäude dafür aussuchen. Vielleicht mit einem Flachdach für die Hubschrauber. In diesem Gebäude steht rund um die Uhr medizinisches Personal bereit, um plötzlich auftretende, die Kapazitäten der örtlichen Blutbanken übersteigende Nachfrage aus allen Teilen der Sowjetunion zu erfüllen. Zum Beispiel bei einem Erdbeben. Zum Beispiel bei einer größeren Katastrophe in der Industrie. Zum Beispiel bei einem Eisenbahnunglück oder einem kleinen Krieg. Zum Beispiel bei terroristischen Anschlägen seitens Tschetscheniens. Über dieses Gebäude wird auch im Fernsehen berichtet. Und in den Zeitungen. Dieses Gebäude wird der Stolz der gesamten Sowjetunion. Niemand wird sich weigern, dafür zu spenden, auch wenn es nur um eine kleine Krise geht; Krise muß nur von höchster Ebene ausgerufen werden. Können Sie mir folgen, Oliver?« »Selbstverständlich kann ich Ihnen folgen. Das kann doch jedes Kind«, platzt Oliver heraus. Aber außer ihm selbst hat niemand ihm seine Verwirrung angemerkt. Nicht einmal der alte Jewgenij, das Granithaupt auf die Granitfaust gestützt, hat seinen Schrei gehört.
    »Jedoch«, erklärt Hoban - nur paßt er sprachlich nicht mehr so auf und spricht das J am Anfang wie Ch, was Oliver zu jeder anderen Zeit innerlich hätte grinsen lassen - »Chedoch. Es ist bereits abzusehen, daß die Betriebskosten von KrisenfallBlutbank für den Staat nicht tragbar sind. Sowjetstaat hat kein Geld. Sowjetstaat muß die Prinzipien der Marktwirtschaft akzeptieren. Wir haben daher Frage an Sie, Oliver. Wie kann Krisenfall-Blutbank finanziell sich tragen? Wie können wir das erreichen? Wie lautet Ihr persönlicher spezieller Vorschlag an höchste Ebene im Land, bitte?«
    Sengende Blicke aus allen Augen, am heftigsten treffen ihn die von Tiger. Sie verlangen seine Zustimmung, seinen Segen, seine Mittäterschaft. Sie wollen ihn als Komplizen, mitsamt seiner Moral und seinen Idealen. Oliver errötet unter all dieser Glut. Er zuckt die Schultern, macht ein finster störrisches Gesicht, aber ohne Erfolg.
    »Das überschüssige Blut an den Westen verkaufen, nehme ich an.«
    »Dreh die Lautstärke auf, Oliver, bitte!« ruft Tiger.
    »Ich habe gesagt, das übrige Blut an den Westen verkaufen« ärgerlich - »warum nicht? Das ist doch ein Rohstoff wie jeder andere. Blut, Öl, Alteisen, wo ist da ein Unterschied?« Für sich selbst hört er sich an wie jemand, der sich aus seinen Ketten losreißt. Doch Hoban nickt bereits zustimmend, Massingham grinst wie ein Idiot, und Tiger hat das breiteste und besitzerstolzeste Lächeln des Tages aufgesetzt. »Eine clevere An regung«, erklärt Hoban, offenbar zufrieden mit dem von ihm gewählten Adjektiv. »Wir verkaufen dieses Blut. Offiziell, aber auch geheim. Die Geschäfte werden wie Staatsgeheimnis behandelt und sind von höchster Ebene in Moskau schriftlich zu genehmigen. Das für Krisen nicht benötigte Blut wird täglich von einer Boeing 747 mit Kühlschrank vom ehemaligen Moskauer Flughafen Scheremetjewo aus an Ostküste von Vereinigten Staaten geliefert. Die Frachtkosten sind in voller Höhe von Vertragspartner zu tragen.« Er hat die Bedingungen schriftlich und sieht beim Sprechen in seine Notizen. »Um negatives öffentliches Aufsehen zu vermeiden, unterliegen die Transporte strenger Geheimhaltung. In Rußland dürfen wir nicht hören: ›Die verkaufen unser russisches Blut an die siegreichen Imperialisten.‹ In den Staaten möchte man nicht hören, daß amerikanische Kapitalisten arme Nationen buchstäblich ausbluten. Das wäre kontraproduktiv.« Er leckt an einer

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